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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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sich freiwillig melden. Die Sache ist gefährlich. Wenn Sie am Köder knabbern, erzähle ich Ihnen mehr.«
    Ebby beugte sich vor. »Ich knabbere, Frank.«
    »Hab ich mir doch gedacht. Der Auftrag ist wie für Sie gemacht. Ich möchte, dass Sie Ihre müden Knochen nach Budapest bewegen, Eb.«
    Ebby stieß einen leisen Pfiff aus. »Budapest! Haben wir da nicht schon Leute – in der Botschaft?«
    Wisner wandte den Blick ab. »All unsere Botschaftsleute werden beschattet, ihre Büros und Wohnungen abgehört. Vor zehn Tagen dachte der Dienststellenleiter, er hätte seine Beschatter abgeschüttelt, und warf einen Brief an einen der Dissidenten, der uns mit Informationen versorgt hatte, in einen öffentlichen Briefkasten. Die müssen den Kasten geleert und sämtliche Briefe geöffnet haben und sind so auf den Dissidenten gekommen. Der arme Teufel wurde noch am Abend verhaftet und landete an einem Fleischerhaken im Kühlraum eines Gefängnisses.« Wisner fixierte Ebby. »Im Klartext: Wir brauchen dringend ein neues Gesicht in Budapest, Eb. – Aus Sicherheitserwägungen und weil es die Dringlichkeit der ü berbrachten Nachricht unterstreicht, wenn jemand von außen sie überbringt.«
    »Warum gerade ich?«
    »Gute Frage. Erstens, Sie haben während des Kriegs hinter den deutschen Linien operiert, und in unserem Geschäft ist Erfahrung durch nichts zu ersetzen. Zweitens, Sie sind Anwalt, was bedeutet, dass wir für Sie eine wasserdichte Tarnung ausarbeiten können, eine plausible Geschichte, warum Sie in Budapest sind. Wir haben uns Folgendes überlegt: Mitte Oktober fährt eine Abordnung des Außenministeriums nach Ungarn, um über die Entschädigung für ungarische Vermögenswerte zu verhandeln, die in Amerika eingefroren wurden, als sich Ungarn im Zweiten Weltkrieg auf die Seite Deutschlands schlug. Ihre alte Kanzlei vertritt Ansprüche von Amerikanern ungarischer Abstammung, die Vermögenswerte verloren haben, als Ungarn nach dem Krieg kommunistisch wurde – es geht da um Fabriken, Geschäfte, große Ländereien, Kunstsammlungen, Wohnungen und dergleichen. Ihr alter Boss, Bill Donovan, hat ein Büro und eine Sekretärin zur Verfügung gestellt – auf dem Schreibtisch dort stapeln sich die Akten dieser Amerikaner ungarischer Herkunft. Wir haben uns gedacht, Sie verkriechen sich da für ein paar Wochen und machen sich mit der Sachlage vertraut. Anschließend reisen Sie mit der Delegation vom Außenministerium nach Ungarn und machen sich dort für die Interessen Ihrer Mandanten stark. Falls irgendwer Sie überprüfen will, halten Donovans Leute Ihnen den Rücken frei – Sie arbeiten dort schon seit Adams Zeiten, das wird Ihre Sekretärin jedem erzählen, der danach fragt.«
    »Sie haben mir noch nicht erklärt, was meine eigentliche Mission sein soll«, stellte Ebby fest.
    Wisner warf einen Blick auf seine Uhr; Ebby bemerkte ein leichtes Zucken in einem seiner Augenwinkel. »Der DCI hat ausdrücklich gesagt, dass er Ihnen das selbst erläutern will.«
    »Dulles?«
    »Allerdings. Ab sofort halten Sie sich von unserem Gebäude in Washington fern. Dulles erwartet uns übermorgen um sechs Uhr auf einen Drink im Alibi Club. «
    Ebby kaute auf einem Stückchen Eis aus seinem Glas. »Sie waren verdammt sicher, dass ich anbeiße.«
    Wisner grinste. »Ja, ich denke, das kann man so sagen.«
     
    Die Männer, die sich an der Bar des exklusiven Alibi Club um DCI Allen Welsh Dulles drängten, unterhielten sich prächtig. »Es war gleich nach dem Ersten Weltkrieg in der Schweiz«, erzählte er gerade. »Ich erhielt die Nachricht, dass jemand mich in meinem Büro aufsuchen wollte, aber ich dachte mir, der kann mich mal, und ging lieber Tennis spielen. Und so verpasste ich eine Begegnung mit Wladimir Iljitsch Uljanow, der den anwesenden Gentlemen besser unter dem Namen Lenin bekannt sein dürfte.«
    Als er Wisner und Ebby an der Tür erblickte, schob Dulles sich durch die Menge und dirigierte die beiden in ein winziges Büro gleich neben der Garderobe, das er häufig für vertrauliche Besprechungen benutzte. Wisner stellte Ebby vor und hielt sich von da an im Hintergrund, wusste er doch, dass Dulles die operative Seite der CIA-Arbeit am meisten genoss.
    »Sie sind also Ebbitt«, sagte Dulles, bedeutete seinem Gast, Platz zu nehmen, und setzte sich ihm so dicht gegenüber, dass ihre Knie sich berührten. Er paffte seine Pfeife, musterte Ebby und sagte dann unvermittelt: »Wisner hat mir erzählt, dass Sie sich bereit erklärt haben, die

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