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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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Turmspitzen sahen aus, als stammten sie aus dem Baumarkt. Wenigstens gibt es hier Gartenzwerge, dachte Ed. Abgeschmackt, aber lustig.
    Ed versuchte, den Schnee zu ignorieren, der inzwischen bis in seine Socken vorgedrungen war, und ging auf das Schloss zu. Als er näher kam, stellte er fest, dass die Gestalten im Garten gar keine Gartenzwerge waren, sondern in den unterschiedlichsten Posen erstarrte Waldwesen. Einige machten trotzige Gesten, andere wirkten, als wollten sie weglaufen. Ed lachte über den Gesichtsausdruck mancher Statuen - der Faun da sah aus, als würde er sich gerade in die Hose machen! Ob das Loos Freund war?
    Ed sah ihn sich näher an und suchte nach irgendwelchen Details, mit denen er Loo noch besser ärgern konnte. Als er sich der Statue des Fauns näherte, rutschte Ed aus. Um nicht hinzufallen, griff er instinktiv nach ihrem Arm und stellte fest, dass seine Finger darin versanken. Aus Stein war sie jedenfalls nicht. Ed führte seine Finger erst an die Nase und dann an den Mund. Es war Buttercreme!
    Wie ein wildes Tier machte er sich über die Statue her und aß den bereits beschädigten Arm bis zur Schulter auf. Dann trat er einen Schritt zurück und betrachtete den Faun. »Mit nur einem Arm sieht er einfach bescheuert aus«, sagte er. »Ich werd den anderen auch noch essen, allein um der Symmetrie willen.«
    Die widerlich süße Creme rief bei Ed bald eine gewisse Überdrehtheit und leichte Übelkeit hervor. In der Hoffnung, dass die anderen Statuen vielleicht nicht ganz so fett waren, nahm er sich die nächste Statue vor. Als Ed ein Wiesel, drei Wühlmäuse und den Großteil eines Fuchses verzehrt hatte, hörte er ein Geräusch. Es war ein eintöniges »Kläff, kläff, kläff«, wie ein extrem nervtötendes Maschinengewehr - und es schien auf ihn zuzukommen. Ed kauerte sich hinter eine Giraffe, den Blick auf die nächstliegende Ecke des Schlosses geheftet. Zu seinem Entsetzen erblickte er einen riesigen Schatten im Schnee - den eines Hundes, wie es schien, aber eines viel größeren und gefährlicheren, als er je einen gesehen hatte.
    »Ahhhhh!« Brüllend rannte der Junge los und lief auf der Suche nach einem Eingang um das Schloss herum. Doch das Kläffen hörte nicht auf, sondern wurde umso hysterischer, je schneller Ed lief. Wenn es doch bloß ein mordgieriger Lurch mit einer Eishockeymaske wäre, dachte Ed verbittert. Der würde wenigstens nicht so einen Lärm machen.
    Ob nun wegen der Unterernährung oder einfach, weil er als übermäßig grüblerisches Kind die meiste Zeit im Sitzen verbrachte: Schon bald merkte Ed, dass ihm die Puste ausging. Mit brennenden Lungen und Seitenstechen bog er in höchster Not um die letzte Ecke des Schlosses. Da - eine offene Tür! Er rannte hinein und hoffte, dass der Hund zu blöd war, um ihm zu folgen.
    Drinnen standen noch mehr Statuen, ebenfalls aus Buttercreme. Ed versteckte sich hinter einem traurig dreinschauenden Nashorn, dem offenbar jemand einen Teil des Hinterns weggegessen hatte, und starrte zum Eingang. Das Kläffen kam näher, dann noch näher, bis die schaurige Kreatur mit drohend gesträubten Nackenhaaren im Mondlicht stand.
    »Was zum ______?«, sagte Ed und erhob sich. Es war ein Stofftier - ein Yorkshireterrier, nicht größer, als ein dicker Mann sich ein Sandwich vorstellt, und ebenso gefährlich. Ed wollte ihm gerade einen Tritt versetzen, als der Hund mit piepsiger Stimme zu sprechen anfing.
    »Wer... kläff!... bist du? Und wie kommst du dazu... kläff!... so dreist an den... wuff!... Statuen meines Frauchens zu knabbern?« Es war Fiesegrim, der furchterregende Oberbefehlshaber der königlichen Garde. Furchterregend war Fiesegrim keineswegs, aber er war Berufsoptimist. Und das, obwohl er weniger als ein Heftapparat wog und nicht mal ein Stück Klopapier zerfetzen konnte, ohne dass es vorher über Nacht in Wasser eingeweicht worden war. Als Wachhund taugte er also nicht viel. Die Königin behielt Fiesegrim trotzdem, weil sie, wenn er neben ihr stand, noch massiger aussah, als sie war.
    »Ich heiße Ed und bin ein alter Freund von Queenie«, sagte Ed, damit der Hund ihn für einen engeren Freund der Feisten Hexe hielt, als er wirklich war.
    »>Queenie    Mit diesen Worten sprang der winzige Hund Ed an. Er packte den Aufschlag seiner

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