Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)
wieder auf den Stuhl fallen. Er seufzte tief. »Ich weiß«, sagte er. »Ich frage mich nur, ob sich nicht vielleicht mehr daraus entwickeln wird, als die beiden bewältigen können.«
»Will hat mein ganzes Vertrauen«, sagte Walt.
Crowley nickte zustimmend. Trotz seiner Jugend genoss Will bei den Waldläufern großes Ansehen – mehr, als er selbst ahnte. »Und Pauline sagte, Alyss sei eine ihrer besten Kuriere«, fügte Walt hinzu. Lady Pauline war ein Mitglied des Diplomatischen Dienstes. Sie hatte Alyss in den Dienst aufgenommen und ihre Ausbildung überwacht. Alyss war ebenso ihr Ziehkind wie Will das von Walt.
»Ja, natürlich. Ich weiß, dass sie die Richtigen für die Aufgabe sind. Und wenn wir zu viele Leute hinschicken, laufen wir Gefahr, uns zu verraten und mehr Schaden anzurichten, als zu helfen. Es ist nur so, dass ich ein komisches Gefühl bei der Sache habe. Als ob jemand hinter mir stünde und ich ihn zwar wahrnehmen, aber nicht sehen kann. Verstehst du?«
Walt nickte. »Mit geht es ähnlich. Aber wie du bereits sagtest, wenn wir übertreiben, verraten wir uns.«
Eine Weile sprach niemand ein Wort.
»Natürlich könnten wir eine zusätzliche Person schicken, die im Bedarfsfall helfen kann«, schlug Walt dann vor.
Crowley sah ihn aufmerksam an. »Eine weitere Person wäre nicht übertrieben.«
»Jemand, der etwas Schlagkraft hätte, falls sie die bräuchten«, fuhr Walt fort. »Um ihnen den Rücken freizuhalten, sozusagen.«
»Ich denke, ich würde mich wohler fühlen, wenn ich wüsste, dass sie dort ein bisschen Rückendeckung haben«, stimmte Crowley zu.
»Und wenn wir den richtigen Mann schicken, könnte er sogar mehr als nur ein bisschen Rückendeckung bieten«, sagte Walt.
Ihre Blicke trafen sich. Sie waren alte Kameraden und Freunde. Sie hatten mehr Schlachten zusammen überstanden, als sie zählen konnten. Jeder wusste genau, was der andere dachte, und jeder war mit dem anderen völlig einverstanden.
»Du denkst an Horace?«, fragte Crowley.
Walt nickte. »Ich denke an Horace.«
W ill hatte keine Ahnung, dass die beiden Waldläufer beschlossen hatten, ihm und Alyss Verstärkung zu schicken. Die Taube, die den Bericht befördert hatte, war die Einzige, die die Strecke zwischen Lehen Norgate und Burg Araluen kannte. Also war sie auch die Einzige, die eine Antwort zurückbringen konnte. Aber es würde drei oder vier Tage dauern, bis sie sich ausreichend erholt hatte, um diese anstrengende Rückreise antreten zu können.
Hätte Will davon gewusst, hätte er sich bestimmt etwas besser gefühlt, denn Horace hatte seinen Wert schon oft unter Beweis gestellt. Als Lehrling war er ein besonders talentierter Krieger gewesen – ein Naturtalent, wie seine Lehrer sagten. Er hatte den bösen Lord Morgarath im Zweikampf besiegt und sich später im Krieg der Nordländer gegen die Temujai mehr als einmal bewiesen. Darüber hinaus hatte er auch in Gallica einen gewissen Ruf als Zweikämpfer erlangt – der Name des Ritters vom Eichenblatt war dort immer noch wohlbekannt.
Und so hätte die Nachricht, dass Horace auf dem Weg zu ihnen war, vielleicht das ungute Gefühl vertrieben,
das Will an diesem freundlichen Wintermorgen empfand. Er dachte immer noch über die Unterhaltung mit den Soldaten nach und wollte Alyss sehen, sobald er eine vernünftige Entschuldigung dafür hatte. Er zog auch in Erwägung, Unterstützung bei Sir Keren zu suchen. Schließlich stand der junge Kommandant der Garnison seinem Vetter offensichtlich nicht sehr nahe und hatte eine unabhängige Streitkraft unter seinem Kommando, die sich als wertvoll erweisen konnte. Doch bevor Will einen solch weitreichenden Schritt unternahm, musste er das mit Alyss besprechen.
Darüber hinaus wollte er endlich einen Zeitpunkt vereinbaren, um zusammen weitere Nachforschungen nach dem geheimnisvollen Malkallam anzustellen – denn der musste es sein, der hinter dem ganzen Hokuspokus im Wald steckte. Doch erst musste Will eine Möglichkeit finden, mit Alyss in Verbindung zu treten. Als Musikant konnte er wohl kaum uneingeladen an die Tür einer Edeldame klopfen.
Während er sich eine Ausrede überlegte, ging er nachsehen, ob Reißer und die Hündin gut versorgt waren. Da die Hündin anfing, in Wills engem und muffigem Zimmer unruhig zu werden, hatte er auch sie in den Stall gebracht, damit sie bei Reißer blieb. Beide Tiere schienen damit recht zufrieden. Reißer war gutmütig und hatte die Hündin angenommen, während sie umgekehrt das
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