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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Hausweines vor ihnen standen.
    »Wen? Jori?«
    »Warum nicht? Bei uns hat er es besser.«
    Arnaut schüttelte den Kopf. »Wir können doch nicht jeden Straßenlümmel auflesen und mitnehmen. Außerdem habe ich nicht vor, auf Rocafort zu bleiben. Großvater wird mir mehr Geld bewilligen, und nach der Schneeschmelze reiten wir nach Spanien.«
    »Spanien?«
    »Wir hauen den Mauren aufs Haupt.«
    »Ah.«
    Severins Miene drückte Zweifel aus, doch dann zuckte er mit den Schultern, als habe die Frage keine weitere Bedeutung für ihn. Während Arnaut damit beschäftigt war, ihnen Wein einzuschenken, sah sich Severin verstohlen in der Schankstube um. Diesmal waren keine Buhlweiber zu sehen. Zu schade, aber vielleicht war es noch zu früh am Abend.
    »Wir haben noch nicht alles erkundet«, sagte er wie beiläufig. »Da wir schon hier sind, lass uns ein paar Tage bleiben.«
    »Ich ahne, was du erkunden willst.« Arnaut, dem die schweifenden Blicke des Freundes nicht entgangen waren, zwinkerte ihm zu und lachte. »Aber meinetwegen. Verschieben wir den Aufbruch für ein paar Tage.«
    Er nahm einen tiefen Schluck aus dem Becher und schüttelte sich. »Was für ein saures Gesöff, verflucht!«
    Nicht zu vergleichen mit dem edlen Tropfen, den er bei Felipe genossen hatte. Und dann musste er wieder an Ermengarda denken.
     
    Am nächsten Vormittag, umgeben von ihren Beratern, trafen sich in formeller Runde Alfons Jordan, die
Vescomtessa
Ermessenda und Erzbischof Leveson in der erzbischöflichen Kanzlei, um den Ehevertrag auszuhandeln, die wichtigste Sache überhaupt bei dieser heiklen Vermählung.
    Nicht, dass Ermessenda allzu große Ansprüche stellen konnte, dachte Erzbischof Leveson, dennoch war es ihm wichtig, dass der Inhalt der Urkunde allen Gepflogenheiten entsprach und beiden Parteien gerecht wurde. Niemand, besonders nicht Tolosas Widersacher, sollte in der Abmachung irgendetwas finden, das die Gültigkeit und Rechtmäßigkeit des Vertrages in Frage stellen könnte.
    »Wie hat es dein Mündel aufgenommen?«, fragte er la Bela.
    »Sie weigert sich.«
    Sie warf dem Erzbischof einen hasserfüllten Blick zu. Wie er sie doch anekelte, dieser listige Alte, mit seinem verkniffenen Mund und der grauen Greisenhaut. Ihr war übel. Und immer noch schmerzte ihr das Hirn. Seit dem wilden Streit mit ihrer Stieftochter hatte sie nur im Bett dahingedämmert und nichts als Kräuteraufgüsse zu sich genommen. Selbst der sonst so gewiefte Tibaut hatte keinen Rat gefunden, wie sie sich so schnell aus dieser Lage befreien konnte.
    »Sie weigert sich?« Leveson hob erstaunt die Brauen. »Das wird ihr wenig nützen. Bestell ihr, dass sie Alfons heiraten wird, auch wenn wir sie an den Haaren vor die Kirche schleifen müssen.«
    »Nun, dazu wird es wohl nicht kommen«, sagte Alfons peinlich berührt.
    Er betrachte la Bela mit großer Aufmerksamkeit, denn seit dem Empfang im
palatz vescomtal
hatte er sie nicht mehr gesehen. Er fragte sich, was wohl in ihr vorgehen mochte und wie es dem gerissenen Erzbischof gelungen war, sie zu diesem Schritt zu überreden. Sie war wie immer erlesen gekleidet, doch ihr Antlitz schien bleicher als gewöhnlich, und die rastlosen Hände vermittelten einen etwas fahrigen Eindruck. Sie hatte ihn mit frostiger Höflichkeit begrüßt, danach aber seinen Blick gemieden.
    Er räusperte sich. »Das … Kind wird sich daran … gewöhnen«, sagte er und musste sich zusammennehmen, die Worte klar und deutlich auszusprechen. »Sie wird es gut haben, und es ist für alle das … Beste.«
    »Sicher«, erwiderte sie und lächelte gequält.
    Dennoch hatte sie ihn diesmal angeschaut, wenn auch nur kurz von der Seite. Das ermunterte ihn, ihr die schlanken Hände zu tätscheln, die unruhig in ihrem Schoß lagen. Diese plumpe Annäherung ließ sie etwas zusammenzucken, aber sie zog die Hände nicht weg.
    »Das Beste«, wiederholte er gütig und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »So ist aller Streit beigelegt.«
    »Können wir beginnen?«, fragte sie mit leicht gereizter Stimme.
    »Mit Vergnügen, meine Liebe«, erwiderte der Erzbischof und gab dem Domdechant Peire de Montbrun ein Zeichen, das am Vorabend ausgefertigte Dokument zu verlesen. Der ließ sich das Blatt vom erzbischöflichen
secretarius
überreichen, räusperte sich und schaute in die Runde. Alfons hatte seinen eigenen Schreiber und Vertrauten mitgebracht. Als Zeuge und Berater der Vizegräfin war Tibaut de Malvesiz unter den Anwesenden und Bardine Saptis als

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