Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
dass sie direkt im Zentrum läge und nicht zu verfehlen wäre. Auf dem Weg dorthin konnten sie einige der wunderbaren und wundersamen Bauwerke der Stadt bewundern: Türme, die fast bis in den Himmel reichten, Brücken, die Gebäude in luftiger Höhe miteinander verbanden, künstliche Wasserfälle, die in Kaskaden aus atemberaubenden Höhen herab fielen und mit Hilfe der Sonne Regenbögen an den Himmel zauberten. Und das war vermutlich nur ein winziger Ausschnitt von all dem, was es hier zu bewundern gab. Leider hatten die Goblins jetzt keine Zeit für eine ausgiebige Stadtbesichtigung, so spannend das auch gewesen wäre. Sie mussten zur Bibliothek und innerhalb von zwölf Stunden das finden, wonach sie suchten.
Kurz darauf erreichten sie ihr Ziel. Die große Bibliothek von Quandala erstreckte sich über mehrere Stockwerke. Weißer Marmor verlieh dem Gebäude ein schlichtes und zugleich edles Erscheinungsbild. Im Gegensatz zu den übrigen Gebäuden der Stadt fehlte das Gold fast gänzlich. Vielleicht ließ gerade dieser Gegensatz die Bibliothek so imposant wirken und aus der Masse der Gebäude herausragen. Reihen von Säulen umgaben jedes Stockwerk, und zwischen jedem Säulenpaar stand ein gerüsteter Soldat. Ein Flachdach krönte das Bibliotheksgebäude. Auch dort oben befanden sich Soldaten. Vier mächtige Greifen aus Marmor flankierten die breiten Stufen, die zum Eingang führten. Voller Respekt betrachtete Snip die lebensecht wirkenden Figuren. Für einen Moment hatte er den Eindruck, als würden sie auch ihn beobachten. Der Goblin erschauderte und wandte seinen Blick schnell wieder ab. Durch den Eingang gelangten sie in eine große quadratische Halle von rund 40 Metern Seitenlänge. Die Wände waren gänzlich zugestellt mit Regalen, die fast bis an die fünf Meter hohe Decke reichten. Rollbare Leitern ermöglichten es den Besuchern, auch an die Bücher in den oberen Etagen heranzukommen. In der Mitte jeder Wand gab es einen Durchgang in einen weiteren Raum ähnlichen Ausmaßes. Die Decke schmückten kunstvolle Gemälde mit Szenen aus der quandalischen Geschichte. Helden, die Snip gänzlich unbekannt waren, zogen in den Kampf gegen gefährliche Ungeheuer und übermächtige Feinde. Dazu zeigten die Darstellungen zahlreiche Fabelwesen. Von der Decke hingen kristallene Leuchter herab und erhellten den Raum mit ihrem Licht. Der Boden, auf dem sie standen, bestand aus einem einzigen riesigen Mosaik. Aus der Perspektive der Goblins ließ sich nicht leicht erkennen, was genau das Mosaik zeigte, aber Snip vermutete, dass es der Umriss des Kontinents sein sollte, auf dem auch Quandala lag. Der Maßstab schien dabei nicht so genau eingehalten zu sein, denn die Hauptstadt des Reiches befand sich direkt im Zentrum der Karte. Markiert wurde sie durch eine Vertiefung im Boden, in der ein helles, bläuliches Feuer brannte. Ringsherum befand sich eine kreisförmige Balustrade aus Metall. Durch den Raum schoben sich zahlreiche Menschen. Viele standen vor den Regalen und suchten nach bestimmten Schriften, andere hatten sich an einen der vielen Tisch gesetzt, die sich im Raum verteilten. Wieder andere unterhielten sich leise miteinander. Ganz ähnlich sah es auch in den anderen Räumen der Bibliothek aus. Die Masse an Büchern und Schriften drohte Snip zu erschlagen. Eigentlich liebte er Bücher und freute sich, Neues zu lernen und zu erfahren. Aber das war so viel! Bikka ging es da ganz ähnlich. Hilflos schauten sie sich um. Wo sollten sie bloß anfangen? Schließlich setzte Snip sich in Bewegung. „Lass uns erst einmal schauen, wie die Bücher sortiert sind. Vielleicht hilft uns das.“, ermutigte er Bikka, es ihm gleich zu tun. Eine Stunde später trafen sie sich wieder. Beide machten einen enttäuschten Eindruck. Die Sortierung der Abteilungen war so allgemein gehalten, dass sie keine Ahnung hatten, wo sie mit ihrer Suche beginnen sollten. Snip grübelte. Dabei fiel sein Blick auf einen älteren Mann, der an einem der Tische stand und in einem dicken Buch blätterte. Auf seiner Jacke trug er das Wappen von Quandala. „Entschuldigt, werter Mann!“, sprach Snip ihn an, „Könnt ihr uns vielleicht helfen?“ Der Mann blickte von seinem Buch auf und schaute die beiden Goblins in Menschengestalt freundlich an. „Selbstverständlich helfe ich euch gerne, solange es in meiner Macht steht.“ Snip setzte alles auf eine Karte und fragte direkt nach der Krone von Zargh. Der Bibliothekar verzog keine Miene und blätterte eine Weile
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