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Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Stellen in den Wald tragen.
    Das Keuchen hörte so plötzlich auf, wie es begonnen hatte. Trobar ging weiter. MacHaddish und die drei Nordländer folgten zögernd. Wenn Will genauer darüber nachdachte, musste Trobars Zögern und Unsicherheit nur gespielt sein. Das tat er aber wirklich gut. Er gab vor, nervös zu sein und ratlos, ob er weitergehen sollte oder nicht. Wie Malcolm es vorausgesagt hatte, übertrug die Furcht sich wie von selbst. Allein die Tatsache, dass der Riese Trobar Angst zu haben schien, war genug, um den anderen ebenfalls Angst einzuflößen.
    Trobar hielt erneut an, drehte sich um und ermahnte sie noch einmal, still zu sein. Dann reckte er den Kopf nach links und rechts, um zu lauschen.
    Das Geräusch kam von nirgendwo und überall. Das Atmen wurde abgelöst von einem tiefen Seufzen  – ein langes, vibrierendes Knurren, das für menschliche Ohren gerade noch zu hören war.
    Trobar sah sich mit weit aufgerissenen Augen zu ihnen um und dann fing er an zu rennen. MacHaddish wurde davon überrascht und so unvermittelt mitgerissen, dass er beinahe stürzte. Er konnte sich gerade noch abfangen und rannte stolpernd hinter Trobar her durchs Gebüsch, während er verzweifelt versuchte, sein Gleichgewicht wiederzufinden, denn es sah so aus, als ob Trobar nicht auf ihn warten, sondern ihn an der Kette entlang weiterziehen würde.
    Die Nordländer brauchten keine gesonderte Einladung. Sie rannten hinter dem stolpernden General her,
schoben ihn mit ihren Schilden, drängten ihn, schneller zu laufen oder Platz für sie zu machen. Will und Horace blieben unentschlossen stehen, dann hasteten auch sie weiter, stolperten über Wurzeln und Löcher in dem unebenen Boden. Die Flammen ihrer Fackeln hinterließen einen Funkenregen, während die beiden versuchten, mit den anderen Schritt zu halten.
    Will sagte sich, dass das alles ein Trick war  – eine Sinnestäuschung. Er wusste, dass Malcolm und ein Teil seiner Leute sich schon den ganzen Tag darauf vorbereitet hatten. Doch auch wenn die Vernunft ihm sagte, dass es nichts gab, wovor man sich fürchten musste, bekam man es in diesem alten dunklen Wald mit der Angst zu tun.
    Das Stöhnen hatte sich nun verändert. Jetzt war es zu einem kehligen Lachen geworden, mit dem der Wald seine Befriedigung darüber auszudrücken schien, dass sie vergeblich versuchten, ihm zu entkommen.
    Vor ihnen war Trobars raue, schleppende Stimme zu hören, als er sie erneut zur Eile antrieb. Will blickte über seine Schulter, doch der grelle Fackelschein machte ihn blind für die Dunkelheit. Wieder hatte er dieses beängstigende Gefühl, dass etwas Großes und Feindliches hinter ihm lauerte.
    Er stolperte über eine Baumwurzel und spürte im selben Moment Horace’ Hand an seinem Oberarm.
    »Pass auf, wo du hintrittst«, warnte ihn sein Freund, während er ihn stützte.
    Die Furcht war tatsächlich ansteckend. Will hörte
sie in Horace’ Stimme, die etwas höher war als sonst. Und Horace sah sie in Wills Blicken, wenn er sich besorgt umdrehte. Beide hatten sie höchsten Respekt vor dem Mut des anderen, und so verstärkte der Gedanke, dass Horace Furcht empfand, wiederum Wills Unsicherheit und umgekehrt. Die Nacht, die Dunkelheit, der schmale, verschlungene Pfad, all das ließ unbestimmte Ängste wachsen. Ängste, die genährt wurden von der Furcht fast aller Menschen  – der Furcht vor dem dunklen Unbekannten.
    Jetzt hatte sich die gespenstische Stimme erneut verändert. Das Gelächter hatte sich in ein wortloses, wütendes Knurren verwandelt. Es war ein Geräusch, das ihnen sagte, was auch immer dort draußen im Wald wartete, es spielte mit ihnen und holte allmählich zum Todesstoß aus.
    Und dann wurde es auf einmal heller. Sie rannten in die Lichtung, nach der sie gesucht hatten, und die eigenartigen Geräusche verhallten langsam.
    Die kleine Gruppe blieb schwer atmend stehen. Die Lichtung war kaum hundert Fuß breit, aber man konnte den nächtlichen Himmel über sich sehen und es war eine Erleichterung, nicht mehr so völlig von den Bäumen eingeschlossen zu sein. In der Mitte der Lichtung brannte ein kleines Feuer. Nach der bedrückenden Schwärze des Waldes schien es ihnen besonders hell und freundlich zu leuchten, und sofort gingen sie darauf zu.
    Da trat auf einmal jemand dazwischen. Den Arm in
einer unmissverständlichen Geste erhoben, warf er im flackernden Licht des Feuers einen langen Schatten.
    Es war Malcolm. Doch dies war nicht der freundliche, mitfühlende Heiler,

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