Die Comtessa
irgendwie sicherstellen, dass sie keinen Nachwuchs bekam. Während sie darüber nachdachte, kribbelte es ihr im Nacken, und sie überhörte Levesons Frage.
»Was?«
»Ob du mit alldem einverstanden bist«, wiederholte der Alte.
»Keineswegs«, erwiderte sie trocken. »Aber nun ist es so beschlossen, und da will ich mich dem Glück des jungen Paares nicht widersetzen.«
Dabei wandte sie sich Alfons zu und bedachte ihn mit einem so unerwarteten Lächeln, dass der Mann fast die Fassung verlor. Auch der Erzbischof riss erstaunt die Augen auf, so sehr hatte ihn die plötzliche Verwandlung überrumpelt.
»Und meine Regentschaft?«, fragte sie jetzt.
Leveson starrte sie einen Augenblick lang misstrauisch an. Dann nickte er dem
secretarius
zu, der ein zweites Dokument nebst Abschriften verteilte. Aus diesem verlas der Domdechant den Inhalt einer Vereinbarung, die an die Vermählung Ermengardas gekoppelt war und Einzelheiten über la Belas Treuegelöbnis und Pflichten enthielt, im Auftrag und Namen des Grafen von Tolosa die Vizegrafschaft zu verwalten. Im Grunde kam es einer völligen Entmachtung der neu gekürten
Vescomtessa
Ermengarda gleich, die als Mitunterzeichnerin jegliche Einmischung aufgab.
Das gefiel Ermessenda, und Streit gab es nur über den Umfang ihrer Privilegien, die Liste ihrer Lehnsgüter und die Erbregeln solcher. Doch da Alfons in großzügiger Stimmung war und der Erzbischof es eilig hatte, die Angelegenheit abzuschließen, einigte man sich rasch. Der
secretarius
versprach, die Urkunde noch am gleichen Tag anzupassen und den Parteien zur Durchsicht vorzulegen.
»Nun bleibt nur noch eines zu besprechen«, sagte der Erzbischof. »Die Vermählung findet morgen gegen Mittag statt.«
»Wie bitte?«, Ermessenda sprang auf. »Es sollte doch erst am Sonntag sein.«
»Wir haben Berichte erhalten«, erklärte Alfons, »dass sich ein Bündnis um die Brüder Trencavel auf dem … Kriegsfuß befindet. Ihr Heerhaufen hat sich bereits in Marsch gesetzt, und auch ich muss mich meinen Truppen anschließen.«
La Bela starrte ihn misstrauisch an.
»Das geht mir alles viel zu schnell.«
»Wir haben wenig Zeit«, sagte Leveson. »Ist die Heirat einmal vollzogen, haben wir Tatsachen geschaffen, die auch die Trencavels anerkennen müssen. So wird sich unnötiges Blutvergießen vermeiden lassen.«
»Da bleibt ja kaum Zeit für das Verlöbnis! Und wer sollen die Zeugen sein?«
Ohne Verlöbnis und dem vor Zeugen unterschriebenen Ehevertrag konnte eine Eheschließung später angefochten werden.
»Das Verlöbnis«, erwiderte Leveson, »findet heute Abend in engem Kreis statt. Und wir werden schon genug ehrbare Zeugen zusammenkriegen, keine Sorge. Wenn sich Ermengarda bis dahin fügt, darf sie selbst unterzeichnen, ansonsten tust du es als ihre Muntherrin.«
»Aber wie soll ich in so kurzer Zeit eine Hochzeit ausrichten? Kleider sind zu schneidern, das Volk muss bewirtet werden …«
»Nichts da«, unterbrach der Erzbischof sie barsch. »Wir haben keine Zeit. Du lässt sie doch auch sonst wie eine Magd herumlaufen. Und für das Volk …« Er zog ein verächtliches Gesicht. »Lass Tische auf dem Marktplatz aufbocken und dazu ein paar Rinder und Schweine am Spieß braten. Einige Dutzend Fässer Bier oder billigen Wein werden sich doch wohl auftreiben lassen.«
»Soll sich Narbona so schäbig zeigen?«
Oh, wie sie diesen Mann hasste. Jetzt, da er Oberhand zu haben glaubte, ließ der elende Pfaffe keine Gelegenheit aus, sie noch mehr zu erniedrigen. Nicht genug, dass er sie zu dieser verdammten Heirat gezwungen hatte, nun gab man ihr nicht einmal mehr Zeit, einen dem Stande des Hauses würdigen Rahmen zu schaffen.
Der Konsul Bardine Saptis räusperte sich. »Die Bürgerschaft,
Domina,
wird sich geehrt fühlen, das Fest auszustatten.«
»Auch ich bin bereit, zu helfen, wo es geht«, bot sich Alfons an. »Meine Männer …«
»Macht doch euer Fest, wie es euch passt«, unterbrach sie und erhob sich. »Mich geht das nichts mehr an. Wir sehen uns heute Abend zur Unterschrift.«
Damit rauschte sie mit erhobenem Kopf aus der Kanzlei, gefolgt von ihrem Schatten, Tibaut de Malvesiz.
***
Sie standen in einem stillen Winkel, hinter der Basilika Sant Paul Serge, unter einem Torbogen, der in die alte Nekropolis führte, schräg gegenüber der Sakristei. Arnaut fragte sich ernsthaft, was sie hier sollten, und hatte nicht übel Lust, Felipes Aufforderung in den Wind zu schlagen.
Die rätselhaften Andeutungen des Boten
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