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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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schaffen sie nie, und ich habe nicht vor, mit ihnen zu ertrinken.«
    Allmählich wurde Maia Naroins unwirsche Stimmung zuviel. Andererseits wollte sie auch nicht allein sein, dann war sie ihren dunklen Gedanken wehrlos ausgesetzt. »Woher willst du das wissen? Ich glaube auch, daß dein Plan besser gewesen wäre, aber…«
    »Verdammt!« Naroin schwang ihren Stock, und die Blätter flogen. »Sogar ein Haufen Blödmänner würde erkennen, daß ein Floß genau das Falsche ist. Angenommen, sie kriegen es tatsächlich von der Klippe runter und das Meer macht nicht gleich Kleinholz daraus – dann kassieren die Freibeuter sie eben gleich das nächste Mal. Falls sie sich noch einmal die Chance durch die Lappen gehen lassen und sie nicht gleich auf den Meeresgrund schicken.«
    »Aber seit unserer Gefangennahme haben wir kein einziges Segel gesehen. Woher sollten die Piraten wissen, wo sie zu finden sind, wenn nicht…« Maia hielt inne. Sie starrte Naroin an. »Du meinst doch nicht…?«
    Naroin preßte die Lippen zusammen. »Ich sage es nicht.«
    »Nicht nötig. Das ist ja scheußlich!«
    Naroin zuckte die Achseln. »An ihrer Stelle würdest du dasselbe tun. Das Problem liegt darin, daß ich nicht weiß, wer es ist. Vielleicht sind es auch zwei. Bevor ich in der Artemisbucht angeheuert habe, kannte ich keine von ihnen. Ich bin mir bei keiner sicher.«
    »Nicht mal bei mir?«
    Naroin wandte sich um und blickte Maia direkt ins Gesicht. Ihre Inspektion war gründlich und beunruhigend scharf. Nach fünf Sekunden breitete sich ein Lächeln über ihr Gesicht. »Du überraschst mich immer wieder, Mädchen. Aber für dich verwette ich alles, was mir lieb und teuer ist, auch wenn du keine Var bist.«
    Maia zuckte zusammen. »Ich hab’s dir doch gesagt. Das war meine Zwillingsschwester.«
    »Hmm. Daran erinnere ich mich noch aus den alten Zeiten auf der Wotan. Wenigstens habt ihr das damals erzählt. Und ich gebe zu, die Piratin, die dich hier abgeladen hat, war nicht gerade der Inbegriff der liebevollen Klonschwester.«
    Maia mußte sich zusammennehmen, denn die Erinnerung schmerzte noch, als spannte man die Haut auf einer frischen Narbe. Sie sah Leies rußverschmiertes Gesicht noch vor sich, durch den Nebel der Gehirnerschütterung, ihre leise, eindringliche Stimme.
    »Ich freue mich, daß du am Leben bist, Maia. Wirklich, es ist wie ein Wunder. Aber momentan wäre es gar nicht gut, dich in meiner Nähe zu haben. Meine Kumpel hier mögen es nicht, wenn die Leute sich so ähnlich sehen, falls du verstehst, was ich meine. Selbst wenn sie mir glauben, würden sie immer mißtrauisch bleiben. Ich könnte mit meinen Plänen nicht weitermachen, und das kann ich mir momentan einfach nicht leisten.«
    Dann spürte Maia etwas Feuchtes, Klebriges, ihre Gesichtshaut prickelte, die Kopfhaut brannte. Maia war nur halb bei Bewußtsein, aber sie wollte unbedingt mit ihrer Schwester sprechen, die so unerwarteterweise wieder in ihr Leben getreten war, und sie konnte nicht verstehen, warum sie geknebelt war. Erst wesentlich später, als sie sich auf der Insel an einer Süßwasserquelle wusch, wurde ihr klar, was Leie getan hatte. Mit Teer und anderen Chemikalien aus dem Maschinenraum des Piratenschiffs hatte sie Maias Haut und Haare dunkel gefärbt und damit ihr Äußeres auf provisorische, aber recht wirkungsvolle Weise verändert.
    »Na ja, lange wird das niemanden an der Nase herum führen«, hatte Leie gemurmelt, während sie ihr Werk betrachtete. »Maia, jetzt halt endlich Ruhe! Wie ich gerade gesagt habe – es ist ein Glück, daß euer Kapitän sich entschlossen hat, direkt zu unserer Basis zu fliehen. Niemand wird Gelegenheit haben, dich genau anzusehen, ehe wir die erste Ladung Gefangene aussetzen.«
    Aus Leies Bemerkungen hatte Maia entnommen, daß sich die Basis der Seeräuber irgendwo mitten auf dieser Inselgruppe aus spitzen Teufelszahn-Felsen befand. Anscheinend planten die Piraten, ihre Gefangenen voneinander zu trennen und auf verschiedenen Inseln festzuhalten. Als erste sollten diejenigen ausgesetzt werden, die für die Pläne der Seeräuber am wenigsten Gefahr bedeuteten – die weiblichen Besatzungsmitglieder der Manitou. Leie hatte ihre Schwester unter den Verwundeten gesucht, und es war ihr gelungen, Maia in diese Gruppe zu schmuggeln.
    »Du wirst nicht glauben, was ich alles durchgemacht habe, seit der Sturm uns damals voneinander getrennt hat, Maia. Während du deiner Bootsmann-Freundin nachgelaufen bist und das friedliche

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