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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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in dem die Nummer ausgestellt wurde, und die mittleren zwei für das Ausstellungsdatum. Die Kar ten, die Jewgeni erhalten würde, waren tatsächlich in der a merikanischen Behörde registriert. Da er in den Legenden zwei bis drei Jahre älter sein würde, sollte er neben den üblichen Ausweispapieren wie Führerscheine, Bibliotheksausweise mit Foto und dergleichen auch Wählerregistrierungskarten bekommen. Seine Schullaufbahn wurde von Unterlagen einer High School in New Haven sowie der Erasmus High School in Brooklyn (die Jewgeni tatsächlich besucht hatte) bestätigt. Des Weiteren sollten ein echt klingender, a ber nicht überprüfbarer beruflicher Werdegang sowie medizinische Unterlagen von bereits verstorbenen Ärzten die beiden Identitäten untermauern. Pässe mit Reisestempeln würden das Ganze vervollständigen.
    »Ihr habt wirklich an alles gedacht«, sagte Jewgeni.
    »Das hoffen wir im Interesse deiner Sicherheit«, sagte Agrippina. »Aber da wären noch zwei kleinere Probleme.«
    »Laut deinen zahnärztlichen Unterlagen«, sagte Serafima, »sind die meisten deiner Füllungen in den Vereinigten Staaten gemacht worden. Aber zwei Füllungen stammen aus der Sowjetunion, eine wurde gemacht, bevor du nach dem Krieg zu deinen Eltern nach New York gegangen bist, die zweite, als du einmal während der Sommerferien in Moskau warst. Diese Füllungen müssen neu gemacht werden, von Zahnärzten, die sich mit amerikanischen Zahntechniken auskennen und auch Zugang zu den in Amerika benutzten Materialien haben.«
    »Und das zweite Problem?«
    Plötzlich tauchte Starik mit belegten Broten und einer Flasche kwass an der Tür auf. »Das zweite Problem hat keine Eile«, sagte er. Er war sichtlich verärgert, weil die Schwestern es angesprochen hatten. »Das erfährt er noch früh genug.«
    Jewgeni rief Asa an, als er seinen ersten freien Abend hatte, und die beiden trafen sich im Gorki-Park. Sie spazierten einen Weg entlang, der parallel zur Moskwa verlief, unterhielten sich über amerikanische Literatur, und dann konnte Jewgeni ihr auch ein paar persönlichere Dinge entlocken. Sie erzählte ihm, dass ihre Mutter, eine Hörspielautorin, und ihr Vater, ein Schauspieler am Jiddischen Theater, Ende der Vierzigerjahre verschwunden waren. Nein, sie wusste nichts Genaueres, da die Behörden, die sie vom Tod der beiden verständigt hatten, nichts Genaueres mitgeteilt hatten. Mit Berias Tochter Natascha hatte sie sich in einem Sommerlager im Ural angefreundet. Danach waren sie über Jahre Brieffreundinnen gewesen, und als ihre Bewerbung für ein Geschichts- und Sprachstudium an der Lomonosow-Universität wider Erwarten angenommen worden war, hatte es nahe gelegen, dass sie zu Natascha zog. Nataschas Vater war sie schon oft begegnet; er war ein warmherziger, freundlicher Mann, der seine Tochter über alles liebte und beruflich mit wichtigen Dingen befasst war. Er hatte drei Telefone auf seinem Schreibtisch, eins davon rot, und manchmal klingelten sie Tag und Nacht. Schließlich war Asa Jewgenis Fragen überdrüssig und zog aus der Tasche ihrer Bluse ein paar Schreibmaschinenblätter hervor. Auf ihnen hatte sie einige von Anna Achmatowas frühen Liebesgedichten sowie die Rohfassung ihrer Übersetzung ins Englische getippt. Geistesabwesend pflückte sie wilde Beeren von Büschen und steckte sie sich in den Mund, während Jewgeni laut eine Strophe las:
     
    Welch süßen Hexentrank brauten wir
    An jenem tristen Januartag?
    Welch dunkle Leidenschaft schenktest du mir
    Bis in den grauen Morgen? – Sag!
     
    »Was mit ›Hexentrank‹ gemeint ist, weiß ich«, frohlockte Jewgeni. »Pure Lust.«
    Asa richtete ihre ernsten Augen auf den jungen Mann. »Lust schürt bei Männern die Leidenschaft, wie man weiß, aber wir Frauen werden von einem anderen, subtileren Verlangen getrieben, das ausgelöst wird durch …«
    »Durch?«
    »… die Ungewissheit, die wir im Blick eines Mannes sehen, das Zögern, das wir in seiner Berührung spüren, und vor allem durch das Zaghafte, das wir in seiner Stimme hören, denn das alles spiegelt sein innerstes Selbst wider.« Mit großer Ernsthaftigkeit fügte sie hinzu: »Deine Stimme gefällt mir, Jewgeni.«
    »Und mir gefällt, dass sie dir gefällt«, sagte Jewgeni, und das war sein Ernst.
    Am Sonntag darauf gelang es Jewgeni, Karten für das Moskauer Künstlertheater zu ergattern, und er und Asa sahen die große Tarasowa in der Rolle von Anna Karenina. Nach der Vorstellung lud er Asa zum Essen in ein kleines

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