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Die Chronolithen

Die Chronolithen

Titel: Die Chronolithen Kostenlos Bücher Online Lesen
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war allgegenwärtig. Die meisten Leute seien in den letzten drei Tagen gekommen, erklärte Hitch, und trotzdem verzeichneten die Versorgungszelte schon die ersten Fälle von Ruhr.
    Adam und seine Clique waren westlich der Hauptstraße untergebracht, auf dem Parkplatz eines Steinmetzhofs. Im Laufe der Nacht hatte Hitch kurz mit Adam gesprochen, aber nicht mit Kait, doch der Junge hatte ihre Anwesenheit bestätigt. Adam hatte eingewilligt, mit Ashlee zu reden, und hatte, was Kait und mich betraf, sein Einverständnis nur unter Vorbehalt gegeben. Er hatte offenbar das Sagen und konnte im Namen der anderen sprechen; was Ashlee veranlasste, den Kopf hängen zu lassen und etwas vor sich hin zu murmeln.
    Auch zugegen, zumindest am Ortsrand, waren die Medien. Verbarrikadiert in großen, kugelsicheren und untereinander in Verbindung stehenden Aufnahmetrucks mit polarisierten Fenstern. Etwas, das ich mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis nahm. In Sues Interpretation der Chronolithen und deren Metakausalität fungierte die Presse als wichtiger Verstärker in der Feedbackschleife. Dieses um den Erdball gesendete Bild der Chronolithen trug entscheidend dazu bei, den Eindruck von Kuins Unbesiegbarkeit ins kollektive Gedächtnis zu brennen.
    Aber was wäre die Alternative gewesen? Nachrichtensperre? Dementieren? Das war das Geniale an Kuins Monumenten: Sie waren auf groteske Weise unübersehbar und unmöglich zu ignorieren.
    »Wir gehen hin«, sagte Hitch. »Ihr lasst mir den Vortritt, dann sehen wir weiter.«
    »Superstrategie«, sagte ich.
    »Mehr war nicht drin.«
     
    Wir parkten den Van so nahe wie möglich bei der Zeltgruppe, zu der auch Adam und seine Clique gehörten. Die farbenfrohen Zelte wirkten nahezu albern in dieser ausgemergelten Gegend, blaue, rote und gelbe Nylonpilze, die in wenigen Tagen aus dem harten Boden des Parkplatzes geschossen waren. Ashlee reckte schon erwartungsvoll den Hals nach Adam. Kaitlin war nirgends zu sehen.
    »Bleibt, wo ihr seid«, sagte Hitch. »Ich mache den Unterhändler.«
    »Unterhändler?«, fragte Ash in einem Anflug von Entrüstung.
    Hitch bedachte sie mit einem warnenden Blick und drückte von außen die Tür ins Schloss.
    Er ging ein paar Schritte auf ein achteckiges Zelt aus fotosensitivem silbernem Mylar zu und rief etwas für uns Unverständliches. Sekunden später wurde die Plane zurückgeschlagen und Adam Mills trat ins Freie. Es konnte nur Adam sein, so wie Ashlee Luft holte.
    Er trug eine staubverkrustete Khakiuniform, sah aber recht gesund aus. Er war mager und groß, fast so groß wie Hitch, und hatte einen schwarzen Rucksack geschultert. Er würdigte den Van keines Blickes, wartete nur auf Hitchs Spruch. Aus dieser Entfernung konnte ich unmöglich seinen Gesichtsausdruck erkennen, doch der Junge wirkte sichtlich entspannt und alles andere als verängstigt.
    Ashlee langte zum Türgriff, doch ich hielt sie zurück. »Warte noch eine Minute.«
    Hitch redete. Adam redete. Schließlich zog Hitch ein gerolltes Bündel Geldscheine aus der Tasche und zählte sie Adam auf die Hand.
    Ashlee sagte: »Was ist das, Bestechung? Er will Adam bestechen?«
    Ich sagte, dass es so aussehe.
    »Für was denn? Damit er dich zu Kait bringt? Damit ich mit ihm reden kann?«
    »Ich weiß nicht, Ash.«
    »Mein Gott, das ist so…« Sie fand kein Wort für ihre Verachtung.
    »Wir haben komische Zeiten«, sagte ich. »Es passieren komische Dinge.«
    Sie sank in den Sitz zurück, gedemütigt, und schwieg, bis Hitch uns herauswinkte. Ich aktivierte das Sicherheitssystem des Vans, eine Maßnahme, von der ich mir nicht allzu viel versprach. Draußen war die Luft trocken und der Gestank bestialisch. Ein paar Meter weiter schaufelte ein junger Mann in einer ehemals weißen Hose Erde in einen Latrinengraben.
    Ashlee ging zögernd auf Adam zu. Schwer zu sagen, aber ich hatte den Eindruck, als scheue sie nun, da der lang ersehnte Augenblick gekommen war, davor zurück – als scheue sie vor der Zwecklosigkeit der Begegnung und seiner Verweigerung zurück. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und sah ihm in die Augen. Adam starrte gleichmütig zurück. Er war jung, aber kein Kind mehr. Er gab keinen Zentimeter Boden preis, wartete nur, dass Ashlee sagte, was sie zu sagen hatte; für mehr war er vermutlich nicht bezahlt worden.
    Jetzt entfernten sie sich ein paar Schritte auf einem Pfad zwischen den Zelten. Hitch sagte zu mir: »Eine total verlorene Sache. Sie weiß es nur noch nicht.«
    »Was ist mit

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