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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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schnell unter dem Bett. Sie fürchtete, Pete könnte mit Gebrüll zu sich kommen und auf Rache sinnen. Als er das nicht tat, fand sie Geschmack an der Sache und überzog seinen reglosen Körper mit Hieben.
    »Ist das toll«, sagte sie mit geröteten Wangen und glänzenden Augen.
    »Das ist echt gut gegen Stress«, sagte Ed, der munter mitmachte.
    Schließlich verdarb Pete ihnen den Spaß, indem er aufwachte. » Oh Mann, fühl ich mich scheiße«, sagte er und setzte sich auf. »Als hätte mich jemand grün und blau geschlagen.«
    Schweigend zeigte Ed auf Petes Brustkorb.
    Pete warf einen Blick in den Ausschnitt seines Hemds und schrie auf.
    Davon erwachte Sue. Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und befühlte dann ihren Bart. »Ahhh!«, brüllte sie. Die beiden saßen bloß da und schrien - Pete mit höherer Stimme, Sue mit viel tieferer als vorher.
    Schließlich reichte Ed beiden eine Kotztüte von dem Nachttisch zwischen den Betten. »Atmet da rein«, sagte er. Das funktionierte so lange, bis Pete zu Sue hinüberschaute und sah, wie sie sich verändert hatte. Darauf sah Sue Pete an, und das Ganze ging von vorne los.
    Ed blieb sitzen, bis er es nicht mehr aushalten konnte, dann drehte er sich zu Loo um und brüllte: »Wollen wir draußen warten?«
    »Ja!«, sagte Loo mit den Fingern in den Ohren.
    Als Pete und Sue sich endlich müde geschrien hatten, ging das Gebrüll in Gejammer und Gezanke über.
    »Den Bart kannst du wenigstens abrasieren«, motzte Pete.
    »Auf dich werden die Jungens wenigstens stehen«, fauchte Sue zurück.
    Ed und Loo kamen wieder herein und setzten sich.
    »Übrigens, Pete«, sagte Loo, »Ed war jetzt auch in Blarnia! Das ist das beste, tollste, lustigste...«
    »Moment mal«, sagte Sue. »Ist >in Blarnia sein< irgendeine neue Redewendung?«
    Pete fuhr Ed an: »He, du hast doch nicht etwa zugelassen, dass Loo in irgendwas Perverses reingeraten ist?«
    Pervers? Er weiß Bescheid! Er weiß Bescheid! Man sieht es mir an, dachte Ed. »Ah... nein«, sagte er.
    Pete streckte die Hand aus und packte Ed am Hemd. »Das glaube ich dir nicht!« Er war äußerst mies drauf, was eigentlich ganz verständlich war. Welcher Junge in Petes Alter würde nicht ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten, wenn er über Nacht von null auf Körbchengröße C hochgestuft worden wäre.
    »Hört auf damit«, sagte Sue. »Da höre ich lieber Loos Geplapper zu. Das beruhigt.«
    Und es beruhigte tatsächlich »... und da gibt es Bäume und Schnee und eine Verkehrsampel und einen Faun, der ist senkrecht geteilt, weil er einen Geburtsfühler hat, und er hat eine Flöte und ganz viel Classic Rock!«, erzählte Loo aufgeregt.
    »Das geht jetzt stundenlang so weiter...«, sagte Sue matt.
    »Leute! Leute!«, rief Loo, die es genoss im Mittelpunkt zu stehen. »Hört euch den Song an, den Herr Dummnuss mir beigebracht hat.« Sie räusperte sich und sang: »Sitting on a park bench, eyeing little girls with bad intent...«
    Mehr brauchte Pete nicht zu hören. Mit einem Satz war er aus dem Bett und begann, Ed durchs Zimmer zu scheuchen. »Ein Mal lasse ich dich mit Loo allein, und prompt passiert so was!« Er packte Ed und begann, ihm den Arm umzudrehen. »Ich sollte das mit dir machen, was ich mit diesem Typen aus meiner Rugby-Mannschaft gemacht habe! Ich sollte...«
    »... mich küssen?«, johlte Ed herausfordernd und duckte sich hinter ein Bett. Doch die Jagd war vorbei, ehe sie richtig begonnen hatte. Im Nu hatte Pete, die Sportskanone, Ed auf den Bauch geworfen, presste ein Knie in sein Kreuz und verdrehte ihm die Arme auf dem Rücken.
    »Dir werd ich’s zeigen! Wie konntest du zulassen, dass jemand meiner kleinen Schwester was antut!«, sagte Pete. Er hatte Ed achtzehn Monate Pubertät voraus und scheute sich nicht, davon Gebrauch zu machen.
    »Moment mal! Ich kann nichts dafür!«, sagte Ed und ließ sich rasch etwas einfallen. »Loo hat mich doch auch nicht beschützt, dabei bin ich von einer riesigen Muschel angegriffen worden!«
    Pete schaute einen Moment lang verdutzt drein, dann verzerrte erneut Wut sein Gesicht. Er stand auf und lief zu Loo hinüber, die auf dem Bett saß und immer noch wie aufgezogen auf Sue einredete.
    »... und er wohnt in einer Höhle, und da gibt es leckeren Tee und argh...«
    »Du Miststück!«, sagte Pete und schloss seine schwielige Rugby-Pranke um Loos zarte Kehle. »Dir werd ich’s zeigen! Wie konntest du zulassen, dass jemand meinem kleinen Bruder was antut!«
    Ed lachte in sich hinein.

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