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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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Schlamassel damit vom Hals schaffen.
    Ja, und was dann? Dann würde ich nie wieder als Vorreiter oder Kurier arbeiten können. Folglich würde ich den Zaster, denich für Melly brauchte, keinesfalls bis zu ihrem Wandel zusammenbekommen.
    Schritte kamen knirschend näher. Scheiße! Mit zusammengebissenen Zähnen schob ich Kirans Amulett in sein Hemd zurück und zog ihm die Decke bis unters Kinn.
    Ein schlaksiger Mann mit langem Gesicht, einer der Bartel-Söhne, kam in mein Blickfeld. Seine Augen waren gerötet, sein Mund zusammengepresst.
    Nervös sprang ich auf. Hatte Pello schon begonnen, seine Geschichte herumzuerzählen?
    »Dachte, ihr Vorreiter solltet es sofort erfahren«, sagte er. »Harken ist tot.«
    »Was?« Meine Knie gaben nach, worauf ich rückwärts auf den Kutschbock plumpste. »Aber Merryn hat ihn doch behandelt!«
    »Hat er. Er hat jedes Amulett und alle denkbaren Tränke eingesetzt, aber Harken ist ihm entschlüpft, als wäre sein Herz zu schwach, um noch weiter zu schlagen.«
    Mir wurde schlagartig schlecht. Harken war stets freundlich gewesen, auch als ich noch eine vorlaute Range gewesen war, die jeder andere Kutscher liebend gern im nächsten Bach ersäuft hätte. »Suliyya gebe ihm Frieden«, sagte ich mit belegter Stimme. O Mutter der Jungfrauen, hätte ich den Auftrag bloß nicht angenommen!
    »Er war ein guter Mensch.« Bartels Sohn wurde unruhig. »Ich muss zurück. Mein Vater liegt noch flach. Merryn sagt immerzu, er kommt wieder auf die Beine, aber   …« Er zuckte hilflos die Achseln.
    Ich schluckte. »Ich hoffe, er schafft es.«
    Bartels Sohn nickte, drehte sich um und entfernte sich niedergeschlagen vom Wagen.
    Neben mir regte sich Kiran. Er machte die Augen nicht auf, bewegte aber die Finger und wimmerte vor Schmerzen.
    Ich nahm meinen Knochenspalter in die Hand. Sowie Kiran aufwachte, würde ich Antworten fordern, selbst auf die Gefahr hin, dass er Zauber gegen mich schleuderte. Und wenn er an Harkens Tod schuld war, würde er mir dafür bezahlen.

NEUN
KIRAN
    Kiran kam langsam zu sich. In seinem Kopf wummerte es, und er fühlte sich wie mit Scherben gespickt. Er musste das Wirkmuster zu schwach kalkuliert haben und magischer Überlastung erlegen sein. Ruslan wäre darüber verärgert.
    Er hörte eine raschelnde Bewegung und versuchte zu sprechen.
    »Mikail?« Sein Mund war wie ausgetrocknet. Mikail würde ihm Wasser bringen und einen Schmerzstiller. Er würde ihn aufziehen, weil er den Zauber verpfuscht hatte, aber ihn mit sanfter Hand versorgen.
    »Nein.«
    Das war nicht Mikails Stimme. Verwirrt schlug Kiran die Augen auf. Der junge Mann, der sich über ihn beugte, hatte ein schmales braunes Gesicht und wütende grüne Augen. Von Mikails ausdrucksloser Miene und undurchdringlichen grauen Augen hatte er nicht das Geringste. Das weiche Laternenlicht schien auf gestapelte Kisten und das grobe Holz eines Wagens. Kiran richtete sich auf, trotz der stechenden Schmerzen in sämtlichen Gliedern.
    »Dev«, sagte er heiser.
    »Richtig.« Devs Ton war kalt wie eine Nacht im Gebirge. »Jetzt, wo du wach bist, will ich mal etwas klarstellen. Ich habe keine Ahnung, welches Spiel du treibst, aber ich lasse mich nicht blind dafür einspannen. Ich will Bescheid wissen, andernfalls lasse ich Pello im Konvoi verbreiten, dass du die Lawine ausgelöst hast.«
    Da kam ihm die Erinnerung: die herabdonnernde Schneewand, der sengende Schwall Magie, der Schock des Zusammenpralls. Als er begriff, trieb es ihm den Atem aus der Lunge. Ruslan war auf dem Weg zu ihm. »Oh nein. Nein, nein, nein   …« Ungestüm befreite er sich aus der Decke.
    Dev wich einen Schritt zurück, spannte sich an und breitete die Hände aus. Runenbesetztes Silber glänzte in der einen. »Die Vorstellung gefällt dir nicht, wie? Also hast du den Zauber gewirkt. Fang jetzt bloß nicht an, das abzustreiten, denn ich habe dein Amulett gesehen. Nur ein Magier kann ein so mächtiges Ding besitzen.«
    Kiran wehrte sich gegen den Impuls, Dev zur Seite zu stoßen und zu fliehen. Die Runen auf Devs Amulett wiesen es als groben, aber wirksamen Schmerzerreger aus. Kiran könnte es abblocken, falls Dev es einsetzte, würde aber in seinem geschwächten Zustand gleich wieder das Bewusstsein verlieren. Dabei hatte er schon genug kostbare Zeit verloren.
    »Ja, meinetwegen, es stimmt. Ich habe Magie eingesetzt, aber nicht, um die Lawine auszulösen! Du verstehst das falsch, ich   …«
    Dev verzog den Mund. »Ich verstehe aber richtig, dass Harken

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