Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
Vom Netzwerk:
schätzte ihn als einen Mann ein, der alles für eine Frau tun würde.
    Ed sprang vom Schlitten, und die Königin zündete sich noch eine Zigarette an. »Möchtest du mit zu mir kommen?«, fragte sie.
    Da Ed den Mund voll mit langsam schmelzendem Schnee hatte, nickte er nur begeistert.
    »Tja, Pech gehabt. So eine bin ich nicht. Ich nehme keine Fremden mit zu mir nach Haus. Ich muss sie erst kennen lernen. Ich lebe allein, weißt du? Da kann man nicht vorsichtig genug sein. Wir haben uns ja gerade erst kennen gelernt. Ich weiß nicht mal, wie du heißt...«
    »Ed«, sagte Ed und versuchte wieder an Bord zu klettern.
    »Bitte nicht, Ed. Bleib unten. Das geht mir alles viel zu schnell. Ich mag dich, Ed. Ich mag dich sehr...«
    Ed wurde rot, denn in seiner Hose wurde es plötzlich eng.
    »Aber ich brauche mehr Zeit. Zum einen möchte ich deine Eltern kennen lernen.«
    Das Gefühl der Enge ließ nach. »Meine Eltern...«, sagte Ed. »Das wird nicht gehen. Sie haben uns verkauft.«
    »Das tut mir furchtbar Leid«, sagte die Königin, der das vollkommen gleichgültig war. »Dann würde es dir wohl nicht allzu viel ausmachen, wenn ihnen etwas... zustoßen würde?«
    »Oh Gott, nein«, sagte Ed. »Vorausgesetzt, dass ich das Testament vorher korrigieren kann.«
    »Und deine Geschwister...?«
    »Die kann man erst recht vergessen. Sue ist eigentlich ganz in Ordnung - langweilig, aber nicht halb so gestört wie die beiden anderen«, sagte Ed. »Mein Bruder Pete glaubt doch tatsächlich, dass er auf ein Internat namens Frostbeul geht. In Wirklichkeit sitzt er bloß unten im Keller.«
    »Wie viele Geschwister seid ihr denn?«, fragte die Königin.
    »Vier«, sagte Ed.
    »Das ist aber nicht gerade viel!«, sagte die Königin mit einem plötzlichen Anflug von Arger. »Davon kann man ja nicht satt werden! Wie viele Atomssöhne und Ewaldstöchter gibt es denn insgesamt auf der anderen Seite des Spiegels?«
    »Kleiderschranks«, berichtigte Ed. Fantasy-Autoren hatten es offenbar nicht so mit der Ausstattung. Ed dachte kurz nach und versuchte sich daran zu erinnern, was er in der Schule gelernt und ebenso schnell wieder vergessen hatte. »Ungefähr vier Milliarden«, sagte er. »Aber nageln Sie mich nicht drauf fest. Bei der Klassenarbeit hab ich nicht besonders gut abgeschnitten.«
    Die Augen der Königin leuchteten auf. »Vier Milliarden! Überleg doch mal! Wenn es uns gelänge, nur ein paar davon dazu zu bewegen, hier Urlaub zu machen, könnte ich so viele essen, wie ich will, und wir würden immer noch mehr am Tourismus verdienen als das verdammte Mittelerde...« Die Feiste Hexe ärgerte sich immer noch grün und blau darüber, welch enormen Erfolg Mittelerde mit seiner Fremdenverkehrskampagne »Mittelerde: Hier werden Hobbits gemacht« gehabt hatte. »Wir brauchen allerdings einen knackigen Werbespruch«, sagte sie. »Ohne den geht gar nichts.«
    »Wie wär’s mit >Blarnia: Gar nicht so übel    Die Hexe überlegte. »Hmm. Eine dreiste Lüge. Das gefällt mir. Eine verrückte Idee, aber dies sind auch verrückte Zeiten.« Sie stockte und versuchte sich auf Eds Namen zu besinnen..
    »Ed«, soufflierte Ed.
    »Richtig. Wie dumm von mir«, sagte sie. »Jemanden wie dich vergisst man nicht, Ed.«
    Prompt lief Ed wieder knallrot an.
    »’tschuldigung«, sagte der Zwerg und drängelte sich an Ed vorbei auf den Schlitten. Das Rentier mit dem schwachen Herzen war wieder angeschirrt. »Hü!«, brüllte der Zwerg und knallte ein gutes Stück über den Köpfen der Rentiere mit der Peitsche.
    Erstaunlicherweise begann der Schlitten sich zu bewegen (na ja, im Schneckentempo, aber immerhin). Die Schachteln und Einwickelpapiere, die bei der Suche der Königin nach etwas Essbarem über Bord gegangen waren, hatten sein Gewicht gerade ausreichend verringert.
    »Ed, geh wieder durch den Kleiderschrank zurück und hol deine Geschwister«, sagte die Königin. Der Schlitten bewegte sich so langsam, dass Ed kaum einen Schritt machen musste.
    »Aber wieso?«, fragte Ed. »Das sind Arschlöcher.«
    »Was bist du doch für ein charmanter, ähm, Mann«, sagte die Königin. »Würdest du das für mich tun? Sie herbringen?«
    »Na gut«, sagte Ed alles andere als erfreut.
    »Sehr schön«, sagte die Königin. »Und dann, wenn ich sie kennen gelernt habe, können wir beide uns zurückziehen.« Ihr fiel etwas ein, und sie langte in ihren

Weitere Kostenlose Bücher