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Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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der eher wie ein Wagenrad aussah. Vielleicht war er das auch ursprünglich gewesen, dachte Horace.
    Der Nordländer erwiderte Horace’ Lächeln nicht, sondern sah ihn nur mürrisch an, während er sich vor ihm aufbaute.
    »Und wie war Euer Name?«, fragte Horace gelassen.
    »Ich bin Nils Ropehander«, erwiderte der Mann aufgebracht. »Und mein Leben ist mir zu lieb und teuer, um es in die Hände eines Jungen zu legen … mein Kleiner!«
    Zweifellos war das letzte Wort als Beleidigung gedacht. Horace lächelte jedoch weiter.
    »Aber natürlich ist es das«, sagte er verständnisvoll. »Darf ich sagen, dass Ihr da einen ganz wunderbaren Helm tragt.«
    Wie die meisten Nordländer trug auch Nils Ropehander einen schweren Eisenhelm, der mit zwei mächtigen Hörnern verziert war. Als Horace ihn erwähnte und darauf deutete, blickte der Nordländer unwillkürlich nach oben.
    Wie Horace beabsichtigt hatte, unterbrach er damit den Augenkontakt. Genau in diesem Moment machte Horace einen Schritt auf ihn zu, packte mit jeder Hand ein Horn und hob den Helm vom Kopf. Bevor der
Mann sich wehren konnte, hatte Horace den schweren Helm schon wieder mit aller Kraft zurück auf den Kopf gedrückt, sodass die Knie unter Nils nachgaben und er die Augen verdrehte. Er schwankte und da spürte er auch schon einen unerbittlichen Griff um seinen Bart und wurde heftig nach vorne gezogen.
    Horace versetzte dem Nordländer einen Schlag auf die Nase und ließ den Bart los, sodass der Mann zurückgeschleudert wurde und rücklings auf dem Boden liegen blieb.
    Wenn man einen Hieb auf die Nase bekam, das wusste Horace aus eigener Erfahrung, füllten sich die Augen mit Tränen. Als Nils tränenblind auf dem Boden umherkroch, hörte er ein Geräusch, das er gut kannte: Es war das Klirren eines Schwerts, das aus der Scheide gezogen wird. Dann spürte er einen beklemmenden Druck am Hals, der ihm anzeigte, sich besser nicht zu bewegen. Er erstarrte, und als er wieder klar sehen konnte, blickte er auf Horace’ Schwert, dessen Spitze genau unterhalb seines Kinns lag.
    »Müssen wir das Ganze hier noch weitertreiben?«, fragte Horace. Das Lächeln war verschwunden. Mit todernster Miene hob er das Schwert leicht von der Kehler des Gegners, um ihm die Gelegenheit zu einer Antwort zu geben.
    Ropehander schüttelte den Kopf und antwortete, während ihm das Blut von der Nase in die Kehle lief, erstickt: »Nnnn … nicht weiter.«
    »Gut«, sagte Horace. Mit einer flinken Bewegung
schob er das Schwert zurück in die Scheide, dann streckte er Nils die Hand hin und half dem stämmigen Seewolf auf die Beine. Sie standen sich einen Moment lang gegenüber und sahen sich in die Augen. Dann schlug Horace dem Nordländer wohlwollend auf die Schulter und drehte sich zu seinen Kameraden.
    »Ich denke, das wäre dann erledigt«, sagte er. Aus der Runde kam anerkennendes Gemurmel. Sie alle kannten Ropehanders Neigung sich zu beschweren und fanden, dass der junge Ritter die Lage bestens gemeistert hatte. Zudem waren sie beeindruckt von seiner Schnelligkeit, seiner Kraft und seinem Verständnis der nordländischen Umgangsweise. Nordländer zogen einen kräftigen Schlag einem langen Palaver immer vor.
    Horace blickte in die Runde der bärtigen Gesichter und grinste.
    »Dann wollen wir mal sehen, was für eine schlimme Horde ich hier als Armee bekommen habe. Tretet näher«, sagte er.
    Grinsend versammelten sich die Nordländer um ihn. Horace bedeutete ihnen, noch Platz für Will zu machen.
    »Er ist zwar nicht allzu groß«, sagte er, »aber er kann sehr unangenehm werden, wenn er sich ausgeschlossen fühlt.«
    Das Grinsen wurde breiter, als sie Platz für den Waldläufer machten. Horace musterte seine Krieger. Es waren raue Gesellen und sie waren auch nicht allzu
sauber. Ihr Haar und ihre Bärte waren viel zu lang und zumeist verfilzt, wie der von Nils.
    Es gab jede Menge Narben und gebrochene Nasen zu sehen, Ohren, die zumeist eingerissen oder nicht mehr ganz vollständig waren, sowie eine unglaubliche Sammlung von Tätowierungen, die  – wie Horace wusste  – mit einer Messerspitze geritzt wurden. Danach rieb man Farbe in die Schnitte. Es gab Totenköpfe, Schlangen, Wolfsköpfe und fremdartige Runen. Alle Männer waren stämmig und breit gebaut. Die meisten hatten Bäuche, die vermuten ließen, dass sie gerne Bier tranken.
    Alles in allem waren sie ein so ungehobelter, stinkender und derber Haufen von Piraten, wie man ihn sich nur vorstellen konnte. Horace drehte

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