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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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bitter. »Auch die Amerikaner waren an meinen Motiven interessiert.«
    »Sie haben die Frage nicht beantwortet.«
    »Das System, unter dem wir leben, ist untauglich und korrupt, die Menschen, die in diesem System den Ton angeben, sind skrupellos. Sie sind nur an Macht interessiert.«
    »Und diese absurden Gedanken haben Sie bewogen, Ihr Vaterland zu verraten?«
    Kukuschkin murmelte irgendetwas Unverständliches.
    »Natürlich haben Sie Ihr Land verraten. Sie haben seine Geheimnisse verraten, Sie haben die operativen Mitarbeiter verraten, die Ihr Land verteidigen, indem Sie sie der CIA ausgeliefert haben –«
    »Spulen Sie das Band bis zu dem Treffen auf dem Friedhof vor«, wies der Russe den Techniker an.
    Manny sagte: »Wieso spielen Sie mir das vor? Ich verstehe kein einziges Wort.«
    »Sie verstehen jedes Wort«, entgegnete der Russe.
    Der Techniker drückte die Vorlauftaste und behielt das Zählwerk im Auge. Als die gewünschte Stelle erreicht war, drückte er die Starttaste. Kukuschkins Stimme erklang mitten im Satz. »–Treffpunkt Nummer eins das Puschkin-Museum vereinbart, mittags, am zweiten und vierten Dienstag im Monat. Ich war etwas früher als verabredet dort, fand aber, dass zu viele Leute da waren. Manny kam zum Ausweichtreffpunkt, dem Grab von Nikita Chruschtschow auf dem Friedhof Nowodjewitschi. Es waren neun Leute dort, aber sie erschienen mir harmlos, daher beschloss ich, das Treffen durchzuführen.«
    »Was hat der Amerikaner Ihnen erzählt?«
    »Dass die CIA meine Frau und mich und unsere Tochter von der Krim aus der Sowjetunion herausschmuggeln würde.«
    »Wie sollten Sie sich mit der CIA in Verbindung setzen, falls Sie das Angebot annehmen würden?«
    »Ich sollte eine Telefonnummer in Moskau anrufen – K 4-89-73 –, zweimal husten und wieder auflegen. Das war das Zeichen dafür, dass ich entweder zum ersten oder zweiten vereinbarten Treffpunkt kommen würde.«
    Der Russe machte eine Handbewegung, und der Techniker stoppte das Band, zog den Stecker heraus, rollte das Kabel auf und verließ mit dem Wagen den Raum.
    »Wie Sie mit eigenen Ohren gehört haben, hat der Verräter Kukuschkin alles zugegeben«, sagte der Russe zu Manny. »Er hat sich einverstanden erklärt, in dem Prozess, der in einer Woche beginnt, auf schuldig zu plädieren. Würden Sie jetzt gern in Ihrem Interesse eine offizielle Erklärung abgeben, die Sie vor der Höchststrafe bewahren wird?«
    »Ja«, sagte Manny. »Das sollte ich wohl tun.« Er sah, wie sich die Lippen seines Gegenübers zu einem höhnischen Lächeln verzogen. »Dreiundzwanzig.«
    Die Augen des Russen blitzten triumphierend. »Aha, das muss die Nummer Ihres Parkplatzes in Langley sein.«
    »Dreiundzwanzig ist die Nummer des für mich reservierten Parkplatzes zwei Querstraßen von Wall Street 44 entfernt«, sagte er. »Wo ich arbeite, wenn ich nicht so blöd bin, als Tourist in die Sowjetunion zu reisen.«
     
    Die Zeit im KGB-Gefängnis verstrich für Manny in einer Serie nebulöser und merkwürdig distanzierter Bilder. Er spürte eine Beklemmung, nicht weil er misshandelt wurde, sondern weil er nicht wusste, was ihn erwartete und wie die Sache für ihn ausgehen würde. Er bekam sogar anständig zu essen und durfte täglich duschen, bevor er wieder verhört wurde, manchmal bis in die frühen Morgenstunden; sobald er wieder in seiner Zelle war, durfte er sechs Stunden schlafen. Nach zwei Tagen führte man ihn in einen Raum, wo eine Miss Crainworth wartete, die sich als Mitarbeiterin der amerikanischen Botschaft auswies. Sie teilte ihm mit, dass der Außenminister den sowjetischen Botschafter in Washington zu sich zitiert und eine Erklärung für die Verhaftung eines amerikanischen Touristen verlangt habe. Die Russen, so Miss Crainworth, behaupteten, Manny sei ein CIA-Offizier, der nach Moskau geschickt worden war, um mit einem unlängst zurückgekehrten Diplomaten Kontakt aufzunehmen, der zu den Amerikanern überlaufen wollte. Die CIA habe energisch dementiert, einen Mitarbeiter namens Immanuel Bridges zu haben oder mit einem sowjetischen Diplomaten namens Kukuschkin in Kontakt gewesen zu sein. Miss Crainworth sagte, die Botschaft habe für Manny einen sowjetischen Anwalt engagiert.
    Der Anwalt, dessen Name Robespierre Prawdin war, durfte am Abend für eine Stunde zu seinem Mandanten. Prawdin, ein nervöser Mann mit Mundgeruch, versicherte Manny, dass die sowjetische Justiz Milde walten lassen würde, wenn er zugäbe, wofür dem KGB Beweise vorlagen: dass

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