Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)
Hund, Blackie«, sagte Horace. Die Hündin antwortete darauf mit einem freundlichen Schwanzklopfen, doch Trobar sah verärgert hoch.
Der Riese sprach selten, das wusste Horace. Er hatte eine Gaumenspalte, was das Sprechen für ihn schwierig machte, zudem waren die Worte dann so verzerrt, dass sie schwer zu verstehen waren. Dadurch kam es häufig zu Nachfragen, die dem großen Mann wiederum peinlich waren. Diesmal war er jedoch anscheinend so aufgebracht, dass ihm das egal war.
»Nich’ Bla’ie«, sagte er.
Horace zögerte, obwohl er erriet, was gemeint war.
»Nicht Blackie?«, fragte er dann. Trobar nickte energisch. Horace zuckte entschuldigend mit den Schultern. Was hatten denn nur alle gegen seine Namenswahl? »Wie heißt sie denn dann?«, fragte er.
Trobar konzentrierte sich, um den Namen richtig aussprechen zu können, dann sagte er: »Sha’ow.«
Horace überlegte kurz, dann wiederholte er: »Shadow?«
Trobars breites Gesicht erhellte sich und er nickte begeistert. »Sha’ow«, wiederholte er erfreut. Die Hündin wedelte mit dem Schwanz.
Horace betrachtete sie und ihm fiel ein, wie unauffällig sie oft hin und her huschte. »Also Schatten ! Das ist ein richtig guter Name«, sagte er, beeindruckt von dem Einfallsreichtum des Hünen.
Trobar nickte noch einmal. »Besser als Bla’ie«, sagte er abschätzig.
Horace hob verblüfft die Augenbrauen und wiederholte, um sicherzugehen, dass er das richtig verstanden hatte: »Besser als Blackie, sagst du?«
Trobar nickte wieder.
Horace schnaubte. »Wieso meinen plötzlich alle, es besser zu wissen?«, sagte er und drehte sich zu Will, um zu sehen, ob dieser mit dem Entschlüsseln fertig war. Beim Weggehen hörte er hinter sich Trobars tiefes, dunkles Lachen.
Will wollte seine Zettel gerade in die Innentasche seines Wamses stecken, als Horace zu ihm trat.
»Was gibt es Neues von Alyss«, fragte er.
Will blickte gedankenverloren noch einmal auf den Zettel, obwohl er die Nachricht ja gerade erst gelesen hatte.
»Hauptsächlich wollte sie uns vom Besuch der Skotten berichten. Aber es gibt auch für Orman Neuigkeiten. Sein Vater ist leider gestorben.«
»Hat Keren ihn umgebracht?«, fragte Horace ernst
Will zuckte mit den Schultern. »Nicht direkt. Es war wohl eher eine Art Versehen, aber letztlich ist Keren verantwortlich für seinen Tod. Alyss sagt, dass er sich nun niemals ergeben wird. Seine einzige Hoffnung besteht darin, seinen Plan mit den Skotten umzusetzen.«
»Wie dieser Plan genau aussieht, weiß sie vermutlich nicht, oder?« fragte Horace.
Will schüttelte den Kopf. »Aber mit etwas Glück erfährt Malcolm das heute Nacht von MacHaddish.«
Horace sah zweifelnd drein. »Darauf würde ich mich nicht verlassen. Er scheint mir ein ziemlich harter Brocken zu sein. Hast du eine Ahnung, was Malcolm vorhat?«
»Überhaupt nicht. Aber das erleben wir ja bald. Erst mal muss ich Orman die Sache mit seinem Vater erzählen.«
Er stand langsam auf und blickte noch einmal auf das Blatt mit der Nachricht, als würde diese ihm verraten, wie er Orman die schmerzliche Neuigkeit überbringen sollte.
Horace legte seinem Freund die Hand auf die Schulter. »Ich komme mit dir«, bot er an. Er konnte zwar nichts tun, um die Situation zu verbessern. Aber vielleicht stärkte seine Anwesenheit Will ein wenig.
»Danke«, sagte Will und sie gingen zusammen über die Lichtung.
MacHaddish, der jede Bewegung aufmerksam verfolgte, sah ihnen nach.
Orman befand sich mit Malcolm und Xander im Haus, als Will ihm die Nachricht von Syrons Tod überbrachte. Orman nahm sie schicksalsergeben hin.
»Alyss meint, er hätte zumindest keine Schmerzen verspürt«, sagte Will und hoffte, es wäre wenigstens ein kleiner Trost. »Er war wohl am Schluss bewusstlos und wachte einfach nicht mehr auf.«
»Danke für die Mitteilung«, sagte Orman. »Irgendwie
ahnte ich so etwas schon. Ich habe etwas gespürt … einen Verlust. Im Herzen wusste ich bereits, dass mein Vater tot sein muss.«
Xanders Augen hatten sich bei der Nachricht mit Tränen gefüllt. Er hatte in Syrons Familie bereits seit seiner Jugend gedient.
Auch wenn er die vergangenen Monate Ormans Sekretär gewesen war, hatte seine Loyalität Syron gegolten, und seine Treue war ebenso aufrichtig wie unerschütterlich gewesen.
Nun versuchte er, auf seine eigene Art mit dem Verlust zurechtzukommen, indem er nach einer Möglichkeit suchte, sich für Orman, der jetzt ganz offiziell sein Herr war, nützlich machen zu
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