Die Chroniken von Gonran II: Feuer der Rache (Fantasy-Roman) (German Edition)
bist, deine Mutter schickt mich“, sagte Myrtha und musterte ihn vorsichtig.
Die Worte durchfuhren ihn wie ein Blitz.
„Meine M - M -Mutter?“, stammelte Torwak und rang um seine Fassung.
Myrtha nickte langsam, lächelte und sagte: „Genau. Du musst weg von hier und Tur retten.“
„Tur retten? Wo ist meine Mutter? Wie geht es ihr?“
„Es geht ihr gut. Sie lässt dir ausrichten, dass sie dich immer geliebt hat und egal was passiert, sie wird dich immer lieben.“
„Was soll denn passieren? Was ist los?“
„Sie hat viel von dir gehört. Händler bringen uns immer wieder die neuesten Nachrichten aus Turion. Die Sklaven hören viel in den Wirtshäusern, das eigentlich nicht für ihre Ohren bestimmt ist.“
„Ist sie immer noch eine Sklavin?“
Myrtha nickte traurig und wischte sich eine Träne aus den Augen. Ihr Lächeln war verflogen.
„Dennoch will sie, dass du deiner Pflicht nachkommst und deinen Vater ehrst. Sie will, dass du von Kondor fliehst und Tur rettest. Ohne dich wird die Stadt bald vernichtet sein. Die Belagerung hat bereits begonnen!“, sagte sie mit zittriger Stimme.
Torwak atmete tief durch und schüttelte den Kopf.
„Ich soll meine Mutter zurücklassen?“
„Verstehst du denn nicht?! Wenn du nicht gehst, wenn du das Leben als Sklave akzeptierst, wird es Tur bald nicht mehr geben und du kannst nirgendwohin zurückkehren!“
Bisher hatte Torwak den Gedanken an Tur immer wieder verdrängt. Er wusste zwar schon lange, dass die Stadt in Gefahr war und dass er hier weg wollte, aber er hätte niemals gedacht, dass so viel an ihm hängen könnte. Doch Myrtha war davon völlig überzeugt. Er musste handeln. Nur wo war denn sein zu Hause? In Tur? Bei seiner Mutter?
„Torwak, du musst handeln, es bleibt dir nicht viel Zeit. Es gibt nur einen Weg. Jedes Mal, wenn sich ein Sklave verletzt, wird er zum Sklavenarzt gebracht. Der entscheidet, ob der Sklave geheilt werden kann oder ob man ihn den Löwen zum Fraß vorwirft. Du musst dich also nicht zu schwer verletzen, damit du dorthin kommst, aber nicht verfüttert wirst.“
„Und dann? Was heißt ‚nicht schwer verletzen‘?“
„Brüche sind nicht gern gesehen bei Sklaven, das Heilen dauert viel zu lange und ist zu teuer. Verstauchungen, Fleischwunden, Lebensmittelvergiftungen, solche Sachen halt“, sagte Myrtha hastig und schaute ängstlich zum Flur.
„Und wie ...“
„Tu es einfach für deine Mutter und Tur! Sobald ein Sklave tagsüber verletzt wird, bringen sie ihn jeweils umgehend zum Arzt. Morgen ist der Tag. Sieh zu, dass du dich morgen früh verletzt. Um den Rest kümmern wir uns.“
„Hey da unten! Bist du bald fertig oder hast du Verstopfungen!?“, schrie Jaros oberhalb der Treppe zu ihnen runter und schlurfte weg.
Myrtha fuhr zusammen, schaute Torwak mit weit aufgerissenen Augen an und flüsterte: „Tu es!“ Danach rannte sie die Treppe hoch.
13. KAPITEL
Der Tag verging schmerzhaft langsam und zäh. Myrthas Worte ließen Torwak nicht mehr los. Was hatte sie bloß vor? Was hatte seine Mutter vor?
Steckte den überhaupt seine Mutter hinter dem Plan oder wollte Myrtha ihn verraten? Andererseits war es die erste Fluchtgelegenheit oder zumindest Aussicht darauf, seit er von Jack verkauft worden war. Einen Versuch würde es allemal wert sein. Dann blieb nur noch die Frage offen, wie er die Verletzung am besten anstellen sollte.
Bis spät am Abend ließ Torwak sich verschiedenste Möglichkeiten durch den Kopf gehen. Was wären die Auswirkungen? Wenn er mit sich ehrlich war, hatten ihn Myrthas Worte verletzt. Er habe sich ans Sklavendasein gewöhnt? Bei genauem Betrachten war da tatsächlich ein Stück Wahrheit dran, obwohl er es nicht gerne zugab. Er wusste, dass er nicht hier bleiben würde, hatte aber andererseits niemals konkrete Pläne geschmiedet, außer mit den Steinen auf seinen Ketten rumzuschlagen. Hatte er sich fallen lassen, sich seinem Schicksal gefügt?
Nein, niemals! Torwak ist der Herr seines eigenen Schicksals, ich füge mich nicht einfach!
Aber wenn er sich verletzen würde und alles lief nach Myrthas Plan, was dann? War er wirklich der Retter von Tur, konnte er das und was würde aus seiner Mutter werden? Was wenn sie entlarvt würde und man sie für seine Flucht bestrafen würde? Darauf stand der Tod, das wusste Torwak nur zu gut. So, wie auf fast jedes Vergehen eines Sklaven der Tod stand.
Könnte ich mit dem Wissen weiterleben, dass meine Mutter wegen
Weitere Kostenlose Bücher