Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
Vom Netzwerk:
wird.«
    Horace, der wie Will unter dem niedrigen Karrendach kauerte, verdrehte die Augen.
    »Meine Lieblingsbeschäftigung«, sagte er. »Hast du wenigstens was zu essen mitgebracht?«

    Als es Abend wurde, hatten sich die Männer auf dem Festungswall längst an den Anblick des schiefen Karrens gewöhnt.
    Zunächst hatte man jedoch Keren geholt, um das merkwürdige Gefährt zu begutachten. Er runzelte die Stirn und schüttelte dann den Kopf.
    »Das Ding dient zur Ablenkung«, sagte er. »Sie würden ihren Hauptangriff ja wohl kaum mit nur einer Leiter wagen.«
    Je mehr er darüber nachdachte, desto überzeugter war er, dass seine Vermutung stimmte. Der Angriffsversuch mit dem Karren war eine Finte, und keine sehr geschickte noch dazu, denn es war ja offensichtlich, dass ein Karren und eine Leiter nicht ausreichten. Das Erstürmen einer Burg war wie ein Spiel mit möglichst vielen Täuschungsmanövern. Sein Instinkt sagte ihm, dass der Karren ein solches Manöver war.
    Je länger er wartete, desto überzeugter war er, dass der Angriff aus Süden erfolgen würde  – oder vielleicht auch aus Osten. Diese Seiten waren am weitesten von der Westmauer entfernt. Wahrscheinlich aus Süden. Dort war der Feind schon einmal zur Tat geschritten, und Keren hatte das Gefühl, dass man ihn mit ein paar weiteren erfolglosen Ablenkungsmanövern in falscher Sicherheit wiegen wollte, und dann den echten Angriff aus dieser Richtung führen würde.
    Er deutete mit dem Daumen auf den Karren. »Steck ihn in Brand steckt«, wies er den befehlshabenden Wachmann an. »Und behalte den Wald im Auge. Ich glaube allerdings nicht, dass der Angriff hier erfolgen wird. Bereite dich darauf vor, deine Männer zur Südmauer zu schicken, wenn wir sie dort brauchen.«

    Im engen Raum unter dem Karren versuchte Horace, eine bequemere Lage zu finden. Will, der ihm zusah, schüttelte missbilligend den Kopf.
    »Halt doch still«, mahnte er. »Wenn du weiter so herumzappelst, wirst du den Karren noch umkippen.«
    Horace verzog das Gesicht. »Für dich ist das alles gut und schön«, beschwerte er sich. »Du bist darin geübt, stundenlang stillzusitzen und keinen Muskelkrampf zu bekommen.«
    »Wenn ich es kann, kannst du es auch«, sagte Will unerbittlich und spähte wieder durch das Guckloch
zur Burg hinüber. Er konnte drei Bogenschützen sehen, die in ihre Richtung zu blicken schienen, und er sah Rauch aufsteigen.
    Eigenartig, dachte er, dass sie sich in einer so angespannten Situation an einem Feuer wärmen wollten.
    »Was passiert?«, fragte Horace. Ihm war langweilig, es war unbequem und er wünschte sich irgendeine Ablenkung. Will bedeutete ihm zu schweigen. Sie waren nicht sehr weit von der Burg entfernt, und es war durchaus möglich, dass man sie hörte.
    »Sprich leise«, ermahnte er seinen Freund.
    Horace verdrehte die Augen und fuhr flüsternd fort: »Du hast gut reden. Du hast das Guckloch.«
    Will warf ihm einen betont mitleidigen Blick zu. »Es muss ja furchtbar für dich sein«, seufzte er übertrieben. »Da hast du Muskelkrämpfe und nicht einmal ein Guckloch zum Durchsehen.«
    »Ach, halt die Klappe«, knurrte Horace. Eine bessere Antwort fiel ihm nicht ein.
    Der Einschlag eines Pfeils im Holz über ihren Köpfen beendete ihr Geplänkel. Stirnrunzelnd fragte sich Will, warum die Wachen ihre Zeit und Munition damit vergeudeten, auf einen verlassenen Karren zu schießen. Die Antwort erhielt er ein paar Sekunden später.
    Horace, der bei dem unerwarteten Einschlag zusammengezuckt war, schnupperte in der Luft. »Ich rieche Rauch«, sagte er.
    Will reckte wieder den Hals, um durch das Guckloch zu spähen. Er konnte die Wachen oben stehen sehen,
dann sah er einen der Männer den Bogen heben und wieder schießen.
    »Gleich kommt noch einer«, warnte er seinen Freund.
    Sekunden später schlug der Pfeil ein. Jetzt wurde der Geruch von Rauch noch stärker. Durch das Guckloch konnte Will das Aufzucken einer Flamme sehen.
    »Sie schießen mit brennenden Pfeilen, um den Wagen in Brand zu stecken«, stellte er fest.
    »Was?« Horace fuhr hoch und stieß sich prompt den Kopf am Holzrahmen. »Dann müssen wir hier raus!«
    »Immer mit der Ruhe!«, beruhigte ihn Will. »Deshalb hatte ich ja die Bretter mit Wasser übergießen lassen, bevor wir loszogen.« Widerwillig setzte Horace sich wieder hin. Ihm fiel ein, dass die Nordländer kurz zuvor tatsächlich Wasser und geschmolzenen Schnee über die Bretter gekippt hatten.
    »Außerdem«, fuhr Will fort,

Weitere Kostenlose Bücher