Die CIA und der 11.September
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Afghanistan als Scharnier im Machtgeflecht Asiens
Die Bundeswehr wie auch Armeen anderer Bündnispartner unterstützen die USA im Bodenkampf gegen die Taliban, vor allem aber bei der Suche nach Osama bin Laden, dem angeblichen Meisterhirn hinter den Anschlägen des 11. 9. Allerdings dauerte es nicht allzulange, bis die Vereinigten Staaten erklärten, Osama bin Laden und dessen Basis-Truppe seien nicht mehr unbedingt das oberste Ziel ihres Kampfes im Land. Der Kommandeur der amerikanischen Bodentruppen meinte gar, bin Laden sei ein eher nichttypisches Ziel der militärischen Aktivitäten. Afghanistan liegt ebenso wie Tibet strategisch im Machtdreieck von China, Rußland, Pakistan und Indien. Dort militärisch mit Kampfflugzeugen und Raketenbasen auf Dauer präsent zu sein, ergibt »power projection«, die Möglichkeit der Machtausstrahlung auf Kontinente und Milliardenvölker.
Nicht unerwähnt soll bleiben, daß es den Taliban bei all ihren sonstigen steinzeitlichen Untaten nach anfänglichem Schwanken doch gelungen war, Afghanistan weitgehend von der Geißel des Mohnanbaus und damit des Heroins zu befreien. 240 Vielleicht wähnten sie sich sogar in einer Partnerschaft im Krieg der USA gegen den internationalen Drogenhandel, der jährlich mit Kosten von 13 Milliarden Dollar betrieben wird. Sie hätten die Musterknaben der Drug Enforcement Agency werden können, wenn nicht die Interessen der CIA in eine ganz andere Richtung gewiesen hätten.
Die CIA benötigt, wie erwähnt, als Instrument der geheimen amerikanischen Außenpolitik den Drogenhandel zur Finanzierung ihrer verdeckten Kriegführung und Destabilisierung an verschiedenen Brennpunkten der Erde. Bei der Verfolgung des Ziels, die ehemalige Sowjetunion aus ihren transkaukasischen Territorien, insbesondere im Bereich des kaspischen Beckens mit seinen 200 Milliarden Faß Öl im Boden 241 , abzudrängen, dort handhabbare kleinere Staaten zu etablieren, amerikanische Militärbasen zu errichten und die Bodenschätze zum Abtransport und Verkauf durch amerikanische Gesellschaften zu sichern, werden daher immer wieder Rebellenbewegungen zum Einsatz kommen, in deren Reihen »Afghanis« kämpfen, Muslime aus arabischen Ländern, die ganz offensichtlich früher im Kampf gegen die Sowjetarmee in Afghanistan genutzt worden waren. Diese Kämpfer wollen entlohnt werden. Fällt der Drogenhandel aus den Hochtälern Afghanistans aus, so könnten diese Kämpfer nicht mehr verdeckt am Manna der geheimen Finanzierung teilhaben.
Die Opiumaskese der Taliban hatte den Warlords in den Hochtälern und deren Hintersassen, den Bauern, die Einnahmen aus dem Mohnanbau genommen. Mit dem Verlust der Einnahmen drohte den Mujaheddin der Einfluß auf die Stammesbevölkerung, die Machtbasis gegenüber der Zentralregierung, abhanden zu kommen.
Militärbasen entlang des kaspischen Ölbeckens zum Kampf gegen den Terrorismus in Afghanistan
Der auf Grund der Ereignisse des 11. 9. 2001 beginnende und nach Einschätzung der Bush-Administration mit Sicherheit Jahre währende Weltkrieg gegen den internationalen Terrorismus machte es den USA möglich, auf dem Boden der asiatischen Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion Militärbasen auf- und auszubauen, die auffällig nahe dem Milliarden Fässer Öl bergenden kaspischen Becken liegen, offiziell jedoch den Nachschub für den Kampf gegen das Osama bin Laden beherbergende Afghanistan sichern sollten. Dabei gibt die Administration in Washington sehr schnell zu erkennen, daß die Anwesenheit des Militärs nicht von kurzer Dauer sein könne. Im Ergebnis kommt das insofern nicht ungelegen, als das »Projekt für ein Neues Amerikanisches Jahrhundert« es erforderlich macht, nicht nur Rußland den Wiederaufstieg zur Weltmacht zu versperren, sondern vor allem das riesige China, aber auch Indien und Pakistan einzudämmen und politisch wie wirtschaftlich nicht zu Konkurrenten werden zu lassen.
Afghanistan ist ein geopolitischer Dreh- und Angelpunkt der militärischen Machtausstrahlung auf diese asiatischen Staaten. Es ist daher auch nicht verwunderlich, daß der Angriff auf Afghanistan bereits vier Jahre vor den Attentaten auf das World Trade Center und das Pentagon »durchgespielt« wurde. 242 Niaz Naik, der frühere Außenminister Pakistans, wurde von hohen Vertretern der Bush-Administration Mitte Juli 2001 davon unterrichtet, daß der militärische Angriff gegen Afghanistan Mitte Oktober anlaufen werde. Auch die indische Regierung wurde längere
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