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Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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jemand gerade nahe am Fenster vorbeiginge. Es konnte nur Alyss gewesen sein.
    »Hast du das gesehen?«, fragte er.
    Horace, der die Zugbrücke und das Torhaus in Augenschein genommen hatte, blickte ihn neugierig an. »Was meinst du?«
    »Ich dachte, ich hätte etwas an Alyss’ Fenster gesehen«, sagte Will. »So als sei sie gerade im Dunkeln vorbeigegangen«, fügte er traurig hinzu.
    Horace blickte hoch zum Fenster, aber dort war
nichts. Das Fenster war nur ein dunkles Loch in der Mauer.
    »Wahrscheinlich war sie es«, sagte er achselzuckend. Er verstand die Enttäuschung seines Freundes. Es war ärgerlich zu wissen, dass Alyss gar nicht weit von ihnen entfernt war und sie ihr einfach nicht helfen konnten. Für Will musste es noch schlimmer sein. Bestimmt machte er sich Vorwürfe, dass er sie allein zurückgelassen hatte.
    »Ein Jammer, dass ich ihr kein Zeichen geben kann«, sagte Will. »Nur, um sie wissen zu lassen, dass wir hier sind. Es würde sie vielleicht etwas aufmuntern.«
    »Ja, aber dann erführe es auch Keren. Es ist keine gute Idee, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass wir seine Burg beobachten. Es ist immer besser, den Feind im Ungewissen zu lassen.«
    »Ich weiß, seufzte Will. »Ich werde ihr heute Nacht noch eine Nachricht schicken. Damit sie weiß, dass wir sie nicht vergessen haben.«
    Horace beschloss, dass es Zeit war, den Freund von seinen düsteren Gedanken abzulenken. Er blickte nach Süden, wo sich ein noch größeres Stück offenes Land erstreckte.
    »In dieser Richtung sieht es auch nicht viel besser aus«, stellte er enttäuscht fest. »Und was machen wir jetzt?«
    Geduckt wichen sie zurück in den Wald und wischten sich dort den feuchten Schnee von den Knien und Ellbogen. Will deutete nach Westen.
    »Von Westen her haben wir vielleicht die größten Chancen«, sagte er. »Der Wald reicht dort viel näher an die Burg heran.«
    »Dann sehen wir es uns doch gleich mal an«, schlug Horace vor.
    Sie kehrten zu ihren Pferden zurück und ritten los. Dabei blieben sie immer innerhalb des Waldes, um auch ja nicht von den Wachen auf der Burg entdeckt zu werden. Horace merkte, wie sein Kampfgeist langsam sank. Die Burg schien uneinnehmbar. Selbst mit einer größeren Streitkraft wäre es eine harte Nuss. Mit weniger als dreißig Mann sah er einfach keine Möglichkeit, das zu schaffen. Doch er sprach es nicht aus, denn er wusste, wie Will darauf reagieren würde.
    Er spürte die niederdrückende Enttäuschung, die sein Freund empfand. Horace hatte großes Vertrauen in Wills Fähigkeiten, anscheinend unlösbare Aufgaben zu bewältigen. Will war schließlich ein Waldläufer und er war von Walt ausgebildet worden, dem berühmtesten Mitglied seiner Zunft. Waldläufer hatten Ideen, die manchmal aus dem Nichts zu kommen schienen. Horace hatte das bei Will schon mehr als einmal erlebt und er spürte irgendwie, dass da gerade wieder etwas in der Luft lag.
    In einem solchen Fall würde es Will nicht weiterhelfen, wenn Horace ihm sagte, dass er keine Erfolgsaussichten sah.
    Sie mussten es einfach schaffen, sowohl um das Königreich als auch um Alyss zu retten. Wenn Caleb
MacFrewin in drei Wochen seine zweihundert Mann durch den Wald führte, musste er Burg Macindaw in den Händen einer Garnison vorfinden, die sich ihm in den Weg stellte.
    Die Skotten hätten dann zwar die für einen Sturm nötige Anzahl Soldaten, jedoch nicht die Verpflegung für eine anhaltende Belagerung, und auch nicht die nötigen Kampfmaschinen oder Waffen. Sie rechneten nicht damit, Macindaw einnehmen zu müssen, sondern gingen davon aus, dass es ihnen wie besprochen übergeben würde, sodass sie sich ihre Versorgung einfach aus den umliegenden Dörfern holen könnten.
    Früh am Morgen hatte Xander Grimsdell verlassen, begleitet von einem von Malcolms Leuten. Sie waren zu Fuß unterwegs und hofften, so an Kerens Straßensperren vorbeizukommen. Sobald sie das geschafft hatten, wollten sie auf irgendeinem Bauernhof ein Pferd kaufen. Xander hatte einen Brief an den Befehlshabenden von Burg Norgate bei sich, in dem sowohl die Lage auf Macindaw beschrieben wurde als auch die finsteren Pläne der Skotten. Der Brief war von Orman unterzeichnet und mit seinem Ring versiegelt. Und damit bestand hoffentlich die Aussicht, dass sie bald Verstärkung aus Nordwesten bekämen.
    Horace dachte darüber nach, welche Möglichkeiten sie hatten, wenn sich die Burg erst einmal in ihrem Besitz befand. Er hatte keine Zweifel, dass sie dann die Soldaten, die

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