Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)
Schrecken. Sie wichen zurück und versuchten, sich ihren Weg durch die Männer hinter sich zu kämpfen.
Nils traf wie ein Rammklotz auf sie und schnell waren
sie in alle Richtungen verstreut. Aus dem langsamen Zurückweichen wurde kopflose Flucht, alle dachten nur noch daran, im Turm Schutz zu suchen.
Will verteilte die nachkommenden Männer, schickte die Ersten zu Horace und Nils, die Nächsten zum Südwestturm.
Zufrieden darüber, dass sie den westlichen Festungswall eingenommen hatten, sah sich Will jetzt nach Keren oder Buttle um. Besonders diese beiden konnten ihnen gefährlich werden. Die meisten Soldaten der Garnison waren Männer, die man in Schänken angeworben hatte, Dorfschläger und Taugenichtse. Sie knickten vor den kampferprobten Nordländern ein wie Grashalme im Wind. Die Anwesenheit ihrer beiden Anführer konnte jedoch ihren Widerstand stärken, sodass es überlebenswichtig war, die beiden schnell zu finden und außer Gefecht zu setzen. Aber Will konnte sie nirgends entdecken.
Ein Schmerzensschrei vom Fuße der Mauer lenkte ihn ab. Drei Nordländer befanden sich an der dritten Leiter. Einer von ihnen sank gerade zu Boden, einen gegnerischen Pfeil in der Brust. Ein weiterer Pfeil prallte von einem der gehörnten Helme ab.
Will sah in die Richtung, aus welcher der Pfeil gekommen war. Halb verdeckt hinter den Zinnen im Südwesten war der Kopf eines Soldaten zu sehen und auch dessen Bogen.
Und auch jetzt zeigte sich wieder Wills außergewöhnliches Geschick mit dem Bogen. Er legte an, zog
und schoss. Der gegnerische Bogenschütze wusste gar nicht, von wo der Pfeil gekommen war, der ihn niederstreckte.
Der tote Nordländer hing auf den ersten Sprossen der Leiter. Seine Kameraden zögerten, dann rannten sie zu den anderen Leitern.
Will hielt nach einem zweiten Bogenschützen auf dem Südwestturm Ausschau. Falls einer dort gewesen war, nahm er sich jedenfalls das Schicksal seines Kameraden zu Herzen und verschwand.
Im Südwestturm spähte Buttle durch ein Guckloch in der Eichentür. Er sah die Nordländer auf dem Wehrgang und wusste, dass es unerlässlich war, sie sofort zurückzudrängen. In wenigen Minuten würde deren Stellung uneinnehmbar sein.
Er hatte ein Dutzend Männer bei sich und trieb sie jetzt zur Tür, drohend, fluchend und um sich schlagend.
»Wenn die so weitermachen, sind wir alle tot!«, schrie er und trieb die zögerlichen Soldaten vor sich auf den Wehrgang hinaus. Die Männer betrachteten die Reihe der Piraten mit dem Mut der Verzweiflung. Die Nordländer sahen sie kommen und grinsten.
Hinter seinen Männern schloss Buttle schnell die Tür und rannte die Treppe hinunter in den Hof.
Er hatte den großen Ritter gesehen und ihn erkannt. Sie hatten sich vor ein paar Wochen im Wald getroffen und er erinnerte sich daran, dass der junge Mann hochnäsig gewesen war und ihm den Respekt versagt
hatte. Da ist noch eine Rechnung offen, dachte Buttle. Im Gang genau hinter Horace’ momentaner Stellung befand sich eine Falltür, und deren Treppe führte vom Hof nach oben. Dorthin ging Buttle jetzt.
Im westlichen Wald erinnerte sich in diesem Augenblick noch jemand an die Ereignisse der letzten Wochen.
Einige Tage vor dem Angriff auf die Burg hatte Trobar wieder einmal Shadow gestreichelt und plötzlich eine breite Narbe unter ihrem weichen Fell ertastet. Er hatte das schwarze Haar vorsichtig beiseite geschoben und die Spuren einer noch nicht lange verheilten Wunde entdeckt. Mit Schaudern hatte er die schwere Verletzung gesehen. Es war ein Wunder, dass das Tier überlebt hatte.
Als er sich bei Will danach erkundigte, hatte ihm der junge Waldläufer die Geschichte erzählt, wie er die Hündin gefunden und die Wunde versorgt hatte. Natürlich fragte Trobar, wer ihr die Verletzung zugefügt hatte, und Will erzählte ihm von Buttle, Kerens neuem Stellvertreter.
Trobar kannte Buttle. Er hatte ihn aus dem Wald heraus beobachtet, als der Mann übers Land geritten war und neue Soldaten anwarb.
Jetzt, dachte Trobar, würde Buttle für die Schmerzen bezahlen, die er Shadow zugefügt hatte. Der Hüne war normalerweise eine sanfte, friedliche Seele. Doch
der Gedanke an die Schmerzen seiner besten Freundin und an die Gewalttätigkeit des Mannes, der diese verursacht hatte, versetzte ihn in Wut. Und so packte Trobar eine riesige Keule, die er sich aus einem Ast gemacht hatte, und lief über das Feld zu den Leitern am Fuße der Burgmauer.
Nils führte die fünf Nordländer, die mit ihm zusammen
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