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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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der aus dem Sattel gestiegen war.
    »Wer wünscht ihn zu sprechen?«
    »Ich bin Arnaut de Montalban. Und ich bitte dich, sag auch
Fraire
Aimar Bescheid, der sich hier befindet. Er kennt mich gut.«
    Der Mönch starrte ihn aus wässrigen Augen an. »Wart Ihr nicht erst kürzlich hier?«
    »So ist es. Vor neun Tagen. Nun geh und tu deine Pflicht.«
    Ohne viel Begeisterung drehte der Mönch sich um und stapfte zum Haupthaus hinüber.
    Doch bevor er es erreichte, öffnete sich eine Tür, und mehrere Mönche traten heraus, um sich neugierig zu nähern. Dann machten sie Platz für den Prior, einem großen, knochigen Mann in mittleren Jahren.
    »Gott zum Gruß, Prior Berard«, sagte Arnaut und nahm den Helm ab. »Wir suchen Eure Gastfreundschaft.«
    Der Prior kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. »Ihr seid doch der junge
cavalier,
der neulich hier war. Ein Verwandter unseres geschätzten Bruders Aimar, nicht wahr?«
    »So ist es.«
    Der Prior lächelte erfreut und befahl den anderen Mönchen, das Gatter zu öffnen. »Bruder Peire ist nicht immer sehr höflich zu Fremden. Steigt von Euren Reittieren und führt sie herein. Wir werden uns um sie kümmern, nicht wahr, Peire?« Bei den letzten Worten warf er dem Genannten einen strengen Blick zu. Dann wandte er sich wieder an Arnaut. »
Fraire
Aimar wird sicher bald kommen. Ich habe ihn zur Abwechslung in den Wald geschickt, um Nüsse zu sammeln und um einen klaren Kopf zu bekommen. Er studiert zu viel, der arme Kerl. Aber Ihr kennt ihn ja. Kriegt die Nase nicht aus den Büchern.«
    Alle waren inzwischen abgestiegen und überließen den Mönchen die Tiere.
    »Dies ist Felipe de Menerba«, stellte Arnaut ihn vor. »Ihr habt gewiss von den Menerbas gehört.«
    »Wer hat das nicht?« Der Prior verneigte sich, sichtlich überrascht und ein wenig verunsichert. »Es ist mir eine große Ehre.«
    Arnaut fasste den Mann leicht am Ellbogen und zog ihn zur Seite. »Wir hätten Euch gern in vertraulicher Angelegenheit gesprochen,
Mossenher
«, raunte er.
    Prior Berard hob erstaunt die Augenbrauen, aber bevor er antworten konnte, war noch ein Mönch aus dem Haus getreten und begrüßte Arnaut und Severin aufs herzlichste. Er war kein großer Mann, knapp an die dreißig, hatte aschblonde Haare. Und die freundlichsten blauen Augen, fand Ermengarda.
    »Ah, Bruder Aimar. Da bist du ja«, sagte der Prior. »Wir haben Besuch, wie du siehst.«
    »Und wer sind deine Begleiter, Arnaut?«, fragte Aimar.
    Arnaut senkte die Stimme. »Ich wollte es gerade dem Prior erklären …«
    »So ist es. Wenn du uns für einen Augenblick entschuldigst, Aimar«, sagte der Prior. »Die jungen Leute wollten mich eiligst sprechen. Es ist wohl etwas Vertrauliches.«
    »Es betrifft auch Bruder Aimar«, sagte Arnaut.
    Der Prior schüttelte den Kopf. »Da spannt Ihr mich aber auf die Folter.« Er bat sie in sein Gemach. Als Ermengarda ihnen folgte, fragte er: »Auch der Knappe?«
    Arnaut nickte verlegen. »Ihr werdet es gleich verstehen.«
    Die Kammer des Priors war weitaus geräumiger als eine einfache Mönchszelle, dennoch blieb neben der Lagerstatt, dem Schreibpult, einer Gebetsbank unter schlichtem Kreuz, der großen Kleidertruhe und zwei harten Stühlen wenig Platz, so dass Arnaut und Felipe in ihren schweren Rüstungen etwas gedrängt neben dem winzigen Fenster standen, das auf den Innenhof blickte. Aimar setzte sich auf die Truhe, Ermengarda stand etwas verloren neben der Gebetsbank. Der Prior rief nach Wein, man trank einen Schluck, und sobald der Gastfreundschaft Genüge getan und die Kammertür wieder verschlossen war, blickte er sie erwartungsvoll an.
    »Nun denn,
Messenhers?
«
    Bevor Arnaut den Mund öffnen konnte, trat Ermengarda vor. Man merkte ihr die innere Unruhe an, aber sie zwang sich zu einem Lächeln.
    »Ich bin Ermengarda von Narbona«, sagte sie mit überraschend fester Stimme. »
Vescoms
Aimerics älteste Tochter und alleinige Erbin der Vizegrafschaft.«
    Der Prior wusste nicht, wie ihm geschah. Er riss Mund und Augen auf und sah fragend von einem zum anderen. Da nahm sie die Mütze vom Kopf, entledigte sich des Seidenbands und schüttelte ihre dunkle Haarpracht frei, dass diese, wenn auch etwas verschwitzt und verklebt, bis auf die Hüften fiel. Das veränderte mit einem Schlag ihr Aussehen.
    Prior Berard starrte sie lange an.
    »Jes Maria!«,
stammelte er, fiel auf ein Knie und küsste ihre Hand. Schließlich gehörte das ganze Land ringsum den Vizegrafen, und somit war

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