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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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dann nicht in Haft?«
    Aninis Bruder knirschte mit den Zähnen. Die Hand mit dem Messer zitterte. »Erwiesen ist es nicht«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Nun also«, sagte Noïrun freundlich, legte Rowarn einen Arm um die Schultern und zog ihn mit sich.
    »Aber jeder weiß, dass er es war!«, rief Rayem anklagend und so laut, dass nunmehr sämtliche Gespräche in der Stube verstummten und sich die Gesichter Rowarn zuwandten. Mit der Messerspitze deutete Aninis Bruder auf ihn. »Es gibt überhaupt keinen Zweifel, dass er der Mörder meiner Schwester ist und nur deswegen keine Gerechtigkeit walten darf, weil die Stadtväter Angst vor der Rache der Velerii haben! Ich sage, Schande über jeden, der ihm Freundschaft entgegenbringt, mag es auch ein Fremder sein! Solche Leute sind hier nicht willkommen. Sie sind nicht besser als dahergelaufener Abschaum!«
    Fürst Noïrun ließ den Arm von Rowarns Schultern gleiten und verharrte.
    Es wurde schlagartig still. Niemand regte sich mehr.
    Auch das muntere Geplauder der Schar erstarb, und einige Soldaten hielten plötzlich Messer in der Hand, schon halb vom Sitz aufgerichtet. Wartend wie ein Pfeil auf der gespannten Bogensehne beobachteten sie ihren Fürsten.
    Rayem stockte erschrocken. Zu spät bemerkte er, dass er zu weit gegangen war. Seine Augen weiteten sich, als der Fürst sich langsam zu ihm umdrehte, und er sank sichtlich in sich zusammen, als er den Blick dieser strengen Augen auf sich gerichtet fühlte, aus denen jede Freundlichkeit gewichen war. Das Messer fiel ihm aus der Hand und landete leise klirrend auf dem Boden, aber er bemerkte es nicht. Er starrte Noïrun an wie ein Kaninchen die Schlange, unfähig, auch nur mit einem Muskel zu zucken.
    Der Fürst setzte zu einem Schritt an, während seine Hand zum Gürtel glitt. Aber in diesem Moment war plötzlich Olrig neben ihm. Er berührte Noïrun kurz am Arm, ging dann weiter zu Rayem, packte ihn und schob ihn grob Richtung Küche. »Der Schmerz über den Verlust deiner Schwester mag dir diese Worte in den Mund gelegt haben, junger Wirtssohn«, sagte er laut und vernehmlich, »und der edle Fürst verzeiht dir daher diese unstandesgemäße Respektlosigkeit mit der ihm eigenen Großmut, weil er weiß, wie töricht und unwissend die Jugend ist. Nun geh und widme dich deiner Arbeit, bevor du von deinem Vater die verdiente Rüge erhältst, die schmerzvoll sein dürfte und sollte.« 
    Er versetzte ihm einen Stoß, der Rayem bis zur Tür schleuderte, wandte sich um und sagte betont fröhlich: »Nun denn, lasst uns etwas trinken und ein gutes Gespräch führen, wie es sich geziemt unter Leuten von Stand!« Dazu machte er mit einer Geste deutlich, dass der Streit vorüber war und jeder Gast sich wieder seinen eigenen Angelegenheiten widmen sollte.
    Augenblicklich kamen die Bewohner von Madin der Aufforderung nach, wandten sich ab und vertieften sich hastig in Gespräche über Handel, Aussaat und Ernten. Die Soldaten entspannten sich und ließen die Messer sinken.
    Rowarn, der immer noch wie erstarrt war, sah zu, wie Olrig dem Fürsten auf die Schulter klopfte. »Er ist der Mühe nicht wert, mein Freund, und gewiss wäre es keine Ruhmestat, die Schärfe deines Schwertes an seinem ungewaschenen Nacken zu prüfen.« Er zwinkerte Rowarn zu. »Komm, Junge, setz dich an unseren Tisch und nimm einen Schluck von meinem Bier.«
    Rowarn folgte ihm. Seine Knie zitterten immer noch, und er bemühte sich, nicht zu Fürst Noïrun zu blicken, als dieser schweigend an seinen Platz zurückkehrte. Schon war Daru zur Stelle, mit einer Schankmaid hinter sich, die eine Menge Bierkrüge heranschleppte, und mit einem Schankdiener, der ein Tablett voller wohlduftender Genüsse trug: Frisches Brot, heißen Schinken, würzigen Käse, sämigen Honig. Aninis Vater war leichenblass, als er sich vor Noïrun verneigte, während Krüge und Tablett auf dem Tisch abgestellt wurden. Die Soldaten griffen sofort begeistert zu, ohne sich noch weiter um das zu kümmern, was am anderen Ende des Tisches vor sich ging.
    »Ich bitte tausendmal um Vergebung, edler Herr ...«, fing Daru an und blickte den Kriegskönig hilfeheischend an. Doch Olrig wandte sich ebenfalls der großzügigen Spende zu und stieß mit einem neuen Krug krachend an die erhobenen Humpen der Soldaten.
    Rowarn hatte noch nie Angst in den Augen des vierschrötigen, schweren Mannes gesehen, der sonst wegen seiner Stärke gefürchtet war. Plötzlich tat Daru ihm leid, und er

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