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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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hineinzuschaufeln.
    »Was geht hier vor?«, dröhnte die Feiste Hexe, zusätzlich brüskiert durch die Tatsache, dass alle außer ihr aßen. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Das ist sie«, flüsterte der alte Fuchs aus dem Schnauzenwinkel. »La Strega Grossissima. Wenn ich das Zeichen gebe, tut jeder das, was wir eingeübt haben... Ähem, ähem.« Der alte Fuchs erhob sich schwankend, eine Flasche Bier in der Hand. »Wir feiern nur ein bisschen Weihnachten«, sagte er etwas lauter, als angemessen gewesen wäre. »Ich finde, das verbessert das Betriebsklima. Sehen Sie, wir sind nicht bloß ein Unternehmen, wir sind eine Familie.«
    »Aha«, sagte die Feiste Hexe mit drohender Stimme. »Und wo ist mein Platz in dieser Familie?« .
    »Äh, Sie sind die Vorstandsvorsitzende«, stammelte der Fuchs. »Wir haben unser Soll für dieses Quartal erfüllt. Und da wir Tag und Nacht an einer großen Bestellung für diese kitschigen sprechenden Plüschtiere aus China arbeiten, dachte ich, wir könnten...«
    Eine neuerliche Lachsalve erklang vom Faxgerät her.
    »RUHE!«, brüllte die Hexe und drehte sich dann zu dem Zwerg um, der das Geschehen genau wie Ed mit großem Interesse beobachtete. Sie gab ihm eine Ohrfeige. »Kannst du mir sagen, wofür ich dich bezahle? Was glaubst du, wofür die verdammte Peitsche da ist? Benutze sie!« Sie wandte sich wieder dem Fuchs zu. »Und du... Das hätte ich mir denken könne, dass du es nicht bringst. Du hast einfach nicht den Durchblick, der für eine leitende Position nötig ist.«
    »Aber Frau Vorsitzende, das ist nicht allein meine Schuld.
    Wie Sie an all dem Leergut sehen können«, der Fuchs deutete auf die rauen Mengen leerer Flaschen, die überall verstreut waren, »war der Weihnachtsmann hier.«
    »Der Weihnachtsmann!«, rief die Hexe aus.
    »Wissen Sie, wo er hin ist?«, fragte der Zwerg höflich. »Er schuldet mir noch Geld.«
    Die Hexe versetzte ihm einen Schlag auf die Birne. »Das kann nicht sein«, sagte sie zu dem Fuchs. »Das war bestimmt nur eine alberne Sinnestäuschung.«
    »Genau wie Sie«, murmelte Ed. Die Hexe hörte ihn nicht, aber das war ihm egal oder eigentlich sogar ganz lieb. Er stibitzte ein Stück Früchtebrot, das in seiner Reichweite lag.
    »War es nicht! War es nicht!«, sagte ein kleines Eichhörnchen.
    »Psst!«, machte seine Mutter, nahm einen Keks von ihrem Teller und gab ihn ihm, damit es ruhig war.
    »Nicht doch, Liebes«, sagte ihr Mann. »Sonst bekommt er noch ein gestörtes Verhältnis zum Essen.«
    Die Eichhörnchenmutter wollte gerade zu einer langen Verteidigungsrede ansetzen, als die Hexe brüllte: »Genug! Ihr Idioten macht mich verrückt!« Sie hob ihre Gabel.
    »Achtung, Leute«, rief der Fuchs. »Los geht’s!« Kurz bevor sie alle in Statuen aus Buttercreme verwandelt wurden, wirbelte die gesamte Gesellschaft herum und präsentierte Ihrer Hoheit den nackten Hintern.
    Dem Zwerg entfuhr ein Kichern, das er sich schnell verbiss.
    Die Hexe funkelte ihn wütend an.
    »Ich hab einen Frosch im Hals«, sagte der Zwerg.
    »Königin zu sein wäre nicht halb so schlimm, wenn man sich nicht auch noch mit Untertanen herumplagen müsste«, murmelte die Königin. Als der Zwerg das hörte, setzte er einen treuherzigen Gesichtsausdruck auf, aber darauf fiel die Königin nicht herein. »Glaub bloß nicht, dass ich dich da ausschließe, Bürschchen! Also«, sagte sie zu Ed, »bist du bereit, dich wieder an die Arbeit zu machen?«
    »Machen Sie Witze?«, fragte Ed. Er deutete auf die Kufen des Schlittens, die inzwischen tief in den geschmolzenen Schlamm eingesunken waren. »Dieses Ding fährt nirgendwo mehr hin.«
    »Dann müssen wir wohl laufen«, sagte die Hexe und stieg von dem Schlitten.
    Ed traute seinen Ohren nicht. »Moment mal«, sagte er, nahm das Zaumzeug von seinem Gesicht und schleuderte es in den Wald. »Wir laufen ? Was sind Sie denn für eine Hexe?«
    »Ich würde meine Zunge hüten, wenn ich du wäre, Junge«, schäumte die Hexe.
    »Und wenn nicht? Wollen Sie mir den Hintern versohlen? Das ist offenbar alles, wofür dieser Zauberstab gut ist.«
    Der Zwerg, der immer noch auf dem Schlitten hockte, war hellauf begeistert. Er beugte sich vor, vergrub stumm den Kopf in den Händen und bebte vor Lachen.
    Der Feisten Hexe entging das nicht. »Was ist denn mit dir los?«
    »Nichts«, sagte der Zwerg mit großer Mühe. »Mich überkommt nur gerade... Furcht. Furcht vor Eurer überwältigenden Macht. Deshalb zittere ich so.«
    »Und worüber lachst

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