Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

grob.
    »Ist das klar?«, fragte er nachdrücklich und nahm seine Hand weg.
    Xander atmete tief ein und antwortete nach einer Pause kleinlaut: »Ja.«
    Will holte ebenfalls tief Luft und atmete langsam aus.
    »Gut«, sagte er, und Horace und Malcolm nickten beide zufrieden. Will drehte sich um, doch der Sekretär konnte anscheinend nicht anders, er musste immer das letzte Wort haben.
    »Allerdings …«, begann er in diesem überheblichen Ton, den alle so gut kannten.
    Will warf entnervt die Hände in die Luft, dann drehte er sich zu Xander um.
    »Also gut!« Er packte den Sekretär am Kragen, sodass der kleine Mann das Gleichgewicht verlor, und zerrte ihn mit sich in Richtung Wald.
    »Ich bin in etwa einer Stunde zurück«, rief er über die Schulter zu Horace und Malcolm. Keiner von beiden rührte sich, um ihn aufzuhalten.
    Xander krümmte sich und winselte, aber Wills Griff war wie aus Eisen. Xander konnte nichts anderes tun, als sich von ihm wegführen zu lassen.
    Horace fragte sich später, ob Will seine Drohung wirklich wahr gemacht hätte.
    Doch das würde er wohl nie erfahren. Denn noch bevor Will auf dem Weg angelangt war, kam einer von Malcolms Leuten auf die Lichtung gerannt.
    Es war Poldaric, ein junger Mann, der durch einen Unfall als Kind einen krummen Rücken und einen zur Seite gedrehten Kopf hatte. Horace hatte gesehen, wie schnell der junge Mann sich zwischen den Bäumen bewegt hatte. Erstaunlich, wie ein Körper sich anpassen kann, dachte Horace.
    Poldaric rannte auf Will zu. »Eure Freundin«, stieß er atemlos hervor. »Sie schickt Lichtzeichen.«

    Eine Stunde später war Malcolms kleine Wohnstube gestopft voll. Horace, Malcolm, Orman, Gundar und Xander saßen um den Kamin.
    Will entschlüsselte eben die letzten Worte der Botschaft und lehnte sich mit einem Stirnrunzeln zurück.
    »Schlechte Nachrichten?«, fragte Horace.
    Will zuckte mit den Schultern. »Ich fürchte schon. Anscheinend erwartet Keren in den nächsten Tagen Besuch von einem General MacHaddish.« Er blickte sich unter den Anwesenden um. »Sagt dieser Name irgendjemand hier etwas?«
    Gundar zuckte mit den Schultern, genau wie Malcolm. Orman runzelte nachdenklich die Stirn, dann schüttelte er den Kopf.
    »Außer, dass er offensichtlich Skotte und der Sohn von jemand namens Haddish ist, nein. Habt Ihr den Namen schon gehört, Xander?«
    Der Sekretär überlegte angestrengt und schüttelte dann den Kopf. Nach der Auseinandersetzung mit Will war er froh, überhaupt noch dabei sein zu dürfen, und wünschte, er könnte irgendwelche Hinweise geben.
    »Ich fürchte, leider nicht, Mylord.«
    »Na ja«, sagte Horace aufmunternd zu Will, »zumindest bestätigt das deine Vermutung, dass Keren mit den Skotten gemeinsame Sache macht.«
    »Stimmt«, sagte Will. »Aber ich wünschte, wir könnten Genaueres in Erfahrung bringen. Zum Beispiel wäre es gut zu wissen, ob dieser MacHaddish mit einer Armee anrückt.«
    Orman rieb sich nachdenklich übers Kinn. »Ich glaube nicht, dass er eine große Armee mitbringt.« Alle blickten nun zu ihm. »Die Hauptstraße über die
Grenze dürfte um diese Jahreszeit so gut wie unpassierbar sein. Der Schnee wird frühestens in drei Wochen schmelzen.«
    Er griff nach Wills Feder und einem Stück Papier und zeichnete rasch eine Karte der Gegend.
    »Die Berge hier bilden die natürliche Grenze«, erklärte er. »Wie man sieht, liegt Burg Macindaw genau an der Straße, die über den Pass führt. Aber der Pass ist den Winter über wegen der Schneemassen geschlossen. Deshalb haben wir auch nie eine große Garnison auf Macindaw gebraucht. Wir hatten nie mehr abzuwehren als kleinere Raubzüge.«
    Er zeichnete schnell eine Reihe von dünnen Linien in die Berge. »Es gibt einige schmale Seitenstraßen, aber die sind steil und sehr schwer begehbar. Man könnte zwar über die eine oder andere vielleicht eine kleine Truppe bringen, aber auf keinen Fall eine ganze Armee mit Versorgungszügen und allem, was dazu gehört.«
    Horace hatte ihm über die Schulter gesehen, um die Skizze zu betrachten. Er nickte nachdenklich.
    »Außerdem«, fügte er hinzu, während er sich wieder setzte, »würde kein General eine große Einheit in ein feindliches Gebiet schicken, ohne vorher einen Aufklärungstrupp zu entsenden.«
    Will nickte zustimmend. »Also können wir davon ausgehen, dass MacHaddish nur eine kleine Truppe bei sich hat. Was bedeutet, sie reisen wahrscheinlich bei Nacht.« Er blickte sich um und sah die anderen
nicken.