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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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schicken würde. Ich bin P-P-PARSIFAL … aber das wissen Sie ja.«
    Eugene roch den Whisky im Atem des Engländers. »Mein Arbeitsname ist Eugene.«
    »Amerikaner, nicht? Hab gedacht, Starik würde mir diesmal einen Russen besorgen.«
    »Ich spreche zwar wie ein Amerikaner«, teilte Eugene ihm mit, »aber ich bin Russe.« Und er sagte sein Motto in perfektem Russisch auf: »Sa uspech naschego besnadjoshnogo dela! «
    Die Miene des Engländers hellte sich auf. »Ich spreche selbst kein Russisch. Aber ich höre es gern. Ich habe viel lieber mit Stariks Russen zu tun als mit diesen übernervösen amerikanischen Kommunisten.« Er nahm vier belichtete Minoxfilme aus seiner Tasche und reichte sie Eugene. »Leiten Sie den Kram, so schnell Sie können, an Starik weiter. Ich hab ein paar schrecklich gute Bilder von ein paar schrecklich geheimen Dokumenten geschossen, auf denen genau dargelegt wird, über welchen sowjetischen Städten die Amerikaner A-Bomben abwerfen wollen, wenn es zum Krieg kommt. Haben Sie auch was Schönes für mich?«
    Eugene stellte die Flaschen Lagavulin auf den Boden und holte die anderen Dinge hervor, die in dem ausgehöhlten Strickbuch gewesen waren: ein Dutzend Filme für eine Minox-Minikamera, neue Chiffriercodes in Miniaturschrift auf der Innenseite von gewöhnlichen Streichholzschachteln, ein neues Microdot-Lesegerät, getarnt als Weitwinkelobjektiv für eine 35-mm-Kamera, und einen persönlichen Brief von Starik, natürlich verschlüsselt.
    »Besten Dank«, sagte der Mann. »Meinen Sie, Sie kommen bald mal wieder mit dem Residenten in Kontakt?«
    »Möglich.«
    »Je früher, desto b-b-besser. Sagen Sie ihm, uns steht da ein kleines Problem ins Haus. Angleton ist dahintergekommen, dass wir im British Foreign Service seit ewigen Zeiten einen Maulwurf mit dem Decknamen HOMER haben.« Das Stottern des Engländers war verschwunden, als er ins Reden kam. »Gestern hat er mir erzählt, dass seine Leute bei einigen alten abgefangenen Nachrichten noch ein paar zusätzliche Einzelheiten dechiffriert haben: Als HOMER in Washington stationiert war, hat er sich zweimal in der Woche in New York mit Ihrem Vorgänger, seinem Mittelsmann, getroffen. Über kurz oder lang wird Angleton rausfinden, dass nur Don Maclean in Frage kommt – er hat zweimal in der Woche in New York seine Frau Melinda besucht, die schwanger war und bei ihrer amerikanischen Mutter wohnte. Maclean leitet inzwischen die amerikanische Abteilung im Foreign Service in London. Er muss gewarnt werden, und jemand sollte Vorkehrungen treffen, ihn rauszuschleusen. Können Sie das alles behalten?«
    Eugene war von Starik bereits über Angleton und HOMER und Maclean informiert worden. »Wo ist Burgess derzeit beschäftigt?«, erkundigte er sich nach Philbys altem Freund vom Trinity College, Guy Burgess, der seit langem sowjetischer Agent war und Philby während des Kriegs für den MI6 angeworben hatte.
    »In der britischen Botschaft in Washington; ab und an trinken wir ein Gläschen, und er übernachtet bei mir. Wieso fragen Sie?«
    »Burgess ist doch ein alter Freund von Maclean, nicht?«
    »Allerdings.«
    »Starik hat gesagt, im Notfall sollten Sie überlegen, ob Sie nicht Burgess losschicken, damit er Maclean warnt.«
    »Keine schlechte Idee! Wenn die beiden durch die Pubs ziehen, wird sich niemand was dabei denken. Falls es brenzlig wird, kann Guy sich bestimmt für einen Kurztrip nach Hause loseisen, um Maclean zu warnen.«
    »Verwischen Sie Ihre Spur – falls Maclean sich aus dem Staub macht, könnte jemand Rückschlüsse von Maclean auf Burgess und von Burgess auf Sie ziehen.«
    Der Engländer hob resigniert die Schultern. »Guy ist gerissen, ich schätze, er kann sich aus jeder Memme rausmogeln«, sagte er. »Außerdem hab ich ein plausibles Verteidigungsargument – wenn ich wirklich ein russischer Spion wäre, würde ich mir ganz bestimmt nicht mit einem anderen russischen Spion bei mir zu Hause einen hinter die Binde gießen.«
    Eugene musste über die Kaltschnäuzigkeit des Engländers lächeln. »Es wäre besser, Sie bezahlen mir den Whisky«, sagte er und reichte ihm die Rechnung.
    Kim Philby gab ihm das Geld. »D-d-der Rest ist für Sie«, sagte er wieder leicht stotternd.

 
    8 Heidelberg,
Montag, 9. April 1951

    V
    on der schmalen Straße aus wirkte die Studentenkneipe Propyläen dunkel und verlassen. Die metallenen Fensterläden waren geschlossen, die nackte Glühbirne über dem Wirtshausschild war erloschen, und auf einem

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