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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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zurückbeordert worden war, weil er ein Verhältnis mit einer Deutschen gehabt hatte, deren Schwester in Ostberlin lebte. Damals hatte Spink den Lügendetektortest bestanden, aber mit einer kräftigen Dosis Beruhigungsmittel intus konnte schließlich jeder den Test bestehen. Es konnte nichts schaden, Spink noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Und wo er gerade dabei war, vielleicht auch die beiden Mitarbeiter, die von Spinks Affäre gewusst und ihn gedeckt hatten. Und dann war da noch der stellvertretende Dienststellenleiter in Prag, der siebentausend Dollar auf das Konto seiner Frau bei einer kleinen Bank eingezahlt hatte. Und der Dechiffrierspezialist in Paris, der siebenmal nach Istanbul telefoniert hatte, angeblich, um mit seiner Tochter zu sprechen, die dort Urlaub machte. Und die Sekretärin in Warschau, die Blumen von einem polnischen Staatsangehörigen bekommen hatte. Und der Marine, der als Wachmann in der Moskauer Botschaft stationiert war und auf dem Schwarzmarkt Dollar in Rubel eingetauscht hatte, um eine russische Prostituierte zu bezahlen. Und natürlich war da E. Winstrom Ebbitt II. Was, wenn er im Gefängnis »umgedreht« worden war? Was, wenn er nie im Gefängnis war? Falls Ebbitt selbst ein sowjetischer Maulwurf war, könnte Meister Starik ihn instruiert haben, Angleton das zu erzählen, was er bereits wusste, um von sich selbst abzulenken. Auch diese Möglichkeit musste in Betracht gezogen werden.
    Angleton presste die Hände an die Schläfen. Seine Migräne meldete sich zurück – ein wildes Pochen, das das Gespenst von Starik heraufbeschwor; es würde ihm durch die Stirnlappen spuken, so dass er weder schlafen noch klar denken konnte, bis es wieder verschwand.
     
    Mit postkoitaler Trägheit kletterte Bernice auf einen Hocker an der Theke im Peoples Drugstore, einen Katzensprung von ihrer Wohnung entfernt. »Worauf hast du Hunger?«, fragte sie Eugene, der sich auf den Nachbarhocker setzte.
    »Dich.«
    »Mich hattest du gerade«, erwiderte Bernice. »Ich spreche vom Abendessen, Schätzchen.«
    »Vielleicht Würstchen«, beschloss Eugene. Er rief dem Griechen hinter der Theke zu: »Würstchen, Loukas. Eine ganze Pfanne voll. Mit Bratkartoffeln und eins von Ihren Omeletts mit reichlich Eiern und Zwiebeln. Und Kaffee.«
    »Ihr beiden Turteltäubchen habt euch wohl wieder einen Mordsappetit geholt«, sagte Loukas mit einem lüsternen Grinsen. Er kannte sie inzwischen gut genug, um zu ahnen, woher ihr Heißhunger rührte. »Was darfs für die junge Dame sein?«
    »Für mich das Gleiche bis auf die Bratkartoffeln«, sagte Bernice zu dem Griechen. »Dazu eine Cola und anschließend einen Himbeermilchshake.«
    »Kommt sofort«, sagte Loukas, während er mit einer Hand Eier in eine Schüssel schlug.
    Fünfunddreißig Minuten später räumte Loukas die leeren Teller ab, und Bernice nahm den Milchshake mit zwei Strohhalmen geräuschvoll in Angriff. Als sie zwischendurch Luft holte, hob sie den Kopf und blickte Eugene aus den Augenwinkeln an. »Du wirkst in den letzten paar Wochen ziemlich zufrieden mit dir, Schätzchen. Es macht mich glücklich, dich glücklich zu sehen.«
    Eugene sah zu dem Griechen hinüber, der am anderen Ende der Theke Bratpfannen scheuerte. »Ich hab auch allen Grund dazu. Die Konterrevolution in Ungarn hat sich eine blutige Nase geholt. Der Kolonialismus in Ägypten hat eins aufs Dach gekriegt. Es war ein guter Monat für den Sozialismus.«
    »Mann, du haust mich echt um – nicht nur im Bett bist du leidenschaftlich. Ich hab in meinem Leben schon so allerhand Sozialisten gekannt, aber du bist wirklich einsame Spitze.« Sie nahm wieder einen Schluck von ihrem Milchshake. »Eugene, Schätzchen, berichtige mich, wenn ich falsch liege«, sagte sie plötzlich sehr angespannt, »aber wenn der Kommunismus siegt, wenn Amerika sozialistisch wird, dann heißt das für dich, ab nach Hause.«
    Eugene rührte Zucker in seine zweite Tasse Kaffee. »Vermutlich.«
    »Kannst du das denn?«
    »Ob ich was kann?«
    »Du lebst schon so lange hier, hast dich an all das hier gewöhnt« – sie deutete mit einer Hand auf den dichten Verkehr auf der Avenue hinter ihnen – »kannst du dann wieder im Kommunismus leben?«
    »Ich habe mich vom Materialismus nicht korrumpieren lassen, Bernice.«
    »Das behaupte ich ja gar nicht, Schätzchen. Ich meine nur, na ja, die Übergangszeit könnte hart werden.« Sie lächelte bei dem Gedanken. »Lass es langsam angehen, wie ein Tiefseetaucher, bevor er an die

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