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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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hinaufklettern?« Kirans Mund war plötzlich wie ausgedörrt. Er hatte geglaubt, Knoten zu üben, während Dev vorgäbe, ihm das Klettern vorzuführen.
    Dev lachte leise. »Was denn, hast du gedacht, du könntest dich hier auf die faule Haut legen? Ich hab Cara und Jerik erzählt, dass ich dich heute üben lasse, und sie werden von unten zusehen. Wir müssen ihnen was bieten, ehe ich nach Karkabon suche.«
    »Oh.« Mühsam verbarg Kiran seine Bestürzung. Gegen die körperliche Anstrengung hatte er nichts. Er fürchtete vielmehr seine unwillkürliche Reaktion bei einem Absturz. Schon der kleinste Einsatz von Magie außerhalb seiner Barriere, und Ruslan hätte ihn gefunden.
    Dev beobachtete ihn mit schrägem Kopf. »Das Grundlegende zeige ich dir hier unten, und wenn du kletterst, bist du angeseilt.« Seine grünen Augen taxierten Kirans Gesicht. »Aber wenn du glaubst, dass du auf halber Höhe zusammenklappst, sag es mir jetzt.«
    Kiran errötete und hörte die Anspielung: wie gestern Abend. »Ich komme zurecht.« Er wischte sich die schweißigen Hände an seiner Lederhose ab. Er hatte Ruslans Gewitter überlebt, da würde er wohl eine simple Kletterstunde überstehen.
    ×
    Mit den Fingern in einer Spalte, klammerte sich Kiran an die Wand. Seine Unterarme brannten, und die Wadenmuskeln zitterten. Der rechte Fuß drohte von seinem unsicheren Halt abzurutschen. Er sah nach unten und wünschte sofort, er hätte es nicht getan. Die scharfkantigen Felsbrocken erinnerten an die Zähne eines Märchendrachen, der bereit wäre ihn zu zerfleischen. Unwillkürlich drängte es ihn, sich mittels Magie vor dem Fall zu bewahren. Doch er hielt seine Barriere grimmigentschlossen aufrecht, weigerte sich, unter bloßer physischer Gefahr einzuknicken. Aber wenn er stürzte   …
    »He!« Das Seil um seine Taille bekam einen Ruck von oben. »Willst du dich in diesem Jahrhundert noch mal bewegen?« Devs Stimme schwebte von einem Felssims hoch über ihm herab.
    Kiran unterdrückte den Drang, Dev in Asche zu verwandeln. »Wenn   … ich mich bewege   … falle ich!«, keuchte er.
    Devs brauner Kopf schob sich über die Felskante. »Ja, du fällst, aber nicht weit, das verspreche ich.« Der Zug an Kirans Klettergeschirr wurde stärker. »Vertrau mir!«
    Vertrauen. Kiran keuchte ein bitteres Lachen hervor. Zwischen ihnen beiden gab es praktisch keins. Devs berufliche Tüchtigkeit hatte er allerdings nie angezweifelt. Mit zusammengebissenen Zähnen holte er Luft und zog sich hoch.
    Die überbeanspruchten Muskeln verkrampften sich. Eine Hand rutschte ab, dann die andere. Kiran schrie auf und kippte nach hinten. Das Seil straffte sich ruckartig. Mit der Brust prallte er gegen den Fels, fiel aber nicht einen Zoll. Er lehnte die Stirn gegen das Seil und versuchte sich zu beruhigen. Sein Herz raste, aber seine Barriere hatte gehalten. Knapp.
    »Siehst du? Du kannst nicht abstürzen«, rief Dev. »Stütz die Füße gegen die Wand und ruh die Arme aus.«
    »W-wie lange kannst du mich so halten?« Zögernd drückte Kiran sich mit den Füßen von der Wand weg.
    »So lange wie es sein muss.« Dev beugte sich wieder über den Sims. »Du hängst im Seil, du brauchst dich nicht daran festzuklammern wie ein Südländer an ein Teufelsamulett. Schüttle die Arme aus, dann erholen sie sich schneller.«
    Finger um Finger gab Kiran die Umklammerung auf. Das Seil blieb beruhigend straff. Er schluckte und senkte die Arme. An dem Seil zu baumeln war nicht im Mindesten bequem. Das Seil schnitt ihm in die Oberschenkel und die Leiste, und schonkribbelten ihm die Beine, die bald taub sein würden. Dafür waren seine Unterarme und Hände sofort entlastet.
    Noch einmal wagte er einen Blick in die Schwindel erregende Tiefe. Eigentlich war er es gewohnt, sein Leben einem anderen anzuvertrauen. Zwischen dem Bündelnden und dem Lenkenden muss vollkommenes Vertrauen herrschen , pflegte Ruslan zu sagen. Kiran hatte ihm geglaubt; er hatte Ruslan und Mikail vorbehaltlos vertraut.
    Was für ein Dummkopf er gewesen war. Das Schlimmste war, dass Alisa den Preis dafür gezahlt hatte. Sein Schuldgefühl fraß an ihm. Wenn er sie nicht geliebt, wenn sie ihm nicht vertraut hätte   … die schrecklichen Erinnerungen an das viele Blut, an die Schreie, drängten sich ihm auf. Er schüttelte heftig den Kopf. Wenn ihm die Flucht vor Ruslan nicht gelänge, wäre Alisas Tod nur der erste von vielen.
    Er tastete über den Fels und schob die Finger wieder in den Spalt. »Ich versuche es

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