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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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umrahmte ein schlankes Gesicht, während ein dünner Bartflaum Oberlippe und Kinn zierte. Das Einnehmendste an ihm war jedoch das großzügige Lächeln, das ihm so bereitwillig auf die Lippen kam, begleitet von einem gewissen Zwinkern in den Augen, mit dem sich Arnaut sogleich anfreunden konnte.
    »Felipe
de que?
«, ließ sich Severin misstrauisch vernehmen. Arnaut stieß ihm einen warnenden Ellbogen in die Rippen.
    »Ach, wie unhöflich von mir«, erwiderte der junge Mann. »Felipe de Menerba. Streng genommen bin ich auch nicht aus Narbona. Meine Familie besitzt Ländereien nördlich von hier.«
    »Menerba«, sagte Arnaut etwas atemlos. Das war der Name einer kleinen Festungsstadt, nördlich von Narbona, in den Bergen. »Seid Ihr vielleicht mit dem Statthalter verwandt?«
    »Er ist mein Vater.«
    Severin errötete heftig und trat einen Schritt zurück. Auch Jori schien seine Keckheit vorübergehend verloren zu haben. Schließlich begegnete man nicht jeden Tag dem Sohn des Statthalters und Vizegrafen von Menerba.
    »Ich glaube, wir haben gerade Euren Herrn Vater gesehen«, sagte Arnaut aus reiner Verlegenheit. »Er kam aus dem Palast der Vizegräfin. Ich bin übrigens Arnaut de Montalban. Wir sind aus der Corbieras, wo meine Familie die Burg Rocafort besitzt. Und dieser Naseweis hier ist Severin, mein Schildträger.« Der fuhr sich über den Haarschopf vor lauter Verlegenheit. »Und dann haben wir noch Jori«, fuhr Arnaut fort und legte dem Kleinen die Hand auf die Schulter. »Er zeigt uns die Stadt.«
    Felipe lächelte breit, deutete mit dem Kopf eine leichte Verbeugung an. »Willkommen in Narbona«, sagte er. »Nun weiß ich auch, wer Ihr seid.«
    »Wie kann das sein? Sind wir doch erst gestern angekommen.«
    »Und habt doch schon einen Eindruck hinterlassen.« Felipe musste über Arnauts verdutztes Gesicht lachen. »Einer meiner Freunde tat gestern am Südtor Dienst und hat mir etwas von einem herrlichen Schlachtross vorgeschwärmt, das ein junger Ritter aus der Corbieras mit sich führte.«
    Arnauts Miene hellte sich auf. »Ah. Ich erinnere mich. Giraud de Trias.«
    »So ist es. Und dann gab es wohl einen abgebrochenen Zweikampf im Palast des Grafen von Tolosa. Muss recht unterhaltsam gewesen sein.«
    »Nun …«, murmelte Arnaut und wurde rot.
    Aber Felipe legte ihm lachend die Hand auf die Schulter.
    »Wer diesen Joan de Berzi herausfordert, hat meine volle Unterstützung. Nicht zuletzt, weil er ein tollkühner Kerl sein muss.«
    »Wer ist denn dieser Berzi?«
    Felipe wurde ernst. »Er ist
Coms
Alfons’ Reiterhauptmann. Ich weiß nicht, wie gut Ihr mit dem Schwert seid, aber seid froh, dass es nicht zum Zweikampf gekommen ist.«
    »Wie gut ich mit dem Schwert bin?«, grinste Arnaut, den plötzlich wieder die alte Verwegenheit packte. »Das will ich gern jedem zeigen, der es wissen will.«
    »Oho, ein feuriger Provenzale, ein wilder Mann aus den Bergen«, lachte Felipe. »Kommt. Ich zeige Euch den Palast der Vizegräfin, und wenn Ihr wollt, können wir zur Übung die Klingen kreuzen. Ich habe da noch meine Rüstung liegen. Da wird sich zeigen, wie es mit Eurer Kunst bestellt ist.«
    Severin, der seinen Herrn nicht stören wollte, gab vor, sich um die Pferde kümmern zu müssen, und verabschiedete sich. Jori nahm er mit. Arnaut und Felipe dagegen überquerten in angeregtem Gespräch versunken den Marktplatz und betraten den Palast.
    ***
    »Hast du gesehen? Felipe wäre beinahe gestürzt.«
    Nina legte vor Schreck die Hand vor den Mund und starrte gebannt auf die Kämpfer unten auf dem Übungshof. Der Lärm von Hieben auf eisenbeschlagene Schilde, die Ausrufe der Männer und ihre kaum unterdrückten Flüche drangen bis ans schmale Fenster, hinter dem sich die beiden Mädchen heimlich drängten. Die Mutter hatte ihnen strengstens verboten, Krieger beim Drill zu beobachten. Doch wer konnte dem Schauspiel widerstehen? Ermengarda hatte schon vor einiger Zeit dieses geheime Plätzchen gefunden, die Fensterscharte in einem Seitenturm, wohin sich selten jemand verirrte.
    »Nina, komm endlich. Du musst dich noch für den Empfang umziehen.«
    »Noch ein bisschen, Erminha. Ich beeil mich nachher auch, versprochen.«
    Ermengarda verdrehte die Augen und seufzte. Sie mochte es, wenn Nina sie bei der Koseform ihres Namens nannte. Und in Wirklichkeit war sie genauso neugierig und schielte erneut über den Kopf ihrer Schwester in den Übungshof hinunter.
    Neben Felipe befand sich auch der junge Giraud de Trias auf dem

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