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Die Containerfrau

Die Containerfrau

Titel: Die Containerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Smage
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verlassen. »Sie ist das, was du behauptet hast, oder?«
    Kann die Schadenfreude wohl nie hinter sich lassen, dieser Vang. Anne-kin lässt sich nicht zu einer Antwort herab.
    »Wo sollten wir jetzt anfangen«, fragt sie. »In der Uni? Den Gemeindezentren? Bei der Heilsarmee?« An den üblichen »Zufluchtsorten« ist der »Spatz« ja nicht zu finden. Kein Taxifahrer, Busfahrer, Straßenwagenschaffner hat sich von der Suchmeldung angesprochen gefühlt. Sie kann die Fähre genommen haben, sich an Bord geschlichen haben. Ein LKW kann sie mitgenommen haben, obwohl die Gesellschaften auch informiert worden sind. Sie kann mit einem Privatwagen per Anhalter gefahren sein. Einen Linienflug hat sie auf keinen Fall genommen.
    »Sie kann in Hustadvika in einer Kapitänskajüte sitzen oder in einem Graben oder unter einem Gullydeckel liegen«, schlägt Vang hilfsbereit vor. Kommissarin Halvorsen schaut ihn wütend an.
    »Wir gehen davon aus, dass sie noch in der Stadt ist. Und zwar lebendig«, fügt sie für sich selbst hinzu.
    Sie peilt die Oststadt an, fragt sich, warum eigentlich? Dort gibt es doch im Grunde nur Straßen und Mietskasernen und kaum Lokale oder Verstecke für eine, die sich nicht auskennt. Es hat also Zeit. Sie macht kehrt und fährt über die Bakkbrücke zurück. Andere Ermittler nehmen sich andere Stadtteile vor. Sie hält vor dem Royal Garden und Vang will unbedingt einen Kaffee trinken, ehe sie die Kjøpmannsgate absuchen, die Søndre gate absuchen, die Stichstraßen Thomas Angels-, Dronningens- und Kongensgate absuchen. Hier liegt ein Lokal neben dem anderen. Vang bekommt bei dem bloßen Gedanken schon Blasen und Löcher in den Socken.
    Im Bierkeller der Olavshalle steht Randi hinter dem Tresen. Das Lokal ist frisch renoviert, aber Randi ist noch die Alte. Sie nickt Anne-kin zu und will einen Halben zapfen, wirft dem Schnurrbartcharmeur Vang einen schrägen Blick zu und begreift, dass Anne-kin im Dienst ist. Sie sagt unaufgefordert, sie habe Augen und Ohren offen, doch leider, leider bisher keine »Verdächtige« gesehen. Jedenfalls keine, die Ähnlichkeit mit der hatte, über die sie in der Zeitung gelesen hat.
    »Daniel aus Veita«, der längst Veita verlassen und sich an der Ecke gegenüber dem Staatlichen Alkoholladen hinter Einwegfensterscheiben angesiedelt hat, ist der nächste Anlaufpunkt. Gut, dass er dort sitzt, dann hat die Polizei doch eine Illusion vom Standort des Drogenhandels in der Stadt. Daniel will gerade Feierabend machen. Er besteht aus schlechter Erfahrung darauf, seinen Laden zu schließen, ehe die anderen öffnen. Und dann haben sie noch die Norwegische Bank und die Bibliothek. Sie schauen beim Bibliothekscafée Gjest Baardsen vorbei, für Nichtraucher und Nichttrinker, aber mit dem besten Kuchen der Welt. Geschlossen. Die Schwulenkneipe ›Remis‹ im altehrwürdigen ›Haandverkeren‹ freut sich immer über neue Kundschaft. Sie werden hereingedienert. Anne-kin hat wirklich den Eindruck, dass der Charmeur Vang seinen Hintern einzieht. Sie grinst. Witziger Typ, dieser Vang, im Grunde hat er Schiss. Und dann bleiben ihnen nur noch Trondheims einziges schlossartiges Bauwerk, ein Heim für Senioren und vor allem Seniorinnen, und der Dom. Sie machen auf dem Absatz kehrt und folgen der Piste entlang der Bootsanleger.
    »Hast du gewusst, dass die Straße früher mal ›Søgaden‹ hieß, also Seestraße?«, fragt Anne-kin ihren Kollegen. »Dass das sozusagen die Hafenschuppen und Klohäuschen der Kaufleute waren, die dort?« Sie zeigt auf die leicht pompösen Steinbauten der Kjøpmannsgate.
    »Verschon mich«, lautet die Antwort. »Ich weiß nur, dass die Ausgrabungen hier auf Jahre die Anlage von Wasserleitungen, Kloaken und Stromleitungen verzögert haben, weil sie hier Klos entdeckt hatten. Die sie für historisch hielten. So richtig stinkende Wikingerlatrinen!« Anne-kin kichert. Der Historiker Vang hat ja wirklich tolle Perspektiven.
    Das Klatschcafée ›Breiflabben‹ hat geschlossen. Sie schenken sich den ersten Stock, in dem ein Fischrestaurant für anspruchsvolle Gaumen und dicke Brieftaschen liegt. Danach gibt es einige Sprachprobleme, denn hier liegen die China-Restaurants, die lieber keine vermissten Mädels auf der Speisekarte haben wollen. Und aus dem Lokal, dem Café für Bosnier, muss Anne-kin Vang schnell hinausziehen, weil er den Gästen eine Heidenangst einjagt.
     
    Noch ehe sie die Unikneipe betreten, stoßen sie auf eine solide Klangmauer. Auf der Bühne steht eine

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