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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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in der Hand neben einer der Porticosäulen stand.
    »Ah, ich habe vergessen, dir eine Erfrischung anzubieten«, sagte der Erzbischof und winkte den Bediensteten heran. »Du nimmst vermutlich Wein?«
    Alfons nickte und nahm einen silbernen Kelch aus der Hand des Dieners. »Was ist mit diesem Menerba?«, fragte er und gönnte sich gleich einen tiefen Schluck, ohne auf den Erzbischof zu warten, der sich ebenfalls einen Kelch hatte reichen lassen. »Ist der noch verlässlich?«
    Leveson entließ den Diener mit einer ungeduldigen Handbewegung.
    »Man hat mir zugetragen, er habe seine Männer abgezogen und die Stadt verlassen. Nur sein Sohn weilt noch in Narbona. Ich sage dir, wenn du auch noch die stillschweigende Billigung des Stadtadels verlierst, steht es nicht gut für deine Sache. Dann hast du nur noch mich.«
    »Oh, und welch großartige Hilfe gerade du bisher gewesen bist! Nicht einmal den Segen des … Papstes konntest du mir sichern.«
    »Rede mir nicht vom Papst!«, erwiderte Leveson gereizt. »Der ist, weiß Gott, mit anderen Dingen beschäftigt. Und ohne Billigung der Krone Frankreichs wird er ohnehin nichts tun.«
    Leveson hatte dem Papst mehrfach geschrieben, ohne eine Antwort zu erhalten. Was nicht so überraschend war, denn jeder wusste, Innozenz hatte mit den sizilianischen Normannen und den von ihnen unterstützten Gegenpäpsten mehr als genug Schwierigkeiten am Hals. Nur dank der Unterstützung Frankreichs hatte er sich überhaupt auf dem Papstthron halten können. Und wo König Louis’ Herz schlug, das war spätestens seit seiner Hochzeit mit der jungen Herzogin von Aquitanien klar. Nein, von der Seite war nichts zu erwarten. Missmutig kreuzte Alfons die Arme.
    Nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten, erhellte sich seine Miene wieder. »Die
vescomtessa
 …«, sagte er und hielt inne, weil die Worte nicht recht kommen wollten.
    »Was ist mit der Hure?«
    »Hure?«
    »Sie ist ein niederträchtiges Weib«, wetterte Leveson. »Weiß Gott, was Aimeric in ihr gesehen hat. Ganz vernarrt war er in sie gewesen. Überhaupt erstaunlich, wie ausgewachsene Kerle sich von ihr wie Tanzbären an der Nase herumführen lassen. Über ihre unzüchtigen Beziehungen zu Menerba bist du im Bilde, nehme ich an.«
    Alfons nickte. »Was willst du? Sie ist Witwe.« Dabei konnte er ein anzügliches Grinsen nicht unterdrücken. »Dem Kerl kann ich es jedenfalls nicht verdenken«, lachte er.
    Leveson bedachte ihn mit einem ungnädigen Blick.
    »Also, was ist mit ihr?«, fragte er.
    »Sie will verhandeln.«
    »Das wäre in der Tat etwas Neues.«
    »Vielleicht hat sie ihre Haltung geändert.«
    »Warum sollte sie?«
    »Sie war gestern sehr … wie sagt man?«, er suchte nach dem passenden Wort, »entgegenkommend. Ja, so kann man es nennen.« Er grinste vielsagend. »Und das ist milde ausgedrückt, würde ich sagen.«
    »Ich frage mich, warum.«
    »Vielleicht will sie mich heiraten.« Alfons lachte herzlich über diesen Witz. Nur ein Scherz, um Leveson zu ärgern.
    »Nimm dich vor dieser Schlange in Acht«, giftete der Alte prompt zurück. »Am Ende will sie es wirklich. Es muss ihr aufgegangen sein, dass du wieder zu haben bist. Und das ändert alles.« Er stellte seinen Kelch ab, holte ein besticktes Tüchlein hervor und schneuzte sich laut und umständlich. »Das ist überhaupt der Grund, warum ich mit dir reden wollte.«
    Etwas abwesend beobachtete Alfons den alten Leveson, wie er das Tüchlein sorgfältig zusammenfaltete und in seinem Gewand verschwinden ließ.
    Ja, dachte er überrascht, er war wieder frei. Diese Tatsache war ihm noch gar nicht so recht bewusst geworden, so sehr war er daran gewöhnt, die treue Faidiva an seiner Seite zu wissen. Aber nun lag sie begraben, möge Gott sich ihrer Seele erbarmen. Und bei dem unverhofften Gedanken, diese Ermessenda könnte ihn heiraten wollen, kitzelte es ihn nicht zum ersten Mal, die Frau in sein Bett zu holen. Welcher rechte Mann würde sie nicht begehren? Doch eigentlich war es noch etwas anderes, denn Weiber konnte er genug bekommen, daran hatte es nie gemangelt. Es war eine Kraft in ihr, die ihn reizte. Trotz aller Ehrbarkeit sah er etwas Ruchloses in diesem Weib, eben die Schlange, wie Leveson sich ausgedrückt hatte. Eine solche Frau zu beherrschen …
    »Was sagst du?«, fragte er. Die Gedanken an Ermessenda hatten ihn für einen Augenblick so gefangen gehalten, dass er nicht auf die Worte des Erzbischofs geachtet hatte.
    »Ich sprach von Vermählung«, wiederholte

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