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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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anerkennen würde oder nicht. Wo sollte ein Leveson sich denn beschweren wollen? Beim Papst? Der hatte ja bekannterweise andere Sorgen. Er hob den Blick und sah dem Alten fest in die Augen.
    »Gut. So sei es!«
    Der Erzbischof lächelte dünn. »Trinken wir darauf.« Er hob seinen Kelch und nickte dem Grafen zu.
    Er hat das berechnende Lächeln eines alten Fuchses, konnte Alfons nicht umhin zu denken. Vor dem muss man sich in Acht nehmen, der hat gewiss schon die nächste Teufelei im Sinn.
    »Auf dein Wohl,
Mossenher l’Avesque!
«, erwiderte er spöttisch und leerte den Kelch. Leveson dankte ihm mit einer kaum merklich angedeuteten Verbeugung.
    »Übrigens«, sagte er, »die großen Handelsherren wirst du am ehesten auf deine Seite bringen, wenn du ihnen Kriegsschiffe versprichst. Verluste durch maurische Piraten sind ihre größte Sorge.«
    »Mal sehen«, brummte Alfons. »Und die
vescomtessa?
Wie willst du die überzeugen?«
    »Überlass das nur mir. Sie wird sich fügen.« Als Alfons ihn fragend anblickte, fügte Leveson hinzu: »Um es ihr leichter zu machen, versprichst du ihr die Regentschaft auf Lebenszeit.«
    Alfons runzelte die Stirn.
    »
Pro forma.
Du verstehst mich«, sagte Erzbischof Leveson und zwinkerte ihm zu. »Nur
pro forma.
«

La Belas Zorn
    A mir warf den Kopf hoch und schüttelte seine schwarze Mähne. Der Hengst wollte laufen, verstand nicht, warum man hier so lange am Fleck verweilte. Ungeduldig machte er zwei Schritte vorwärts, doch Arnaut hielt ihn zurück. Gereizt tänzelte das Tier seitwärts in Severins Stute hinein, die nun ebenfalls unruhig wurde, woraufhin der Hengst versuchte, sie in den Hals zu beißen.
    »Fol bestia!«
Arnaut zerrte ärgerlich am Zügel und zwang Amir von dem anderen Pferd weg.
    »Eh! Quet, garça!«,
beruhigte Severin seine Stute und strich ihr über den Hals. »Du wirst sehen, die haben uns versetzt.«
    »Wart’s ab«, brummte Arnaut missmutig.
    Sie befanden sich in der Nähe einer alten Eiche an der Via Domitia, nur einige hundert Klafter jenseits der Südmauer. Felipe hatte ihnen eingeschärft, sich dort beim ersten Tageslicht einzufinden, da für die Beizjagd die frühen Morgenstunden am günstigsten seien. Doch inzwischen stand die Sonne zwei Handbreit über dem flachen Horizont, und die Bauern, nach dem Versorgen des Viehs, arbeiteten längst auf den Feldern.
    Heute waren sie leichter bewaffnet. Arnaut trug eine knielange Tunika über den Beinkleidern, ein wattiertes, ledernes Wams, der Schwertgurt wie immer um die Hüfte geschlungen und darüber ein wollener Umhang gegen die Morgenkühle. Helm und Schild baumelten vom Sattelknauf.
    Die Pferde hatten sich beruhigt und begannen, am Wegrand zu grasen, als aus dem Südtor der Stadt eine Reitergruppe auftauchte und die Brücke über den Festungsgraben überquerte. Ein Einzelner unter ihnen löste sich und näherte sich in leichtem Galopp. Sie erkannten Felipe.
    »Tut mir leid, dass ihr warten musstet.«
    Er deutete mit dem Kopf hinter sich und hob bedauernd die Schultern, als helfe keine Macht gegen weibliche Willkür.
    Inzwischen war auch der Rest der Reiter herangekommen. Allen voran Ermengarda auf einer hübschen braunen Stute. Arnaut war überrascht, sie in solch einfacher Kleidung zu sehen. Stiefel aus weichem Leder, leichte Beinkleider, darüber eine bequeme Tunika und ein halblanger grüner Umhang, den sie ungeduldig über die Schulter geworfen hatte, um die Arme frei zu haben. Sie unterschied sich kaum von dem jungen Jäger, der die Gruppe begleitete, und das einzige Zugeständnis an weibliche Eitelkeit war eine Fasanenfeder an ihrem grünen Jägerhut.
    Trotz des schlichten Aufzugs saß sie mit solch aufrechtem und würdevollem Selbstverständnis im Sattel, dass man sie gleich als Person von Rang erkennen musste.
    Auf der mit einem dicken Lederhandschuh geschützten Rechten trug sie einen herrlichen Falken, dem ihre ganze Aufmerksamkeit galt. Der Vogel hielt sich etwas unsicher auf dem schwankenden Stand, krallte sich in den Handschuh und glich die Bewegungen des Pferdes mit den Flügeln aus. Dabei läuteten jedes Mal die winzigen Schellen, die an seinen Füßen befestigt waren.
    Ermengarda zügelte ihr Reittier und musterte Arnaut neugierig aus strahlend blauen Augen. Das war der Blick, der ihm vor Tagen so durchs Mark gegangen war, und auch jetzt verfehlte er seine Wirkung nicht. Undeutlich bekam er mit, wie Felipe ihn vorstellte, murmelte selbst ein paar nichtssagende Höflichkeiten, wobei ihm die

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