Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Hellsicht schien mit solcher Wucht über ihn zu kommen, dass er die Kontrolle über sich verlor. Sein Mund öffnete sich und mit fremder Stimme brach die sich soeben erfüllende Prophezeiung hervor:
» Und als die Splitter zueinander kamen, war der erste Teil erfüllt, und die Macht des Tabernakels brach ungezügelt hervor. Als Sturm offenbarte sie sich, der über Waldsee hinwegfegte und die Welt in ihren Grundfesten erschütterte. Denn diese Macht stammte aus der Frühzeit, noch bevor es weltliches Leben gab, und daher war sie zu stark. Erdbeben erschütterten die Lande, verheerende Wirbelstürme zogen darüber hinweg. Mensch und Tier, Alte und Mächtige flohen und verbargen sich und erwarteten den letzten Tag und das Erlöschen des Lichts. «
»Nein«, stöhnte Rowarn durch das Tosen und Brausen, »das darf nicht geschehen, das kann nicht Erenatars Wille gewesen sein ... dies ist nicht die Bestimmung ...«
»Ich kann es nur sehen, nicht ändern!«, rief der Visionenritter. »Ich weiß nicht, was über mich kommt, aber ich sehe deutlich, die Welt kann diese Macht nicht auffangen und wird daran zugrunde gehen!«
»Dann ist das der Wille Erenatars? Dass weder Regenbogen noch Finsternis die Welt als Bastion bekommen, indem sie zerstört wird? Das kann ich nicht glauben!«, schrie Arlyn verzweifelt. »Wir haben etwas übersehen! Ich werde das nicht zulassen! Ich heile, ich vernichte nicht!« Und mit einer letzten Kraftanstrengung zog sie das Schwert aus dem Körper des Unsterblichen.
Die schwarze Wolke über dem Altar erlosch, als sich die Wunde in der Brust schloss. Ein Ruck ging durch Femris’ Körper, dann kam er mit einem Schrei zu sich und fuhr mit aufgerissenen Augen hoch. Sein Blick war irrlichternd, als er sich umsah. Und dann entdeckte er Rowarn, der neben dem Altar kniete, die Hände um die glühenden Tabernakelsplitter verkrampft, das Zentrum des tödlichen Sturms, der sich über Waldsee entlud.
»Wahnsinniger!«, schrie der Zwiegespaltene. »Das Tabernakel ist nicht für dich bestimmt! Du hast die Macht in sich verkehrt!«
»Das ist unmöglich«, gab Rowarn schmerzerfüllt zurück. »Der siebte Splitter fehlt immer noch, und es ist nicht zusammengefügt! Ich weiß nicht, was hier geschieht, doch ist es nicht meine Schuld! Ich bewahre die Bruchstücke nur, ich wende sie nicht an!«
»Die sechs Teile müssen den Weg zu dem siebten weisen«, erhob sich Arlyns Stimme über den Sturm. »Dies ist derselbe Wirbel wie im Freien Haus, du bist auf dem richtigen Weg!«
»Aber wir müssen etwas tun, bevor die Welt auseinanderbricht!«, brüllte Graum vom Portal. »Selbst ich kann sehen, was dort unten geschieht!«
Femris bewegte die Arme, die Beine, dann sprang er vom Altar. Er schien keine Mühe zu haben, seinen Körper nach der langen Versteinerung zu kontrollieren. »Gib mir die Splitter, Frevler!«, rief er zornerfüllt. »Dies ist mein Reich, und ich verlange mein Recht! Du kannst es mir nicht vorenthalten!«
» Und die Welt verfinsterte sich. Alle Wesen duckten sich und beteten zu den Göttern, und der letzte Tag war wahrhaftig gekommen, als das Tabernakel erwachte. «
Angmor hustete und schüttelte den Kopf, als würde er gerade wieder zu sich kommen. »Das ist es!«, donnerte er mit unverhüllter Dämonenstimme, und Femris, der sich gerade auf Rowarn stürzen wollte, hielt für einen Moment inne und wandte sich überrascht zu ihm, als erwarte er einen Angriff. »Jetzt endlich kann ich es sehen!« Er stellte sich aufrecht hin und hob die Arme in Arlyns Richtung. »Arlyn, du und ich!«, fuhr er fort. »An uns liegt es jetzt, und dies ist deine Macht! Hebe deine Arme, verbinde dich mit mir, und ich zeige dir, was wir tun müssen! Das ist es, was der Orden mir zu den Visionen noch gab, und das ist es, was du von deinem Vater geerbt hast! Du kannst die letzte Bestimmung an seiner statt erfüllen!«
Arlyn nickte und hob die Arme.
Femris ging mit drohender Haltung dazwischen. »Was habt ihr vor? Dies ist mein Reich, ich werde nicht zulassen, dass ...«
»Du hast keine Wahl«, unterbrach Loghirs Tochter ihn, und ihre Augen glühten nun ebenso wie die Angmors auf, ihre Stimme schallte ungewöhnlich tief und kraftvoll durch die Halle. »Wir sind bereits mit der Macht Dubhans verbunden, und nun schließe ich das Band zu Angmor, als letzter lebender Nachkomme der Visionenritter. Die Macht, die mein Vater mir vererbte, erwacht in mir, und ich weiß, was ich tun muss.«
»Aus dem Weg, Femris, wenn du das
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