Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
dann umkreiste er die Schar, trieb die Wallache zusammen und brachte sie zur Ruhe. Olrig und einige andere humpelten zu Fuß hinter ihren durchgehenden Pferden her, fluchend und schimpfend. Der Fürst vergrößerte den Kreis, und die kopflosen Tiere, die nicht wussten wohin, waren dankbar, die kräftige Stimme des Leitpferdes zu hören, das ihnen den Weg wies, und kehrten um.
Während Reiter und Pferde mit dem Chaos beschäftigt waren, tauchten auf dem Hügel hinter Weideling zwei mächtige, schimmernde Gestalten auf, verharrten kurz und galoppierten dann die Anhöhe hinunter.
»Sie kommen!«, rief Rowarn. »Haltet euch zurück, macht jetzt keinen Fehler!«
Noïrun kam an seine Seite. »Ich gehe mit dir, Junge.« Er wandte sich dem Zwergenkönig zu, der endlich seinen Schimmel eingefangen hatte. »Olrig, komm mit, aber halte Abstand ein, bei den Vulkanen Manurs! Wenn du dein Pferd nicht beherrschst, geh zu Fuß!«
»Ich schaffe das!«, schnaubte der Kriegskönig wütend und fuhr den Mann neben sich an: »Du und die anderen, packt euch und reitet ein Stück zurück. Dort wartet auf uns – und haltet die Pferde im Zaum!«
Rowarn konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als Olrig dann mit dem Schimmel am Zügel zu Fuß hinterherkam, wütend stampfend, aber immerhin schweigend. Vergnügt blickte er zum Fürsten auf, der neben ihm ritt, mit undurchdringlicher Miene, den Blick starr nach vorn gerichtet – auf die beiden Velerii, die am Rand des Moosteppichs vor ihrer Heimstatt warteten. Rowarn hätte gern eine Bemerkung gemacht, aber er hielt sich lieber zurück. Allerdings hatte er sehr wohl das leichte Zucken im Mundwinkel des Fürsten gesehen.
Er hob die Hand und winkte seinen Eltern zu, die den Gruß erwiderten. »Das ist ein gutes Zeichen«, wisperte er. »Sie heißen Euch willkommen.«
Der Hengst war sehr nervös und trippelte in Piaffen vorwärts. Auch der Schimmel war hektisch, Brust und Flanken waren schweißnass, aber er ließ sich brav am Zügel führen. Die Nüstern beider Pferde waren weit gebläht, sie schnaubten und prusteten und versuchten zu verstehen, was sie sahen, und was sie rochen.
Dann beruhigten sie sich plötzlich. Ihre Köpfe sanken herab, die Ohren fingen an zu spielen und sie kauten auf den Gebissen. Das war genau der Zeitpunkt, auf den Rowarn gewartet hatte, und er blieb stehen. »Lasst eure Pferde jetzt hier«, sagte er zu den beiden Männern. »Sie werden nicht weglaufen, sondern auf euch warten.«
Fürst Noïrun stieg aus dem Sattel und band den Zügel am Horn fest, damit der Hengst in Ruhe grasen konnte, ohne sich zu verheddern.
Rowarn war überrascht, dass der Adlige fast eine halbe Handspanne kleiner war als er, wohingegen Olrig ungewöhnlich groß wirkte, vor allem durch seine Schultern, die fast doppelt so breit wie die eines Menschen waren. Zwerge als »kleinwüchsig« zu bezeichnen konnte nur ein Gerücht sein; Rowarn hatte schon kleinere Menschen in Madin gesehen.
Sie folgten dem jungen Mann in wenigen Schritten Abstand.
»Mutter, Vater, das sind Fürst Noïrun Ohneland und Kriegskönig Olrig von den Kúpir, aus Valia«, übernahm Rowarn die Vorstellung und wandte sich an die Gäste: »Dies sind die Velerii Schneemond und Schattenläufer, die Wächter von Weideling, meine Muhmen.«
Fürst Noïrun trat nach vorn und verneigte sich. »Ehrenwerte Schneemond, geehrter Schattenläufer, ich bringe Kunde aus Ardig Hall. Und ich fürchte, es sind keine guten Nachrichten.«
Rowarn sah ein Zucken in Schneemonds Gesicht, und auf Schattenläufers Stirn bildete sich eine Furche.
»Seid willkommen und tretet ein«, sagte er mit tiefer Stimme und einladender Geste. Die beiden Velerii wendeten anmutig auf der Hinterhand und verschwanden voraus in der Heimstatt Weideling.
Kapitel 3
Letzte der Nauraka
Dies war immer ein besonders schöner Moment, der Rowarn stets noch aus der tiefsten Niedergeschlagenheit riss. Behutsam öffnete er den Laubvorhang, der schwer mit weißen, süß und sinnlich duftenden Blüten besetzt war. Tausende Bienen, Hummeln und Schillervögelchen schwirrten zwischen den Blüten herum und schlürften gierig den kostbaren Nektar – einem der wenigen Schätze Innius, von dem vor allem Heiler und Magier wussten, aber auch Kurpfuscher und Fälscher.
Reiner Nektar wurde nach Tropfen bezahlt, der Honig nach Fingerhüten. Das Blütenöl der Königsweide wurde nach Federgewicht bemessen. Es gab kein stärkeres Heilmittel, und man konnte es bei nahezu allen
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