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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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und Schänke erkennbar war, mit den angrenzenden Ställen und dem stolzen Schild an der Ecke, das einen schwarzen Ritter auf steigendem Ross zeigte – und Schwarzer Ritter lautete auch der Name des gastlichen Hauses. »Hier werden wir übernachten.« 
    Inzwischen ging es ohnehin schon auf die trägen Stunden kurz vor der Dämmerung zu, wenn das Tagwerk getan war, die Bewegungen langsamer wurden und vom morgendlichen Schwung nicht viel übrig blieb. Zeit, in den Häusern das erste Licht zu entflammen, das Hauptgericht in aller Ruhe zu sich zu nehmen und eine entspannende Pfeife zu rauchen, während man den Berichten des Tages lauschte und Pläne für den nächsten Morgen schmiedete.
    »Eine hervorragende Wahl!«, freute sich Olrig.
    »Es sollte doch alles in der Familie bleiben«, grinste Noïrun.
    Rowarn beobachtete seinen Herrn voller Staunen. Selten hatte er ihn derart aufgeräumt und ... ja, menschlich erlebt. Überhaupt nicht mehr der gestrenge Befehlshaber, der ständige Disziplin forderte, ernst und kühl und unnahbar war. »Noch mehr Verwandte, Olrig?«, fragte er neugierig.
    Der Zwerg gluckste. »Eine einzigartige Gevatterin, fürwahr, die diesem Hause vorsteht, die muntere Witwe eines seligen Neffen meines Vaters, der dummerweise in der Mühle ertrank, als er versuchte, einen Handstand auf der Speiche zu machen, sobald sie den Zenit erreichte.«
    »So starb er?«, rief Rowarn.
    »War ein eitler Kerl, ein Juwelenschmied, behangen mit Unmengen von Ketten. Verhedderte sich, konnte sich nicht befreien, wurde untergetaucht und ersoff, als das Rad steckenblieb, denn dick war er auch noch.« Olrig kicherte. »Aber die Wette mit dem Ushkany hat er trotzdem gewonnen!« 
    »Stimmt«, bestätigte der Fürst. »Keiner hat jemals so viel in einer halben Stunde geschafft wie er. Bloß den Handstand hätte er besser vorher geübt.«
    Rowarn schüttelte den Kopf, als die beiden Männer schallend lachten; sie fanden diesen schrecklichen Unfall offenbar äußerst belustigend. »Aber die arme Frau!«
    »Wie arm sie ist, wirst du gleich sehen.« Olrig öffnete die riesige, schwere Eichentür, trat an den Empfangstresen und hämmerte mit der Faust auf die Platte. Innen war alles reich mit Holz ausgestattet, und Kerzen standen in allen Winkeln, die die Sonne nicht erreichte. Die Strahlen fielen durch bunte Gläser und verbreiteten ein freundliches, schummriges Licht. »Heda! Ist dies hier ein Gasthaus oder ein Friedhof? Hier sind einige hungrige, zahlungswillige Gäste!«
    »Nur für anständige Leute!«, kam es schallend zurück, und dann erschien eine Zwergin, und Rowarn blieb der Mund offen stehen. In Madin hatten so manche Leute behauptet, allerlei über die Zwerge zu wissen, vor allem über die Zwergenfrauen, die wegen ihrer Hässlichkeit allerorts bekannt seien. Kala und viele andere Zwergenfrauen auf den Straßen Ennishgars hatten ihn bereits eines Besseren belehrt, aber diese Frau raubte ihm den Atem. 
    Natürlich war sie ihrer Art entsprechend klein und stämmig, aber von unglaublich attraktiver Erscheinung, die sie durch entsprechende Kleidung sehr wohl zu präsentieren und hervorzuheben verstand. Wie die meisten Zwergenfrauen trug sie ihr fast bodenlanges, dichtes Haar zu einer kunstvollen, nach stundenlanger Arbeit aussehenden Frisur gesteckt, ihre Hände und der anmutige Hals mit dem entzückenden Grübchen vorn zwischen den Schlüsselbeinen waren mit Ringen und Ketten behängt. Kostbares Geschmeide zierte die lieblich geschwungenen Ohren, selbst den Taillengürtel und die zierlichen Sandalen, in denen bloße Füße steckten. Ihr Gesicht war samtig und rosig wie ein Pfirsich in voller Reife, und die humorvollen und gewitzt funkelnden Augen groß und grünbraun. Sie verströmte eine unglaubliche Weiblichkeit, blühend wie eine gefüllte, betörend duftende Prachtrose.
    »Olrig!«, rief sie mit rauchiger Altstimme und schloss den Zwerg in ihre weichen Arme, die Rowarn ebenfalls gern um sich gefühlt hätte.
    »Liebste Larinda«, dröhnte der Zwerg und hob sie halb hoch. »Schöner denn je! Der einzige Grund, warum die Leute hierher kommen und dir freiwillig all ihr Geld geben – doch sag, rieche ich von dort hinten aus der Küche etwa wunderbaren Wasserhirschbraten und Malzbier?«
    »Als hätte ich es geahnt!«, antwortete sie. »Alles zu deinem Wohlgefallen, mein prächtiger Feinschmecker, der du glücklicherweise deinen Bauch ordentlich pflegst. Ganz der Stolz der Familie!«
    Noïrun breitete seine Arme aus.

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