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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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biografischen Daten hielten.
    »Sie behaupten, Mitarbeiter der Kanzlei Donovan, Leisure, Newton, Lumbard & Irvine gewesen zu sein«, sagte Oskar irgendwann an Ebby gerichtet. »Handelt es sich bei Mr. Donovan um William Donovan, der während des Großen Vaterländischen Krieges Chef des amerikanischen Office of Strategie Services war?«
    »Um genau den«, erwiderte Ebby müde.
    »Mr. Donovan ist obendrein der William Donovan, der Präsident Truman nach dem Krieg zum Aufbau einer Central Intelligence Agency gedrängt hat.«
    »Ich lese dieselben Zeitungen wie Sie«, konterte Ebby.
    »Da Sie damals Mitarbeiter von Mr. Donovans OSS waren, wäre es nahe liegend, dass er Sie den Leuten empfohlen hat, die heute die neue Agency leiten.«
    »Da hätte er mich wohl vorher gefragt. Und ich hätte abgelehnt.«
    »Wieso haben Sie Ihren guten Job aufgegeben, um bei Sears, Roebuck anzufangen?«
    »Weil Mr. Donovan mir keine Partnerschaft in Aussicht gestellt hat. Weil Sears, Roebuck mit den Verträgen, die ich als Mitarbeiter von Donovan für sie aufgesetzt habe, sehr zufrieden waren. Weil sie eine Stange Geld für Rechtsanwälte ausgeben und sich gedacht haben, dass es für sie günstiger wäre, selbst wenn sie mir mehr bezahlen, als ich bei Mr. Donovan verdient habe.«
    Oskar wollte gerade eine weitere Frage stellen, als einer der Matrosen hereinkam und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Oskar sagte: »Eure Küstenwache hat uns endlich die Erlaubnis zum Auslaufen gegeben.« Unter den Füßen der Gefangenen begann der Boden zu vibrieren, zunächst schwach, dann deutlich spürbar. »Ich hoffe, dass keiner von Ihnen leicht seekrank wird«, sagte Oskar. Er wechselte ins Russische und brüllte einem der Matrosen einen Befehl zu. Leo verstand, was er sagte – Oskar wollte, dass Eimer aufgestellt wurden, falls sich jemand übergeben musste –, doch er ließ sich nichts anmerken.
    Millicent, die zusammengesackt auf dem Stuhl saß, hielt sich besser, als die anderen erwartet hatten; die Hartnäckigkeit, mit der sie sich alle an ihre Legenden hielten, schien ihr Kraft zu geben. Das Verhör drehte sich immer wieder um das Managementseminar, und als Millicent gefragt wurde, ob sie einen einarmigen Ausbilder namens Andrews kenne, schüttelte sie den Kopf. Sie könne sich zwar vage erinnern, mal einen einarmigen Mann im Postraum gesehen zu haben, aber sie habe keinen Kurs bei ihm besucht. Nein, es sei auch keine praktische Übung gemacht worden, bei der Militärgeheimnisse gestohlen werden sollten. Wieso in aller Welt sollte jemand an einem Managementseminar teilnehmen, um Militärgeheimnisse zu stehlen?
    Plötzlich wurde es draußen auf dem Gang hektisch. Die Tür stand einen Spalt offen, Männer in Uniformen trabten vorbei. Die zwei Männer im Raum, die das Verhör durchführten, tauschten verdutzte Blicke aus. Oskar deutete mit dem Kopf zur Tür. Die beiden Männer gingen nach draußen und tuschelten auf Russisch mit einem kräftigen Mann, der an den Ärmeln die goldene Tresse eines Marineoffiziers hatte. Leo meinte, die Worte »Chiffriermaschine« und »bleibeschwerte Tasche« zu hören, aber eines verstand er genau: »… über Bord, wenn die Amerikaner uns aufhalten wollen.«
    »Was reden die da?«, knurrte Jack. Er zweifelte langsam daran, dass es sich hier tatsächlich um eine Übung der Company handelte.
    »Sie wollen ihre Chiffriermaschine in einer beschwerten Tasche im Meer versenken, wenn die Amerikaner das Schiff aufhalten«, flüsterte Leo.
    »Jesus Christ«, sagte Ebby. »Der letzte Befehl, der die japanische Botschaft in Washington am sechsten Dezember 1941 erreichte, lautete, die Geheimschriftschlüssel zusammen mit den Chiffriermaschinen zu zerstören.«
    »Verdammt, anscheinend wollen die Russen einen Krieg anfangen«, sagte Jack.
    Millicent sank das Kinn auf die Brust, und sie fing an zu zittern.
    Draußen auf dem Gang sagte Oskar irgendwas über »die vier Amerikaner«, aber der Rest ging in Sirenengeheul unter. Der Marineoffizier fauchte wütend: » Njet, njet. « Er hob die Stimme, und Leo hörte ihn sagen: »Ich entscheide hier … auf der Liepaja habe ich das … In einer halben … Sonnenaufgang … über Funk … Zement und über Bord mit ihnen …«
    Ebby und Jack sahen Leo an, damit er übersetzte. Sein verstörter Blick ließ nichts Gutes ahnen. »Sie sagen was von Zement«, flüsterte Leo. »Sie wollen uns ins Meer werfen, wenn wir nicht reden.«
    »Das gehört zu der Übung«, sagte Ebby, der die Mikrofone im

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