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Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Titel: Die Clans des Alpha-Mondes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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aus ihrem Inneren kam. Sie hatte keinen offiziellen Auftrag, so zu handeln. Zumindest hoffte er es.
    Über ihnen loderte eine Leuchtrakete auf. Die Nacht wurde taghell, und alles, jeder kleine Gegenstand, bis hin zu den Steinen auf dem Boden, war deutlich sichtbar. Man konnte alles sehen: Das Schiffswrack Mr. Rittersdorfs; den verlassenen Panzer des toten Manis; seine Leiche, die nicht weit von ihnen entfernt lag; Gabriel Baines’ Wagen, der zu einem Schrotthaufen verbrannt war; und dort, hundert Meter weiter entfernt, wo die Granate explodiert war, einen gewaltigen, geschmolzenen, rauchenden Trichter. Und rechts von ihnen, zwischen den Bäumen, zwei menschliche Gestalten. Mary Rittersdorf und der Mann, von dem der Schimmelschleim berichtet hatte. Jetzt sah Baines auch den Schimmelschleim. Er hatte sich in der Nähe des Schiffswracks versteckt. Im Schein der Leuchtrakete bot er einen makabren Anblick; Baines unterdrückte einen Aufschrei.
    »Ein terranisches Kriegsschiff?« fragte Annette Golding.
    »Nein«, sagte Rittersdorf. »Sehen Sie sich das Kaninchen an der Seite an.«
    »Ein Kaninchen!« Ihre Augen wurden groß. »Handelt es sich um eine intelligente Kaninchenrasse? Gibt es so etwas?«
    »Nein«, erwiderte der Gedanke des Schimmelschleims in Gabriel Baines’ Hirn. Mit klarem Bedauern fuhr er fort: »Diese Erscheinung ist Bunny ›Häschen‹ Hentman, der nach Ihnen sucht, Mr. Rittersdorf. Er ist, wie Sie pessimistischerweise vorausgesehen haben, sehr schnell dahintergekommen, daß Sie nach Alpha III M2 gegangen sind. Er hat Brahe City kurz nach Ihrem Start von der Erde verlassen.« Der Schimmelschleim erklärte: »Ich entnehme diese Gedanken gerade seinem Gehirn; natürlich habe ich bis jetzt nichts davon gewußt, da ich mich im Sporenstadium befand.«
    Ich verstehe kein Wort, dachte Gabriel Baines. Wer in Gottes Namen ist Bunny Hentman? Eine Hasengottheit? Und warum sucht er Rittersdorf? Tatsache war, daß er nicht mal die geringste Ahnung hatte, wer dieser Rittersdorf war. Mary Rittersdorfs Ehemann? Ihr Bruder? Die ganze Situation verwirrte seinen Geist, und er wünschte sich, wieder in Adolfville zu sein, in den auf alles vorbereiteten und gesicherten Schützengräben, die sein Clan während der letzten Jahre für Scheußlichkeiten wie diese ausgehoben hatte.
    Allem Anschein nach, dachte er, sind wir dem Untergang ge weiht. Sie haben sich alle gegen uns verschworen – die Manis und Dr. Rittersdorf; das bullige Schiff da oben mit dem Häschen-Totem auf der Hülle; und auch die irgendwo lauernden terranischen Militaristen, die nur darauf warten, daß sie einmarschieren können…
    Welche Chance haben wir noch? In ihm machte sich plötzlich ein gewaltiger Defätismus breit. Und zwar nicht ohne Grund, dachte er ergrimmt.
    Er wandte sich Annette Golding zu, die einen schwachen Versuch machte, sich von der klebrigen Schaummasse zu befreien, und sagte: »Mach’s gut.«
    Sie sah ihn mit großen, dunklen Augen an. »Wo gehst du hin, Gabe?«
    »Was zum Henker«, sagte er verbittert, »macht das jetzt noch aus?« Hier hatten sie keine Chance. Hier hockten sie genau im Licht und in Sichtweite von Dr. Rittersdorf und ihrem Laserstrahl – jener Waffe, die schon den Mani-Soldaten getötet hatte. Baines erhob sich schwankend auf die Beine. Er klopfte sich den Schaum vom Leib und schüttelte sich wie ein nasser Hund. »Ich gehe jetzt«, informierte er Annette, und dann fühlte er sich ihretwegen traurig. Ihr Tod machte ihn fertig, nicht der seine. »Ach, könnte ich doch nur etwas für dich tun«, sagte er aus einem Impuls heraus. »Aber diese Frau ist verrückt. Ich weiß es aus eigener Erfahrung.«
    »Ach«, sagte Annette und nickte. »Dann hat er also doch nicht so gut geklappt. – Der Plan, den du mit ihr hattest, meine ich.« Sie warf Rittersdorf einen heimlichen Blick zu.
    »›Nicht so gut‹ hast du gesagt?« Baines lachte. Es war wirklich erheiternd. »Erinnere mich daran, daß ich es dir irgendwann mal erzähle.« Er bückte sich und küßte sie. Annettes Gesicht, schlüpfrig und feucht vom Schaum, drückte gegen sein Kinn. Dann richtete er sich auf und ging. Im Licht der immer noch aktiven Leuchtrakete war alles deutlich zu erkennen.
    Als er ging, wartete er darauf, daß der Laserstrahl ihn traf. Das Leuchten war so hell, daß er halbwegs die Augen schließen mußte. Blinzelnd setzte er einen Fuß vor den anderen, ohne in eine bestimmte Richtung zu gehen… Warum hatte sie nicht geschossen? Sie würde es

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