Die Company
wissen wir nicht, wie ernst die Gerüchte zu nehmen sind.«
»Aber dem muss auf jeden Fall nachgegangen werden«, sagte der Vorsitzende mit Bestimmtheit. »Gibt es hinter den Kulissen eine Clique, die Gorbatschow stürzen will? Wenn ja, wie stark ist sie? Wird das Militär sie unterstützen? Wie können wir Gorbatschow unterstützen? Und was ist von den Gerüchten zu halten, dass der KGB Unsummen in fremden Währungen irgendwo im Westen gehortet hat?«
»Wir haben vage Hinweise darauf, dass beträchtliche Summen sowjetischen Kapitals in ausländischen Devisen auf deutsche Banken transferiert werden«, bestätigte Ebby. »Verantwortlich für diese Transaktionen ist angeblich jemand im Zentralkomitee – seine Identität ist nach wie vor ungeklärt. Wer die Befehle erteilt und welchem Zweck das Geld dienen soll, muss noch ermittelt werden.«
»Was für eine Rolle spielt Ihrer Meinung nach Jelzin dabei?«
»Jelzin nimmt Gorbatschow aus einer anderen Richtung aufs Korn«, sagte Ebby. »Die beiden Männer können einander nicht ausstehen – und zwar seit Gorbatschow Jelzin 1987 aus dem Politbüro vertrieben hat. Jelzin greift Gorbatschow offen an, weil er die Reformen verlangsamt. Ich denke, es lässt sich mit einiger Sicherheit sagen, dass Jelzin, der seit Mai letzten Jahres Präsident des russischen Parlaments ist und über eine starke Machtbasis verfügt, sich als logischen Nachfolger Gorbatschows sieht. Wir vermuten, dass er nichts dagegen hätte, wenn Gorbatschow kaltgestellt würde, solange er ihn nicht selbst kaltstellen muss.«
»Das hieße, dass Jelzin sich gegen den KGB und das Militär und die reformfeindlichen Parteibonzen stellt«, warf jemand ein.
»Er hat mehr Feinde, als ihm gut tut«, bestätigte Ebby.
In der letzten Dreiviertelstunde entspann sich eine Diskussion darüber, ob Saddam Hussein nach seiner vernichtenden Niederlage im Golfkrieg in der Lage wäre, chemische oder biologische Waffen einzusetzen. Als die Versammlung sich um die Mittagszeit auflöste, gestanden selbst die Kritiker der Company Ebby zu, dass er die aktuellen Ereignisse im Griff hatte und alles in seiner Macht Stehende tat, um aus der CIA eine Organisation zu machen, die der weltpolitischen Lage nach dem Kalten Krieg gewachsen war.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte Jack später im Büro seines Chefs.
»Den Umständen entsprechend«, antwortete Ebby seinem Deputy Director.
»Soll heißen?«
»Es heißt, dass die Dumpfköpfe im Kongress einfach nicht begreifen, wo unsere Grenzen sind. Sie geben achtundzwanzig Milliarden im Jahr aus und meinen, nicht genug für ihr Geld zu bekommen.«
»Vielleicht haben sie ja gar nicht so Unrecht, Ebby«, sagte Jack. »Gegen die kolumbianische Drogenmafia oder islamische Terroristen oder russische Waffenhändler zu kämpfen, rechtfertigt noch lange nicht die achtundzwanzig Milliarden Dollar, die wir jedes Jahr bekommen. Sieh es doch mal so: Wie sollen wir die besten und cleversten Leute anwerben, wenn unser Erzfeind ein Land wie Kuba ist?«
»Hast du eine andere Idee, was wir machen sollen?«
»Das habe ich allerdings.« Jack stand auf, ging zur Tür, die einen Spaltbreit offen stand und trat sie zu. Dann setzte er sich hinter Ebby auf die Fensterbank. Ebby schwenkte seinen Drehstuhl herum und blickte Jack an.
»Lass hören.«
»Ich habe schon einmal darüber nachgedacht, als Anthony in der Gewalt der afghanischen Fundamentalisten war. Unsere Situation war damals genauso ausweglos, wie sie es jetzt ist. Uns sind die Hände gebunden, weil der Kongress uns kontrolliert, den Etat kürzt und auf die Finger schaut. Nehmen wir zum Beispiel diese Gorbatschow-Geschichte – selbst wenn wir wüssten, was da läuft, wären uns die Hände gebunden, wir könnten nichts dagegen machen.«
»Ich glaube, es ist besser, wenn wir dieses Gespräch nicht führen –«
»Aber wir führen es, und wir könnten etwas machen.«
»Was meinst du damit?«
»Willst du es wissen? Wir könnten Torriti vortasten lassen. Ezra Ben Ezra leitet noch immer den Mossad – er könnte bestimmt sein Scherflein zu einem Unternehmen beitragen, das dafür sorgt, dass Gorbatschow an der Macht bleibt und die jüdische Emigrantenflut aus Russland nicht abebbt.«
Ebby erwiderte sarkastisch: »Sein Scherflein zu einem Unternehmen beitragen – aus deinem Mund klingt es richtig poetisch, fast legal.«
»Die Unmengen Dollar, die die Russen in Deutschland horten – wenn wir an einen Teil des Geldes rankämen, wäre das
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