Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Überzahl hier nichts ausrichtete, solange ihr Feind sich in derartiger Raserei befand. Er hielt ein furchtbares Blutgericht unter ihnen, wie es wahrscheinlich zehn Mann auf einmal nicht vermocht hätten.
»Ein Rithari!«, schrie einer von ihnen, bevor er erschlagen wurde, und allein dieses Wort ließ die Warinen zurückweichen.
Rowarn stand still, vom Blut seiner Feinde überströmt, und dennoch hell strahlend in der beginnenden Dämmerung, das Gesicht jedoch in Dunkelheit gehüllt, abgesehen von den schrecklichen Augen.
Dann schossen plötzlich Pfeile und Speere durch den Dunst – und trafen die Warinen. Nun ergriffen sie endgültig die Flucht, und zwar allesamt, in den Nebel hinein. Rowarn, der langsam wieder zu sich kam, hörte vor sich ein tiefes Grollen und verzweifelte Schreie. Kurz darauf wurde es still.
Doch Rowarn traute der Ruhe nicht so schnell und verharrte, obwohl ihn alles danach drängte, endlich nach Noïrun zu sehen. Und er tat gut daran! Plötzlich schob sich ein monströser Schemen durch den blutenden Nebel, mit kalt glühenden Augen, gewaltigen Hörnern und den stämmigen, zu aufrechtem Gang fähigen Hinterbeinen eines Stieres. Er trug ein geflammtes Schwert, länger als ein Zwerg, einen stachelbewehrten Panzer, und seine Haut war leuchtend rot. Dampf quoll aus seiner breiten, flachen Nase, und er fletschte die Zähne in einem tiefen Grollen.
Ein Dämon.
Rowarn wusste, dass nun alles vergebens gewesen war. Aber er würde den Tod des Fürsten Ohneland bitter rächen, und seinen eigenen noch dazu, bevor er starb. Er stieß einen wilden Schrei aus, ließ die zweite Klinge fallen und hob sein Schwert mit beiden Händen, doch bevor er sich auf das gewaltige Wesen stürzen konnte, das fast doppelt so groß war wie er, keuchte der Fürst hinter ihm: »Halt ein, Rowarn! Schone deine Kräfte. Dieser da … gehört zu uns.«
Rowarn verharrte und drehte sich halb zu dem Fürsten. »Was?«
Der Dämon stampfte heran und scheuchte den mutigen Kupferhengst beiseite, um zu Noïrun zu gelangen. »So ist es, kleiner Held«, sagte er mit dröhnender Stimme. Das gehörnte Wesen streckte dem Fürsten die Hand hin, groß wie eine Schaufel, und mit langen Krallen bewehrt.
Noïrun ergriff sie und ließ sich hochziehen. »Fashirh, ich bin erfreut, dich zu sehen«, sagte der Fürst und versuchte, auf eigenen Füßen zu stehen.
Rowarn verharrte wie gelähmt, das Schwert immer noch erhoben. Seine Blicke irrten zwischen dem Fürsten und dem Dämon hin und her. Verzweifelt versuchte er zu begreifen.
»Alles in Ordnung, Junge?«, fragte Fashirh und wollte ihm die Hand reichen, aber Rowarn wich zurück.
»Fass mich nicht an!«, zischte er. »Mir ist es gleich, auf wessen Seite du stehst. Du bist ein Dämon und damit mein Feind!« Aufgebracht wandte er sich ab, seinen Fürsten hatte er anscheinend völlig vergessen, und rief nach Windstürmer. Er saß auf und ritt zurück zu den anderen.
Fashirh schaute den Fürsten erstaunt an. »Welch tiefer Hass in einem so jungen Herzen ...«
»Er spricht nicht darüber«, erklärte Noïrun. »Und ich fürchte seinen Zorn, der ihn zur Raserei treibt.«
» Du fürchtest etwas? Das ist bedenklich.«
»Ja.« Der Fürst versuchte aufzutreten und stieß einen Schmerzensschrei aus, seine Hand tastete in der Luft nach einem Halt. »Fashirh, hilf mir, dieses Bein lässt mich im Stich.«
Der Dämon stützte ihn behutsam und half ihm auf den Kupferhengst, der den roten Riesen wütend anprustete. Als Fashirh mit feurigem Dampf aus den Nüstern zurückschnaubte, gab der Hengst klein bei, aber er wich keinen Hufbreit und beäugte den Dämon während des ganzen Weges bis zum inzwischen errichteten Lazarettzelt misstrauisch.
»Das hast du gewusst, oder?«, brüllte Olrig ihnen entgegen, mit einer Mischung aus Wut, Freude und Erleichterung. »Die ganze Zeit hast du darauf gewartet, dass Fashirh zu uns stößt, und warst deshalb so entspannt!«
Der Fürst lächelte fein, enthielt sich aber einer Antwort.
»Hätten wir warten sollen, bis Olrig seine sechsunddreißigste Heldentat vollbracht hat?«, röhrte Fashirh und lachte, dass der Boden bebte.
»Nein, man hätte Olrig etwas darüber sagen können, denn Olrig ist der Stellvertreter des Fürsten und ziemlich aufgebracht darüber, wenn er bei derartigen Dingen übergangen wird!« Der Kriegskönig wedelte wütend mit einer Hand und stampfte davon.
»Warum wundert mich das wieder einmal nicht?«, sagte der Dämon zu Noïrun.
»Es ist
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