Die Company
mich ausgebe. Wenn Sie sich die Mühe machen würden, Nachforschungen über Immanuel Bridges anzustellen, würden Sie sehen, dass ich die Wahrheit sage.«
Dem Russen schien das Spiel Spaß zu machen. »Erzählen Sie mir noch einmal, was Sie auf dem Friedhof zu suchen hatten.«
»Ich hatte meine Gruppe aus den Augen verloren, als wir das GUM besucht haben –«
Der Russe suchte in einer Akte. »Reiseunternehmen Trailblazer. «
» Trailblazer. Genau.«
»Was haben Sie gemacht, als Sie die Gruppe aus den Augen verloren hatten?«
»Um ehrlich zu sein, war ich nicht traurig. Die Reise war für meinen Geschmack viel zu durchorganisiert. Wir sind nicht ein einziges Mal mit ganz normalen Russen in Kontakt gekommen. Also habe ich mich entschlossen, den Rest des Tages etwas auf eigene Faust zu unternehmen. Ich bin mit der Metro zur Station Kropotkinskaja gefahren und ins Puschkin-Museum gegangen. Danach wollte ich mir die berühmten Gräber auf dem Friedhof Nowodjewitschi ansehen – von Stalins Frau, von Bulgakow, Tschechow, Gogol.«
»Und Chruschtschow.«
»Genau. Chruschtschow.«
»Und da sind Sie zufällig mit einem Mann ins Gespräch gekommen, der am Grab von Chruschtschow vorbeiging. Und dieser Mann war ganz zufällig der Verräter Kukuschkin.«
Manny konterte: »Er hat kein Namensschildchen mit der Aufschrift ›Verräter Kukuschkin‹ getragen. Er war lediglich jemand, der zufällig dort war, und wir haben ein bisschen geplaudert.«
»Worüber?«
»Als er merkte, dass ich Ausländer bin, hat er mich gefragt, wie es mir in der Sowjetunion gefällt.«
»Als er sah, dass die Polizei und die Miliz auf ihn zukamen, wollte er fliehen, und Sie sind mit ihm geflohen.«
»Versetzen Sie sich doch mal in meine Lage«, bat Manny. »Ich plaudere mit einem wildfremden Mann. Dann sehe ich plötzlich eine Horde Bewaffneter auf uns zukommen, und der Fremde läuft davon. Ich habe gedacht, die wollten uns überfallen, also bin ich auch losgerannt. Woher sollte ich wissen, dass es Polizisten waren?«
»Sie und der Verräter Kukuschkin haben sich in Ihrer Sprache unterhalten?«
»Genau.«
» Vy govorite po russki? «
Manny schüttelte den Kopf. »Ich habe Russisch in Yale studiert. Aber nur ein Jahr. Ich verstehe das eine oder andere Wort, aber ich spreche kein Russisch.«
»Der Verräter Kukuschkin behauptet, Sie sprechen fließend Russisch.«
»Ich möchte mit jemandem von der amerikanischen Botschaft sprechen.«
»Mit wem von der Botschaft? Dem hiesigen CIA-Chef Trillby?«
Manny sah sich in dem Raum um, der im obersten Stockwerk der Lubjanka lag und mit funktionellen Holzmöbeln eingerichtet war. Der Wärter, der ihn aus der Zelle geholt hatte, ein Schrank von einem Mann, dem die blaue Uniform mindestens eine Nummer zu klein war, stand mit dem Rücken zur Wand und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Manny blickte erneut den Russen an und stellte sich dumm. »Ich kenne niemanden von der Botschaft mit Namen oder Rang, daher weiß ich nicht, wen Sie meinen.«
Der Russe nickte vor sich hin, als hätte Manny einen guten Witz gemacht. Die Sprechanlage summte. Die melodiöse Stimme einer Frau war zu hören. »Genosse Arkiangelski ist da.«
»Schicken Sie ihn herein«, befahl der Russe. Er beäugte Manny über den Tisch hinweg, schüttelte den Kopf und lächelte wieder. »Das Spiel ist aus, mein Freund.«
Dann öffnete sich die Tür, und ein kleiner Mann in einem weißen Technikeroverall schob einen Trolley in den Raum. Darauf stand ein klobiges Tonbandgerät. Er wickelte das Kabel ab und steckte den Stecker in eine Wandsteckdose. Dann wandte er sich dem Russen zu, der sagte: »Spielen Sie ihm das Band vor.«
Der Techniker drückte eine Taste, und das Band setzte sich in Bewegung. Zunächst war der Ton gedämpft. Der Techniker drehte die Lautstärke auf und verstellte die Tonhöhe. Eine Stimme war zu vernehmen. Das gesamte Gespräch war auf Russisch.
»… trafen uns regelmäßig in der Wohnung von Agatha Ept, die im Patentamt arbeitete.«
»Was ist mit den Patenten, die Sie dem Residenten geliefert haben?«
»Die habe ich von Manny erhalten.«
»Hat er Ihnen Geld gegeben?«
»Nein. Er hat mir angeboten, meine Frau von einem Herzspezialisten behandeln zu lassen. Ich habe das Angebot angenommen –«
»Hat er Ihnen Geld versprochen, sobald Sie übergelaufen wären?«
»Es war von einer Entschädigung die Rede, aber das war nicht der Grund, warum ich –«
»Was waren Ihre Motive?«
Kukuschkin lachte
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