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Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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zu hören, kein Laut der Eulen und auch nicht das Sirren von Fledermausflügeln. Nichts. Absolut nichts.
    Und doch hatte man nicht den Eindruck, dass diese Stille einfach nur Leere bedeutete. Ganz und gar nicht.
Im Gegenteil  – sie gab einem das Gefühl, dass da sehr wohl etwas war, etwas Großes, Unfassbares. Man meinte, aus der undurchdringlichen Dunkelheit außerhalb des Lichtes der Fackeln, die außer MacHaddish jeder von ihnen trug, von Blicken verfolgt zu werden. Der Wald selbst verkörperte etwas Uraltes und Böses. Will schauderte bei dem Gedanken und zog seinen Umhang enger um sich. Er sagte sich, dass es nur die Dunkelheit und die Stille war, die solche Gedanken auslösten. Es gab nichts, wovor er Angst haben musste. Er wusste schließlich, dass die Erscheinungen, die er damals gehört und gesehen hatte, als er den Wald zum ersten Mal betrat, das Resultat von Malcolms Täuschungen gewesen waren. Und doch … dieser Wald war uralt, es hatte ihn gegeben, lange bevor Malcolm sich hier niederließ. Wer konnte sagen, welche geheimnisvollen Dinge hier ihren Ursprung hatten, tief unter den Bäumen, wo das wärmende, klärende Licht der Sonne nie hinreichte?
    Will blickte verstohlen zu Horace, der neben ihm marschierte. Im Licht der Fackel war dessen Gesicht blass und wie erstarrt. Anscheinend empfand auch er diese gespenstische Stimmung.
    Der Weg schlängelte sich weiter durch den Wald. Trobar führte die Gruppe an, MacHaddish lief unmittelbar hinter ihm. Der Riese hatte MacHaddish’ Kette von dem Baumstamm gelöst und sie stattdessen an einem kleineren Holzklotz befestigt. Trobar trug den Klotz in einer Hand, als wäre es ein Picknickkorb.
Doch sowohl Horace als auch Will wussten, dass die ganze Kraft eines normalen Mannes nötig war, um diesen Holzklotz überhaupt heben zu können. Auf diese Weise war sichergestellt, dass MacHaddish nicht fliehen konnte. Trobar musste lediglich den Holzklotz fallen lassen, und MacHaddish käme nur noch im Schneckentempo voran.
    Die drei Nordländer folgten direkt hinter dem General mit gezückten Waffen  – gewappnet gegen alles, was sich in den Weg stellte.
    Will und Horace bildeten das Schlusslicht.
    »Wie weit ist es denn noch bis zur Lichtung?«, fragte Horace leise. Die Düsternis des Waldes wurde immer beklemmender. Sie schien sie richtiggehend niederdrücken zu wollen, und der junge Ritter hoffte, sehr bald endlich wieder ein Stück Himmel zu sehen und das Gefühl zu haben, durchatmen zu können.
    Will zuckte mit den Schultern. »Er sagte, es sei nicht allzu weit. Aber so oft, wie dieser Pfad vom direkten Weg abweicht, müssen wir womöglich noch meilenweit laufen.«
    Sie hatten zwar mit gedämpften Stimmen gesprochen, dennoch drehte Trobar sich um und legte den Finger über die Lippen  – ein unmissverständliches Zeichen, still zu sein. Will und Horace tauschten einen Blick aus und zuckten mit den Schultern. Aber sie sagten nichts mehr.
    Sie waren ein paar Schritte gegangen, als Trobar plötzlich die Hand hob. Alle hielten an. Er spähte nach
links und rechts in die Dunkelheit und hielt die Fackel höher. Wie auf Befehl machten es ihm die anderen nach. Will fiel auf, dass MacHaddish seine übliche Gelassenheit abgelegt hatte und immer wieder zwischen Trobar und dem dunklen Wald hin und her blickte.
    Der Mann besitzt also doch Nerven, dachte Will. Die Nordländer sprachen leise untereinander, bis Trobar sich wütend zu ihnen umdrehte und durch Zeichen bedeutete, dass sie schweigen sollten. Er ging weiter, blieb jedoch noch einmal unsicher stehen. Seine Unruhe übertrug sich bald auf die ganze Gruppe. Will hatte auf einmal das unangenehme Gefühl, dass etwas hinter ihnen lauerte, doch als er sich rasch umdrehte, war da nichts als Dunkelheit.
    Dann hörten sie ein Geräusch.
    Es war tief und gleichmäßig, wie der Atem eines Riesen. Es kam von den Seiten und von hinten. Dann von vorne. Dann wieder von rechts. Will standen die Haare zu Berge. Es ist der Wald selbst, dachte er entsetzt. Er lebt! Sofort schüttelte er ärgerlich den Kopf, um diese lächerliche Idee loszuwerden. Er wusste doch, wie Malcolm die Geräusche im Wald erzeugte. Der Heiler hatte ihm die miteinander verbundenen Röhren gezeigt, die er benutzte, um Geräusche an verschiedenen Stellen erklingen zu lassen oder sie zu verstärken. Irgendwo dort im Dunkeln, sagte Will sich, würde Luka, Malcolms Helfer mit dem riesigen Brustkorb in die Rohre hineinatmen und so das Geräusch an verschiedene

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