Die Company
Unternehmen finanziell unabhängig und nicht auf Mittel angewiesen, die der Kongress bewilligt.«
»Casey hat das versucht, als er Waffen an die Iraner verkauft hat, um mit dem Geld die Contras zu unterstützen. Ich muss dich wohl nicht daran erinnern, dass die Sache für ihn nach hinten losging.«
»Wir sind doch eine Schattenorganisation, Ebby. Ich schlage ja bloß vor, dass wir auch im Schatten operieren.«
Ebby seufzte. »Hör zu, Jack, wir haben in denselben Kriegen gekämpft, wir haben die gleichen Narben davongetragen. Aber du bist gewaltig im Irrtum. Nur weil der Feind keine Skrupel hat, ist das keine Rechtfertigung dafür, dass die Company keine Skrupel kennt. Wenn wir die Kriege mit ihren Mitteln führen, verlieren wir, selbst wenn wir gewinnen. Verstehst du das nicht?«
»Nach meinem Verständnis heiligt der Zweck die Mittel –«
»Das ist eine sinnlose Phrase, wenn man die Mittel nicht in jedem Fall abwägt. Was für ein Zweck? Was für Mittel? Und wie stehen die Chancen, dass ein bestimmtes Mittel einen bestimmten Zweck erfüllt?«
»Wenn wir nicht bald einen Erfolg vorweisen, dann machen sie die Company dicht«, sagte Jack.
»Dann soll es eben so sein«, sagte Ebby. »Wenn du weiter für mich arbeiten willst, dann zu meinen Bedingungen. Ein Unternehmen, wie du es vorschlägst, kommt nicht in Frage, solange ich hier den Laden leite. Und ich nehme meine Verantwortung sehr ernst. Ist das klar, Jack?«
»Sonnenklar, Ebby. Von deinem Standpunkt aus hast du Recht. Aber du musst dringend an deinem Standpunkt arbeiten.«
2 Perchuschouuo,
Freitag, 19. April 1991
U
ns liegen eindeutige Beweise vor«, sagte der KGB-Vorsitzende Wladimir Krjutschkow, »dass es der amerikanischen CIA gelungen ist, Agenten in den engsten Kreis um Gorbatschow einzuschleusen.«
Verteidigungsminister Marschall Dimitri Jasow, ein stumpfer, sturer alter Haudegen mit bulligem Gesicht, der am Ende des Tisches saß, rief: »Wir brauchen Namen.«
Krjutschkow kam der Aufforderung sofort nach und nannte fünf Personen, die bekanntlich zum engsten Mitarbeiterkreis des Generalsekretärs gehörten. »Jeder Idiot sieht doch, dass Gorbatschow von der CIA manipuliert wird – die Amerikaner planen, zuerst unsere Regierung, dann unsere Wirtschaft und Forschung zu sabotieren. Letztendlich geht es ihnen darum, die Kommunistische Partei zu vernichten, den Sozialismus niederzuwalzen und die Sowjetunion als eine Weltmacht zu eliminieren, die in der Lage ist, die amerikanische Arroganz im Zaum zu halten.«
Die achtzehn Männer und Frauen, die an dem langen Tisch im Garten saßen, lauschten bestürzt. Mitten unter ihnen saß Jewgeni. So viele Prominente wie hier hatte er zuletzt bei Fernsehübertragungen von der Parade am Ersten Mai gesehen. Ab dem Vormittag waren die ersten Limousinen an der stattlichen, aus Holz erbauten Datscha am Rand des Dorfes Perchuschowo vorgefahren. Die Gäste hatten in einem überheizten Raum mit Kachelofen ein Glas Punsch getrunken und geplaudert, während sie auf die Nachzügler warteten. Schließlich hatten sich alle warm angezogen – der letzte Schnee war geschmolzen, aber die Luft noch immer kühl – und waren hinaus in den Garten gegangen, für den Fall, dass die Datscha abgehört wurde. Wladimir Krjutschkows Gäste nahmen an dem langen Tisch unter einer Gruppe Tannen ihre Plätze ein. Jenseits der Bäume erstreckte sich der Rasen bis hinunter zu einem großen See, auf dem junge Leute mit kleinen Segelbooten eine Regatta fuhren. Ab und zu wehte vergnügtes Gekreische den Hügel herauf. Wenn man durch die Bäume nach links schaute, sah man, dass bewaffnete Wachmänner an dem Elektrozaun entlangpatrouillierten, der das Grundstück umgab.
Mathilde, die Jewgeni direkt gegenübersaß, lächelte ihm komplizenhaft zu und drehte sich dann zur Seite, um ihrem Gatten Pawel Uritzki etwas ins Ohr zu flüstern. Er war ein ernster Mann, der aus seiner tiefen Aversion gegen Juden keinen Hehl machte. Jetzt nickte er und wandte sich Krjutschkow zu, der am Kopfende des Tisches saß. »Wladimir Alexandrowitsch, was Sie uns da eben über die Spione im engsten Kreis um Gorbatschow eröffnet haben, könnte der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt. Es ist eine Sache, nicht mit Gorbatschow einverstanden zu sein, wie wir alle, und ihm den Vorwurf zu machen, dass er die sozialistischen Bruderstaaten Osteuropas im Stich lässt; ihn dafür zu kritisieren, dass er auf unsere bolschewistische Geschichte spuckt; ihm die
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