Die CIA und der 11.September
Präsident Roosevelt in den Weltkrieg gegen Japan und Deutschland zu ziehen. 236
Das Papier versäumt auch nicht, die Absetzung Saddam Husseins zu fordern, nicht nur, um einen üblen Diktator loszuwerden, sondern vor allem zur Errichtung einer dauerhaften amerikanischen Militärpräsenz in der Region. Die amerikanischen Truppen stünden insgesamt zu sehr in den Standorten des Kalten Krieges und müßten langfristig in die neuen Schwerpunkte der Auseinandersetzung nach Südostasien und Südosteuropa verlegt werden.
Die Agenda für die Militärstrategie der im Januar 2001 antretenden neuen Bush-Administration ist im September 2000 veröffentlicht worden. Sie bezieht sich ausdrücklich auf eine Richtlinie zur Verteidigungspolitik, die seinerzeit Paul Wolfowitz für Dick Cheney, den damaligen Verteidigungsminister unter Präsident Ronald Reagan und heutigen Vizepräsidenten, ausgearbeitet hatte und die schon 1992 den Schlag gegen den Irak vorsah. Wolfowitz wiederum ist heute Stellvertretender Verteidigungsminister unter Donald Rumsfeld.
Die Gruppe für das »Neue Amerikanische Jahrhundert« denkt militär- und kriegslastig. Sie engagiert sich in öffentlichen Äußerungen vehement auf der Seite der Likud-Politik Scharons und Netanjahus. Richard Perle, der mit Wolfowitz zum Führungskreis des Think-Tank-Projekts »Neues Amerikanisches Jahrhundert« zählt, hat zusammen mit anderen im Jahre 1996 auch den Entwurf für eine neue Sicherheitspolitik für Israel verfaßt. 237 Darin wird die Aufgabe der jahrzehntelang verfolgten Politik »Frieden für Israel gegen Rückgabe besetzten Landes an die Palästinenser« gefordert. Der Anspruch auf das Land Israel sei ein 2000 Jahre alter Traum, legitim und nobel zugleich. Dieser dürfe nicht mehr zur Disposition gestellt werden. Nur die bedingungslose Annahme der israelischen territorialen Ansprüche nach dem Muster Frieden gegen Frieden sei verhandelbar. Es dürfe mit den Palästinensern keinen Kompromiß über die Hauptstadt Jerusalem geben. Die militärische Präsenz israelischer Streitkräfte in palästinensischen Territorien müsse gewährleistet bleiben. In bezug auf die Nachbarstaaten Israels werden gezielte Schläge gegen Syrien vorgeschlagen, sollte Damaskus den israelischen Vorstellungen der Terrorbekämpfung im Libanon nicht entgegenkommen. Auch auf den Golanhöhen könne eine Vereinbarung nach dem Muster Friede gegen Land nicht in Betracht bezogen werden. Syrien wird mit einer Neuzeichnung der Landkarte des Mittleren Ostens bedroht, die es zum Verschwinden bringen könne. Es wird ein gemeinsames jordanisch-türkisch-israelisches Vorgehen gegen Syrien vorgeschlagen. Israel müsse seine umgebenden Staaten in einem Gleichgewicht der Kräfte einbinden. Die Beseitigung Saddam Husseins im Irak wird als ein wichtiges Ziel israelischer Politik dargestellt.
Der im Institute for Advanced Strategic and Political Studies in Jerusalem und Washington ausgearbeitete Politikvorschlag für eine Likud-Regierung in Israel zeigt auch nicht den Anflug eines Verständnisses für die Probleme der anderen, der palästinensischen oder auch arabischen Seite. Jeder Kompromiß wird als Schwäche ausgelegt. Im Klartext gesprochen zeigt sich hier der Wille, die Grenzen des Staates Israel bis an den Jordan mit Hilfe immer weiter voranzutreibender Landnahme militanter Siedler zu verschieben und die Palästinenser allenfalls als Mitbürger zweiter Klasse in Sondersiedlungen zu belassen. Erst wenn dieses Ziel erreicht und von den Israel umgebenden Völkern ebenso wie von den Palästinensern akzeptiert sein wird, kann es in der Region Frieden geben. Verständlich, daß die Politikdenker sowohl des »Neuen Amerikanischen Jahrhunderts« als auch einer »Neuen Strategie 2000 für den Staat Israel« Vorstellungen etwa von Partnerschaft, Verständigung, Ausgleich und Abrüstung bereits als Abstieg in die Bedeutungslosigkeit sowohl für die USA als auch Israel sehen müssen.
Und nun liefern die 19 Hobbyselbstmordflieger exakt das katastrophale und alles Bisherige umwerfende Ereignis des 11. 9., nur ein Jahr, nachdem die Gruppe ihren Wunschzettel für die Umsetzung des Projekts »Neues Amerikanisches Jahrhundert« niedergelegt, neun Monate, nachdem Präsident Bush sein Amt angetreten hat. Die Regierung ebenso wie die Medien sprechen sofort von dem neuen Pearl Harbor, vom weltweiten Krieg gegen den Terrorismus, der alle bisherigen Politikvorstellungen von Grund auf verändere. Die Bush-Regierung fordert im
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