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Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Worte aussprach, flammte das Feuer auf und dichter roter Nebel quoll genau an der Stelle, wo Malcolm kurz zuvor das kleine Päckchen hingeschüttet hatte.
    Die Nordländer, Trobar und MacHaddish schrien alle erschrocken auf. Leicht verspätet folgten Will und Horace. Als der eigenartige rote Nebel sich über dem Feuer ausbreitete, wurden die Flammen mit einem Mal schwächer, als würden sie erstickt. Damit wurde es immer dunkler in der Lichtung, Malcolms Schatten wurde immer länger und die Bäume schienen näher zu rücken.
    »Bei Gorlogs Klauen!«, rief einer der Nordländer aus. »Was für ein Teufel ist das denn?«
    Alle Blicke folgten der Richtung, in die er zeigte. In dem Nebel, der sich am nördlichen Waldrand gebildet hatte, schimmerte ein rötliches Licht. Doch es war mehr als nur ein Licht. Es waren die Umrisse einer entsetzlichen Fratze. Sie war nur für einen Moment sichtbar und dann wieder verschwunden, dennoch prägte sie sich jedem ein. Ein dreieckiges Gesicht, mit riesigen, dunklen Augenhöhlen und einem höhnisch grinsenden Mund, der lange Reißzähne entblößte. Ein Ziegenbart bedeckte das Kinn und das Haar war ein Gewirr von roten Büscheln mit zwei krummen Hörnern dazwischen.
    Es verschwand wieder, dann war ein bösartiges Lachen zu hören, das um die ganze Lichtung zu wandern schien. Die schreckgeweiteten Augen aller folgten ihm.
    Plötzlich tauchte das Gesicht hoch am Himmel wieder auf, diesmal glühte es wie von einem inneren Licht erleuchtet. Es sauste nach unten und über die Lichtung, zwängte sich zwischen die Bäume und löste sich dann in einem Funkenregen auf, sodass die Dunkelheit danach noch schwärzer wirkte als vorher.
    Malcolm war zurückgewichen, als die Geistererscheinung über die Lichtung sauste, und hatte erfolglos versucht, mit seinem Schwarzdornstab nach ihr zu schlagen. Er stolperte und fiel auf die Knie. Mit dem Stab deutet er auf die Nebelbank, wo das furchtbare Gesicht erneut aufgetaucht war.
    »Fort mit dir, Serthrek’nish ! Ich verbiete dir den Zugang. Fort, sage ich!«
    Das Gesicht verschwand und alle Zuschauer schrien erschrocken auf, als eine neue Erscheinung sich formte, schwarz schimmernd und riesig: ein Krieger in einer alten Rüstung und einem geflügelten Helm mit Augenschlitzen. Er ragte für einen Moment hoch über ihnen und ebenso schnell verschwand er auch wieder.
    Will hatte die furchteinflößende Gestalt schon einmal gesehen. Auch damals war sie so schnell verschwunden, dass er sich gefragt hatte, ob er nicht nur einer Sinnestäuschung erlegen war.
    Das Feuer war jetzt nur noch ein kleiner Haufen Glut. Malcolm stand etwas unsicher auf und deutete mit dem Stab in den Wald hinein. »Fort mit dir, sage ich!«, rief er.
    Rötliche Blitze zuckten durch den Wald, kreisten um die Lichtung und warfen schemenhafte Schatten, die gleich darauf wieder verschwunden waren. Währenddessen hörten sie Serthrek’nish zum ersten Mal sprechen. Seine Stimme war tief und hohl. Das Blut konnte einem dabei in den Adern gefrieren.
    »Die Flammen sind erloschen. Die Macht des Dreiecks ist schwach. Ich werde mir das Blut von einem von euch holen.«
    Einer der Nordländer machte Anstalten, mit der Streitaxt in der Hand aufzustehen, aber Malcolm hielt ihn auf.
    »Bleib, wo du bist, du Narr!«, befahl er scharf. »Er sagt, er will einen und nur einen von uns. Er kann den Skotten haben.«
    »Neeeeeeiiiiin!« MacHaddish’ Schrei verriet sein Entsetzen. Für die Nordländer war das dämonische rote Gesicht eine angsteinflößende Erscheinung, aber für MacHaddish war es das reine Grauen. Es war der Inbegriff des Schreckens für alle Skotten. Der Menschenfresser und Seelenstehler war der schlimmste Teufel, den man sich vorstellen konnte. Serthrek’nish tötete seine Opfer nicht nur. Er stahl ihre Seelen und damit ihr ganzes Sein, er nährte sich davon, um sich selbst zu stärken. Wenn Serthrek’nish eine Seele geholt hatte, gab es für sein Opfer keinen Frieden im Tod, kein Weiterleben nach dem Tode.
    Und es gab nicht einmal die Erinnerung. Denn wenn jemand von diesem Dämon geholt wurde, dann
war seine Familie gezwungen, jede Erinnerung an ihn aus ihren Gedanken zu verbannen.
    Beim Totenfest, wo die Familien für die Ahnen und Urahnen beteten, gab es dann einen leeren Platz. Das Opfer war in alle Ewigkeit verloren und musste trostlos umherwandern.
    Die Drohung des Zauberers bedeutete für MacHaddish, dass er nicht nur einem furchtbaren Tod ins Auge sah, sondern einem endlosen

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