Die Clans von Stratos
bis zum letzten auszuhalten, während Maia, ihr Träger, der Schiffsarzt und der Kabinenjunge vorauseilten.
Wozu? dachte Maia resigniert. Die Männer schienen zu glauben, sie könne Wunder bewirken, aber was hatte sie denn erreicht? Dieser ›Fluchtweg‹ war sinnlos, denn der Feind konnte ihnen folgen. Höchstwahrscheinlich hatte sie es auf diese Weise lediglich geschafft, die Piraten zu Renna zu führen.
Zuerst glaubte sie, sie hätte einen Weg zu den alten Verteidigungsanlagen gefunden, die der Rat in Caria jahrtausendelang so sorgfältig instand gehalten hatte. Inzwischen wußte sie aber, daß sie viel zu weit gekommen waren und gewiß schon die Steinbrücken überschritten, mit denen die einzelnen Drachenzähne der Jellicoe-Gruppe miteinander verbunden waren. Außer Renna waren sie möglicherweise die ersten Menschen, die seit der Verbannung, seit dem Zeitalter der Könige diese Korridore durchquerten.
Nun war hinter ihnen Stille eingekehrt. Anscheinend hielt ihre letzte Abordnung noch an der Barrikade stand. Da sie an einem flachen Stück Weg angekommen waren, bestand Maia darauf, daß der Matrose, der inzwischen völlig außer Atem war, sie absetzte. Behutsam belastete sie ihr Knie; es schmerzte zwar, aber sie konnte einigermaßen laufen. Der Matrose beschwor sie, ihm Bescheid zu sagen, sobald sie seine Hilfe wieder brauchte. »Wir werden sehen«, meinte Maia und humpelte entschlossen vorneweg.
Bald erreichten sie die nächste Doppeltür. Dahinter blieb die Gruppe staunend stehen.
Vor ihnen lag ein riesiger Raum, größer als der Tempel von Lanargh, breit wie eine Lagerhalle. Maia konnte es kaum fassen, daß wirklich der ganze Berg ausgehöhlt zu sein schien. Der Anblick war so überwältigend, daß man die Einzelheiten etappenweise auf sich wirken lassen mußte.
Rechterhand war eine Reihe halbkreisförmiger Nischen aus dem Felsen gehauen, zwischen zehn und fünfzig Meter breit, in denen ramponierte mechanische Geräte oder aufeinandergestapelte Kisten standen. Aber die Wand auf der linken Seite war es, die Maia weit mehr faszinierte. Sie bestand aus einer einzigen Maschine, die sich über die gesamte Länge des Raumes zog und aus einer vielfältigen Kombination von Metallen sowie seltsamen, in Stein eingelassenen Materialien bestand. Außerdem ähnelten einige Teile in ihrer Kristallform dem riesigen, flackernden Apparat, den sie im Verteidigungszentrum entdeckt hatten. In bestimmten Abständen waren türenartige Vorrichtungen zu sehen, die jedoch nicht für Menschen, sondern eher für Materialien gedacht schienen. Als Maia dies dem Schiffsdoktor mitteilte, nickte der alte Mann. »So muß es wohl sein… Wir dachten, es wäre längst verloren. Oder in Händen des Rates. Oder zerstört.«
»Was?« fragte Maia. Der ehrfürchtige Ton des Doktors weckte ihr Interesse. »Was war verloren?«
»Der Former«, flüsterte er, als hätte er Angst, einen Traum zu stören. »Der Jellicoe-Former.«
Maia schüttelte verständnislos den Kopf. »Was ist ein Former?«
Sie gingen weiter, und der Arzt suchte angestrengt die richtigen Worte. »Ein Former… ein Former macht Dinge. Er kann alles machen!«
»Du meinst, er ist eine Art von selbsttätiger Fabrik? Wo Radios hergestellt werden und…«
Der Arzt zuckte die Achseln. »Der Rat hält ein paar von den Kleineren funktionstüchtig, damit man sie nicht ganz vergißt. Aber die Legende berichtet von einem anderen Gerät, vom Großen Former, den das Volk von Jellicoe betreibt.«
Allmählich dämmerte Maia, was das bedeutete. »Du meinst, das haben Männer gebaut?«
»Nicht einfach Männer. Die Alten Wächter. Das waren Männer und Frauen. Alle wurden nach der Rebellion der Könige verbannt, obwohl die Wächter nichts mit den Macho-Verrätern zu tun hatten.
Rat und Tempel hatten Angst, weißt du. Sie fürchteten soviel Macht. Sie benutzten die Könige als Vorwand, um sie alle zu vertreiben, aus Jellicoe und den anderen Orten. Allerdings waren wir in dem Glauben, Caria hätte die Geräte aufbewahrt, um selbst davon zu profitieren.«
»Das haben sie auch, jedenfalls einige.« In kurzen Sätzen erzählte Maia von dem Verteidigungszentrum, das sich ebenfalls in diesen ausgehöhlten Bergen befand und von Spezialclans instand gehalten wurde.
»Das haben wir uns gedacht«, meinte der Doktor nachdenklich. »Aber das hier haben sie anscheinend nie gefunden!«
Bis jetzt, dachte Maia unglücklich. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie im alten Reservat alle gestorben
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