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Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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ein umgestürzter Karren, und erwartest von mir, dass ich in Begeisterung ausbreche. Nebenbei bemerkt habe ich schon bessere Zeichnungen von Rädern gesehen.«
    Will versuchte, die Zeichnung mit Horace’ Augen zu sehen. Vielleicht hatte sein Freund ja recht. Sie sah tatsächlich ein wenig merkwürdig aus. Aber Horace mäkelte ja immer gerne herum.
    »Die Räder sind nicht so schlecht«, sagte er schließlich.
    Horace nahm ihm die Kreide aus der Hand und tippte damit auf das linke Rad. »Dieses ist viel größer als das andere.«
    »Das hat etwas mit der Darstellung der Raumtiefe
zu tun«, erwiderte Will trotzig. »Das Linke ist näher am Betrachter, deshalb sieht es größer aus.«
    »Wenn das stimmt, dann müsste dein Handwagen mindestens zwei Pferdelängen breit sein«, erwiderte Hoarce. »Ist das so geplant?«
    Wieder studierte Will seine Zeichnung kritisch.
    »Nein, ich dachte vielleicht eine Pferdelänge breit und noch mal um die Hälfte länger.« Schnell zeichnete er eine kleinere Ausgabe des linken Rades und wischte den ersten Versuch weg. »So besser?«
    »Könnte etwas runder sein«, sagte Horace. »Ein Rad mit dieser Form kriegst du nur schwer zum Rollen. Es ist an einer Stelle ziemlich spitz.«
    Will wurde langsam ungeduldig, denn er hatte den Eindruck, sein Freund wollte einfach nur herumnörgeln. Er knallte die Kreide auf den Tisch.
    »Dann zeichne du mal freihändig einen vollkommenen Kreis!«, sagte er wütend. »Ich bin gespannt, wie gut du das kannst! Das hier ist lediglich eine Skizze, mehr nicht.«
    Malcolm wählte ausgerechnet diesen Moment, um einzutreten. Er war draußen gewesen, hatte nach MacHaddish gesehen, um sicherzugehen, dass er immer noch fest an den Baumstamm gekettet war. Als er am Tisch vorbeikam, blickte er auf die Zeichnung.
    »Was ist das denn?«, fragte er.
    »Es ist ein umgedrehter Handwagen mit Raumtiefe«, erklärte Horace trocken.
    Will warf Horace einen finsteren Blick zu und beschloss,
ihn mit Missachtung zu strafen. Zu Malcolm sagte er: »Meint Ihr, jemand von Euren Leuten könnte mir so etwas bauen?«, fragte er.
    Der Heiler runzelte nachdenklich die Stirn. »Das wird nicht so ganz einfach sein«, sagte er. »Wir haben Wagenräder, aber sie haben alle die gleiche Größe. Muss dieses Rad hier wirklich so viel größer als die anderen sein?«
    Will starrte Malcolm verblüfft an. Horace hielt die Hand vors Gesicht, um sein Grinsen zu verbergen.
    »Das ist ein zeichnerischer Kunstgriff und hat etwas mit Raumtiefe zu tun«, erklärte Will betont langsam.
    »Ach ja? Tatsächlich? Nun, wenn Ihr das sagt.« Malcolm betrachtete die Zeichnung noch eine Weile. »Und muss das Rad wirklich so eingedellt sein? Unsere Räder sind eher rund. Ich fürchte, diese hier rollen nicht so leicht… wenn überhaupt.«
    Malcolm hatte schon von draußen ein paar Minuten des Gesprächs zwischen Horace und Will mit angehört und beschlossen, sich einen Scherz zu erlauben. Horace schnaubte und versuchte ein Lachen zu unterdrücken. Seine Schultern zuckten und auch Malcolm konnte seinen ernsten Gesichtsausdruck nicht länger beibehalten. Mit einem Mal lachten die beiden laut los.
    Will musterte sie kühl.
    »Oh, klar. Ganz besonders lustig«, sagte er. »Wirklich sehr witzig. Ich frage mich, warum ich mich als Gaukler ausbilden lassen musste, wo wir doch zwei so grandiose Komödianten zur Verfügung haben.
Aber jetzt weiß ich zumindest«, fügte er nachdrücklich hinzu, »warum die Leute die Gaukler auch Narren nennen.«
    Horace und Malcolm schafften es nur mit größter Anstrengung, nicht sofort wieder loszuprusten. Malcolm wischte sich über die Augen.
    »Aahh«, sagte er zu Horace, »es tut gut, den Tag mit einem Lachen zu beginnen.«
    »Es ist später Vormittag«, machte Will ihn aufmerksam.
    »Besser spät als nie«, erwiderte Malcolm.
    Will schien etwas sagen zu wollen, doch Horace fand, es sei an der Zeit, mit den Scherzen aufzuhören.
    »Will«, sagte er nun wieder ernst, »warum erklärst du uns nicht einfach, was dieses Ding bezwecken soll?« Horace dachte sich, dass der Gedanke dahinter sicher nicht verkehrt war, egal wie schlecht die Zeichnung sein mochte. Er wusste, dass sein Freund noch nie eine schlechte Idee gehabt hatte.
    »Es soll uns näher an die westliche Mauer bringen«, erklärte Will. »Mitsamt unserer Leiter.«
    Horace blickte noch einmal auf die Zeichnung. »Du willst das Ding bis zur Mauer schieben?«, sagte er. »Und dieser überdachte Teil soll uns schützen, richtig?«

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