Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
gab Maia dem Zerren an ihrem Arm nach. Begleitet von einem ohrenbetäubenden Dröhnen und einem überwältigenden Schwindelgefühl rannten die vier am Rand der Spirale und dem sie umgebenden undurchdringlichen Bereich entlang. Links entdeckte Maia kniende Scharfschützinnen, die auf sie feuerten, während andere, bewaffnet mit Hellebarden und Messern, sich vorsichtig heranschlichen. Ihre Gesichter waren erhitzt und verwirrt – Wut kämpfte gegen erschrockenes Staunen.
    »Au!« schrie der große Seemann, stolperte und umklammerte sein Knie. Maia und der Kabinenjunge packten ihn am Arm und halfen ihm zu einer Tür am anderen Ende des Raums. Kugeln pfiffen um sie herum, und sie spürten, wie sich neben ihnen eine ehrfurchteinflößende Kraft aufbaute und einem gigantischen titanischen Höhepunkt entgegensteuerte.
    Die Türen waren noch dreißig Meter entfernt, als der Matrose ein zweites Mal zusammenbrach. »Lauft weiter!« rief er heiser. »Macht, daß ihr hier rauskommt!« beschwor er die anderen Männer. Aber schon schlugen Kugeln in die Metalltür. »Hier rüber!« rief Maia.
    Sie schleppten den Verwundeten zu einer Stelle, wo offenbar der Abfall aufgetürmt worden war. Ein Chaos von Schachteln, Kisten, zerbrochenen und ausgemusterten Maschinen. Schutt von dem Projekt, das dieses unglaubliche, rätselhafte Gebilde geschaffen hatte. Als sie sich gerade hinter den nächstbesten Abfallberg werfen wollten, stieß Maia einen Schrei aus. Ein stechender Schmerz durchzuckte die Rückseite ihrer rechten Wade wie ein heißer Schürhaken.
    Der Doktor schleppte sie die letzten Meter. Eine Kugel hatte ihr Bein gestreift und eine tiefe rote Spur hinterlassen. »Ich komme allein zurecht! Kümmere dich zuerst um ihn!« bat sie den Arzt. Den Matrosen hatte es zweifellos schlimmer erwischt als sie.
    Ohne auf die Blutung zu achten, sah Maia sich nach etwas um, das sie als Waffe benutzen konnte. Es gab genügend Metallstücke, aber keines davon in einer geeigneten Form. Da sie nichts anderes hatte, zog sie das kleine Messer aus der Jackentasche, das sie an Bord der Manitou gefunden hatte. Der Kabinenjunge half ihr aufzustehen, und so krochen sie beide hinter den Schutthaufen. Dann hörten sie Schreie. Und Schritte, die näherkamen.
    Plötzlich erstarb der schrille Lärm. Das Brummen hatte schon eine Weile vorher aufgehört, als die Dach-Iris vollständig geöffnet war. Erwartungsvolle Stille kehrte ein. Dann, als hätte Maia es die ganze Zeit über gewußt, verschmolzen Hören, Sehen und jede andere Empfindung zu einer einzigen Sinneswahrnehmung, und es war, als hörte man die Stimme des Jüngsten Gerichts. Die Welt erbebte, und Kräfte, die ähnlich, jedoch unendlich stärker waren als das, was sie in der Nähe der Spirale gespürt hatten, breiteten sich aus, als wollten sie allen Raum für sich beanspruchen. Auch den, den Maia zuvor eingenommen hatte. Jedes Molekül mußte um sein Recht kämpfen. Luft, die sie zum Atmen brauchte, wurde einfach weggeblasen, als mit fürchterlicher Geschwindigkeit ein Objekt an ihr vorüberbrauste und in den Himmel hineinraste.
    Auf dem Rücken liegend beobachtete Maia, wie das schlanke Gebilde über sie hinwegschoß, hinter sich einen blendenden Feuerstrahl.
    Renna!
    Die Luft kehrte zurück, begleitet von einem Donnerschlag. Der Schuttberg erzitterte, harte Metalltrümmer rutschten auf Maias zerschundenen Beine herunter. Doch sie starrte weiter nach oben. Sie ließ sich nicht von den fernen Schmerzen ablenken, sondern verfolgte den dahinrasenden, immer kleiner werdenden Funken am Himmel und wünschte sich von ganzem Herzen, dort zu sein… hätte er doch eine Weile länger gewartet und sie mitgenommen!
    Aber er hat es geschafft! dachte sie, innerlich jubelnd. Sie kriegen ihn nicht. Jetzt ist er außerhalb ihrer Reichweite. Dorthin zurückgekehrt…
    Doch ihr Jubel war von kurzer Dauer. Über ihr, inzwischen fast außer Sicht, schwenkte der funkelnde Punkt plötzlich abrupt nach links, wurde heller und explodierte in einer Orgie von Chaos, versprühte feurige, ionische Glut nach allen Seiten über das dunkelblaue Firmament von Stratos.

 
     
     
VIERTER
TEIL
     

Ist Ehrgeiz ein Gift? Ist der Griff des Phylum nach Macht und Vollkommenheit ein Synonym für Verdammnis?
    In alten Kulturen warnte man vor Hybris, dem angeborenen Trieb des Menschen, die Macht Gottes anzustreben, gleichgültig, um welchen Preis. In ihrer Weisheit haben frühere Menschenstämme solch glühendes Streben gezügelt und ihm nur

Weitere Kostenlose Bücher