Die Comtessa
Leveson.
»Wessen Vermählung?«
»Na, deiner selbstverständlich.«
»Ich soll die
vescomtessa
ehelichen?«
»Schwachkopf! Das würde dir wohl gefallen, was? Nein, die Erbin natürlich!«
»Was? Die wäre passender für meinen Raimon.«
»Dein Sohn Raimon ist nicht mal acht Jahre alt. Da müsstest du lange warten, bis euch die Mitgift zufällt. Nein, du selbst musst die Erbin heiraten. Jetzt, da Faidiva das Zeitliche gesegnet hat.«
»Diesen mageren Fratz? Was soll ich mit einer Elfjährigen? Die ist doch nicht weniger unmündig.«
»Dreizehn ist sie.« Arnaut de Leveson rollte die Augen und seufzte tief über das Unverständnis seines Gegenübers. »Aber beruhige dich. Sie ist nur die Halbschwester. Die Erbin Ermengarda ist die andere. Sie ist fünfzehn Jahre alt und äußerst
nubilis,
im mannbaren Alter, wenn du verstehst, was ich meine.«
Alfons starrte ihn verständnislos an. »Wieso hab ich sie nie gesehen?«
»Vielleicht hast du sie gesehen, vielleicht nicht. La Bela hält sie gern im Hintergrund. So als gäbe es sie nicht.«
»Fünfzehn.« Alfons dachte nach. »Das ist etwas anderes. Aber la Bela wird niemals einwilligen.« Dahin seine schönen Tagträume, denn Levesons Plan käme einer Entmachtung der Regentin gleich. Die Dame würde nicht nur eine solche Verbindung verweigern, allein das Ansinnen würde sie so erzürnen, dass er eine Liebschaft mit ihr vergessen könnte. Eine Liebschaft mit der zukünftigen Schwiegermutter. Ungewollt musste er lachen.
»Was gibt es da zu lachen?«, fragte Leveson ungehalten. Doch er wartete nicht auf eine Antwort. »Natürlich wird sie dagegen sein. Aber lass das meine Sorge sein. Ich kümmere mich darum.«
»Wann soll die Hochzeit sein?«
»Ich habe den Festtag der Heiligen Chrysanthius und Daria vorgemerkt, das ist der übernächste Sonntag.«
»Was? Schon so bald?«
Der Erzbischof lächelte spöttisch. »Ein durchaus angemessenes Datum für den Bund der Ehe, denn die beiden Heiligen haben sich nicht nur geliebt, sondern waren so standhaft im Glauben, dass sie sich dafür lebendig haben begraben lassen.«
»Herrliche Aussichten«, knurrte Alfons.
»Außerdem, ihr Martyrium fand hier in Narbona statt.«
»Lass mich mit deinen verdammten … Heiligen in Ruh!«
»Wie du willst. Aber in jedem Fall ist Eile geboten, bevor sich Widerstand bilden kann. Du weißt, es rumort. Die Trencavels und ihre Verbündete heben schon Truppen aus. Aber nun werden wir alle vor vollendete Tatsachen stellen. Sobald die Heiratsurkunde vor Zeugen unterzeichnet ist, gibt es kein Zurück.«
Alfons schüttelte ungläubig den Kopf. Schon in neun Tagen sollte er zum zweiten Mal den Bund der Ehe eingehen. Das ging ihm fast zu schnell.
»Ist sie wenigstens hübsch, diese Ermengarda?«
»Hübsch genug.«
»Nun, wenn sie mir die Vizegrafschaft bringt«, grinste Alfons, »darf sie auch hässlich wie eine lahme Krähe sein.«
»Durch Ermengardas Mitgift wirst du die volle Verfügungsgewalt über Narbona gewinnen. Ich lasse die Heiratsurkunde unmissverständlich aufsetzen. Aber eines merke dir. Sieh zu, dass du das Mädel eiligst schwängerst. Du brauchst einen gemeinsamen Erben, damit Narbona für immer bei Tolosa verbleibt, sollte einer von euch beiden frühzeitig ableben, was Gott verhüten möge. Denn stirbt sie ohne Erben, ist das mit der Mitgift hinfällig, und Narbona geht an ihren nächsten Verwandten. Stirbst du, bevor ihr ein Kind habt, freut sich ihr späterer Ehemann. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt.«
Alfons ließ lange einen nachdenklichen Blick auf ihm ruhen.
»Ich sehe, du hast dir alles genau ausgedacht«, sagte er dann. »Und was … was wird es mich kosten?«
»Ich will das Alleinrecht auf die Salzzölle.«
»Ein äußerst einträgliches Geschäft für dich.«
»Ebenso alle Zölle auf den Weinhandel, dazu das Kloster Fontfreda nebst Besitzungen und die Hälfte der Pachtverträge der Ländereien vor dem Stadttor.«
»
Putan!
Jetzt übertreibst du aber! Das ist ein Vermögen.«
»Vergiss nicht, du gewinnst eine reiche Vizegrafschaft und wirst der mächtigste Fürst des ganzen Südens. Ich muss dir die strategische Bedeutung von Narbona nicht erklären. Allein der Zoll auf den Warenverkehr am Südtor ist jährlich ein paar hunderttausend
solidi
wert.«
Alfons starrte auf seine Stiefelspitzen. Er hatte keine Lust, zu feilschen. Wenn er erst einmal alle Macht in der Hand hielt, ließe sich immer noch überlegen, ob er diese unverschämten Forderungen
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