Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
vollständig angekleidet, und aus seinen Augen sprühten blaue Funken in die Dunkelheit. Das Schimmern um ihn war fahl und krank. »Er versuchte, mich zu bekehren, er war besessen von mir. Sein Ziel war es, mit mir einen neuen Orden zu gründen, das ist mir jetzt klar geworden. Aber ich habe seine Pläne durchkreuzt.«
»Rowarn, du ...«, fing Noïrun an, aber der junge Ritter hob die Hand.
»Arlyn wollte mich zurückhalten, aber ich brauche kein Gehätschel, und erst recht keinen Bann«, unterbrach er. »Ich werde allein meine Entscheidung treffen. Lasst mich einfach in Ruhe. Alle!«
Damit verschwand er in der Nacht, Richtung Wald.
»Er schlägt den falschen Weg ein«, sagte Olrig sorgenvoll. »Irgendjemand muss ihn vor dem Fehler bewahren, in die Dunkelheit zu gehen.«
Angmor wandte sich schweigend ab und schritt davon. Graum zögerte, sein Blick glitt immer wieder dorthin, wo Rowarn in die Schatten getaucht war. Dann folgte er mit eingezogenem Schwanz seinem Herrn.
Olrig drückte warnend Noïruns Arm. »Es darf dir nicht zu nahe gehen!«, sagte er eindringlich. »Rowarn ist deine Schwachstelle. Du bist der Heermeister! Du musst das in den Griff kriegen.«
»Ich habe mich in der Gewalt, Olrig«, sagte der Fürst. Seine raue Stimme klang so ruhig wie gewohnt.
»Gut«, brummte der Zwerg. »Ich habe nämlich keine große Lust, dich in den Brunnen tauchen zu müssen, um das Feuer in deinem Gehirn zu löschen.«
»Diese Zeiten sind vorbei. Ich habe es dir versprochen.« Noïrun straffte seine Haltung und strich die Kleidung an seiner Brust glatt, eine Geste, mit er er wohl seine Anspannung abstreifen wollte. »Lass uns auf den Schrecken noch etwas trinken und dann zu Bett gehen.«
»Und Rowarn?«
Noïrun sah Tamron am Eingang des Hauses stehen. »Wir sind in Farnheim. Rowarn wird Heilung finden«, sagte er.
Rowarn wanderte fast die ganze Nacht durch den Wald, der still schlummernd um ihn lag; nicht einmal der Wind regte sich. Noch immer tobte der Schmerz in ihm, den Heriodon ihm zugefügt hatte. Der junge Ritter hatte einen schrecklichen Kampf mit seinem Peiniger gefochten. Heriodon war völlig überrascht gewesen, als es Rowarn gelang, seine Ketten zu sprengen. Es war die Dämonenessenz, die in ihnen beiden ruhte, die Rowarn Zugang zum Halbwarinen verschaffte und ihm die Kraft gab, die Fesseln von sich zu lösen.
Heriodon würde vermutlich lange darüber nachdenken, was geschehen war, denn offenbart hatte der Nauraka sich ihm nicht. Er hatte sich vor allem auf den Kampf konzentriert, auf den Angriff, und das Schwert. Rowarn hatte die Raserei ungehemmt aus sich hervorbrechen lassen.
Besiegen konnte er Heriodon trotzdem nicht. Ihm fehlten die magischen Kräfte dazu. Aber dennoch hatte er seinem Peiniger so sehr zugesetzt, dass er freigekommen war. Nun war er zurück in Farnheim und in Sicherheit. Noch einmal würde es Heriodon nicht gelingen, in diesen Frieden einzudringen. Vor allem würde er eine Weile brauchen, bis er sich vom Widerstand seines »Schülers« erholt hatte.
Aber was sollte Rowarn jetzt tun?
Nein, darüber konnte er heute nicht mehr nachdenken. Er war zu erschöpft, hatte zu Schlimmes durchlitten. Wer wusste, wann ihn der Schmerz wieder verließ. Zuerst brauchte er Stille und Einkehr in sich selbst. Dann würde er weitersehen.
Als er sich dazu entschieden hatte, kehrte er um. Im allerersten Frühdämmer erreichte Rowarn Haus Farnheim, das noch in tiefem Schlaf lag. Leise schlich er die Treppe hinauf in sein Zimmer – und prallte erschrocken zurück, als er Arlyn im Schaukelstuhl schlummern sah. Sie erwachte allerdings sofort, bevor er sich zurückziehen konnte, und stand auf.
»Warum hast du auf mich gewartet?«, fragte er herausfordernd. Er war übernächtigt, ausgezehrt von Schmerz und Angst und wollte allein sein. Traumlos schlafen, ein ganzes Jahr lang. Er brachte keine Höflichkeit mehr auf, konnte seinen Unwillen nicht verstecken, wollte niemanden sehen und sich erst recht nicht unterhalten.
»Du stellst seltsame Fragen«, erwiderte sie. »Noch habe ich dich nicht aus meiner Obhut entlassen, auch wenn du in diesem Haus wohnst.« Sie sah blass und müde aus.
»Es ist alles meine Schuld«, sagte Rowarn. »Ohne mich hätte Heriodon sich keinen Zutritt verschaffen können. Und dann die Kaninchen ...«
»Vergiss die Kaninchen, Rowarn, es geht nur um dich«, unterbrach sie. »Ich will von dir keine Entschuldigungen hören, sondern wann du dich behandeln lässt.«
»Werd ich
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