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Die Chronistin

Die Chronistin

Titel: Die Chronistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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wenig klang alter Spott durch. Dass sie ratlos die Stirne furchte, schien ihn zu amüsieren.
    »Ich verstehe nicht, was du mir sagen willst!«, rief sie gereizt.
    »Dann ist es wohl auch besser so«, erwiderte er kühl. »Lassen wir’s darauf beruhen, wenn Ihr das eine mit dem anderen nicht verbinden wollt.«
    »Aber Théodore...«
    »Nein!«, entschied er trotzig. »Wie ich’s gesagt habe: Lassen wir es einfach darauf beruhen.«
    Sie seufzte ergeben.
    »Nun denn«, murrte sie, »dann gib wenigstens Acht, dass du nicht noch einmal fällst und dir den Kopf blutig schlägst.«
    »Ei freilich«, gab er zurück. »Es hat sich auch gar nicht richtig gelohnt. Schließlich bin ich nicht... tief genug gefallen.«
    »Théodore!«
    Er aber beließ es bei seiner letzten rätselhaften Andeutung, nickte wortlos und verließ den Raum.
    In der Wasserschüssel stand das hellrote Wasser, mit dem sie die Wunde ausgewaschen hatte. Noch dunkler wurde es, als sie das Leinen auswrang. Sie tat es mit heftigen, verstörten Bewegungen.
    Es kann nur Christian sein, dachte sie wieder, es kann nur Christian sein, der mit seinen kecken Geschichten aus seiner verhurten Welt Théodore von seinen Studien ablenkt. Gewiss redet er ihm ein, sie seien nichts wert, nur weil er selbst nichts zustande bringt, und schon beginnt Théodore daran zu glauben. Oh, wie konnte er diesem Schuft erlauben, sich bei ihm einzuschmeicheln! Wenn er doch ein wenig willensstärker wäre! So muss ich zusehen, dass ich Christian loswerde!
    Sie trocknete ihre fröstelnden Hände ab, und noch ehe sie damit fertig war, hatte sie – wie einst, da Mélisande sich störend zwischen sie schob – einen Plan gesponnen, um Théodore von schlechtem Einfluss zu befreien.
    Schummrig war das Licht in Isaac ben Mosches niedriger Spelunke. Mit seinem rundlich-dicken Bauch saß er so steif und unbeweglich, dass er einem Weinfass glich, welches im modrigen Keller lagert. Erst nachdem ihm Sophia ihr Anliegen erklärt hatte, zeigte er eine Regung. Er lachte einen gurgelnden Laut, als blubbere in seiner Kehle ein Sumpf.
    »Von Geld versteht Ihr nicht viel, ma Dame«, bekundete er grinsend.
    »Ich bin reich«, gab sie ungerührt zurück. »So sagte man mir zumindest nach dem Tod meines Gatten. Allein, was nützen mir Haus und Grund, Schmuck und Wandbehänge, wenn ich Münzen brauche? Einen Sack voll. Er soll des Gierigen Auge sogleich bestechen – also muss es nach großem Wert ausschauen.«
    Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass Sophia Verlangen nach solchem Wert bekundete. An Geld hatte es ihr seit Bertrands Tod nicht gefehlt – jedoch an Interesse, sich darum zu kümmern. Nie hatte sie sonderlich wahrgenommen, dass es in einer Stadt wie Paris den Frauen erlaubt war zu erben, und dass es ihr in jenen Jahren, da Théodore noch nicht das Erwachsenenalter erreicht hatte, oblegen hätte, den Haushalt zu führen und das Vermögen zu verwalten – obendrein eines lästigen Vaters oder Bruders bar, der ihr den Besitz entreißen und sie zur Wiederheirat drängen könnte.
    Stattdessen war sie dankbar, dass sich Adeline de Briennes Gatte, Bertrands Schwager, entbot, sich um ihre Belange und die von Théodore zu kümmern, was gleichsam hieß, dass sie kaum etwas von dem Geld sah, sondern dieses direkt in die Hände von Isidora oder der Köchin wanderte.
    Erst heute deuchte sie dieser Umstand als Mangel, denn es fehlte der Vorwand, um bei Brienne um einen großen Geldbetrag auf einmal zu bitten. Es blieb ihr nichts übrig, als ihm diesen künftig in Raten abzuverlangen und sich die Summe einstweilen von Isaac vorstrecken zu lassen.
    Jener hinterfragte ihr Trachten nicht, sondern grunzte vor sich hin, ein wenig belustigt, ein wenig widerwillig. Fremd war ihm das Ansinnen gewiss nicht – wer sonst stieg in den engen, stickigen, von der Straße verborgen liegenden Raum, wenn nicht zu eben jenem Zwecke wie Sophia, Isaacs Geschäft verachtend, weil es gottlos war, und zugleich darauf angewiesen?
    »Ich biete Euch zwanzig Livris Parisis«, schlug er vor, indessen er zu einer Truhe trat, die in dem schlichten, lichtgedämpften Raum kostbar aussah. Vier Schlösser hatte sie – an jeder Seite eines. »Einen Teil davon zahle ich in Sous aus, derer zwanzig einen Livre ausmachen, und wiederum einen Teil in Deniers, die zu zwölft den Wert eines Sous ergeben. Das wird ein schwerer Beutel... und ein hoher Zins.«
    »Sei’s drum – ich zahle es zurück, indem ich beim Haushalt sparen lasse!«, erwiderte

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